„Klassik für Kids“
Dies ist der Name einer Musikkassetten-Reihe, die Klassiker-Musikanten – Tausendsassa Justus Frantz herausgebracht hat.
„Mit Klassik für Kids werden die neuen Freunde Ihrer Kinder schon bald Beethoven, Mozart & Co. heissen“ prophezeit der Pianist und Kulturmanager. Mit sanfter Stimme führt er kleine Hörer ab 5 Jahren in die Geheimnisse des Konzertsaals ein, zum Beispiel auf der Kassette „I love Chopin“:
„Falls ihr es nicht wissen solltet – ein Klavier ist ein Musikinstrument, das im Wesentlichen aus einem Rahmen mit aufgespannten Stahlsaiten und einer Tastenreihe aus weissen und schwarzen Tasten besteht und die Saiten werden durch Hämmerchen mit Filz angeschlagen.“ Kinder, die solide Definitionen lieben amüsieren sich hier glänzend.
Weiter heisst es jedoch: „Chopin danken wir,“ so schreibt Frantz, „die Erweiterung der Akkorde, der chromatischen und enharmonischen Wendungen.“ Ausgerechnet an dieser Stelle ist leider Schluss mit dem Definieren, obwohl vielleicht nicht einmal alle 55-jährigen wissen was eine chromatische Wendung ist. Aber zumindest darf man davon ausgehen, dass der Satz „Die letzte Mazurka kann Chopin nicht mehr ganz zu Ende selber niederschreiben“ ein bisschen enharmonisch ist.
Übrigens wird auf der Kassette „I love Chopin“ auch viel gehustet („seine Lungen!“). Szenen aus dem Alltag der Meister gehören zum Konzept der „Super-Geschenkidee zum Sammeln“. Die Reihe umfasst die Komponisten
- Vivaldi
- Bach
- Händel
- Haydn
- Mozart
- Beethoven
- Schubert
- Chopin
- Schumann
- Liszt
- Brahms
- Tschaikowsky,
wobei sich der hohe Anteil von Frauen wohl so erklärt, dass sie zur damaligen Zeit nicht komponieren durften sondern von ihren Vätern dazu angehalten wurden, Dampfmaschinen zu erfinden.
Wir lernen Frauen aber auch nicht als Sängerinnen oder Virtuosinnen kennen. Sie tauchen immer bloss
- als Schwester auf („Frederic! Teurer Bruder! Lass mich Deine kostbaren Hände ergreifen!“),
- als Ehefrau („Haydn´s Frau ist es ein Leben lang nicht gegeben auch nur annähernd zu begreifen, was sie für einen genialen Ehemann hat.“) oder
- als Buxtehude´s Tochter (Händel: „Sie ist eine fette Wachtel!“).
(Unserer Hörakustiker-Kollegin Gabriele Gromke wäre dazu wahrscheinlich das böse Bonmot eingefallen: „Natürlich arbeite ich nicht so lang und so hart wie meine männlichen Kollegen, ich mache alles auf Anhieb richtig!“ –Redaktion)
Vielleicht ist es Justus Frantz ein Leben lang nicht gegeben nur annähernd zu begreifen was Erich Kästner gepredigt hat: Für Kinder muss man schreiben wie für Erwachsene, nur besser. „Hallo! Hier ist Justus, ja, Justus Frantz heiss´ ich, genau“ säuselt es zu den Klängen des Trompetenkonzerts in Es-Dur auf der Kassette „Hip-Hop Haydn“. „Habt ihr diese Musik schon einmal gehört? Na, das klingt doch fanatastisch.“
Die Musik schon, lieber Justus. Die Musik schon…
Quelle: Renate Schwarzbauer
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