„TAG DES HÖRENS“ AM 11. JUNI 1998
IN COTTBUS/ TECHNISCHES RATHAUS
Der Einfluss von Lärm auf Gehör, Gesundheit und Wohlbefinden wird allgemein zu sehr auf die leichte Schulter genommen. Täglich sind wir bewusst oder unbewusst vielen Lärmquellen ausgesetzt, die in Ihrer Summe nach und nach zu Gehörschädigungen führen. Die Ohren sind diesem Einfluss ausgeliefert, da sie immer aktiv sind, d.h. nicht abgeschaltet werden können.
[Hörminderungen] werden in der Öffentlichkeit oft verkannt. Zum einen weil die Behinderung nicht sichtbar ist und zum anderen weil man sich nur schwer in die Situation der Betroffenen versetzen kann. Der Tag des Hörens soll helfen, diese Probleme allen bewusster zu machen.
E I N L A D U N G
an alle, die das Gehör als sensibles Sinnesorgan ernst nehmen und mehr darüber wissen wollen.
Wir bieten am 11.06. von 10.00 bis 18.00 Uhr
- Informationen in Wort und Bild
- Hörtests
- Teilnahme an einem Hör-Quiz
- Demonstration von Hilfen bei Lärm und Hörproblemen
- 16.30 Uhr Expertenrunde zum Thema „Schlecht Hören – (k)eine Frage des Alters «
Frau Dr. Scharkoff – Dezernentin für Soziales, Jugend und Gesundheit
Frau Richter – Vizepräsidentin des Deutschen Schwerhörigenbundes (DSB)
Frau Dr. Winter – HNO-Fachärztin
Frau Wawrzyniak – Behindertenbeauftragte der Stadt Cottbus
Herr Kordes – 1. Vorsitzender des Landesverbandes Brandenburg des DSB
Herr Dr. Hähle – Präsident der Union der Hörgeräte-Akustiker
Gerrit Weber – Schüler
Anlässlich der bundesweiten Veranstaltungen des Deutschen Schwerhörigenbundes und der „Aktion Sorgenkind (heute: Aktion-Mensch)“, gefördert von der Pressestelle der FGH (Fördergemeinschaft Gutes Hören), ergriff auch die DSB-Ortsgruppe Cottbus unter Gudrun Richter (Vizepräsidentin des DSB) und Detlef Kordes (2. Vorsitzender des Landesverbandes Brandenburg) die Initiative zu einem „Tag des Hörens“. Der gewählte Ort – die Vorhalle der Stadtverwaltung – erwies sich als sehr passend. Zum einen, um gerade die Verantwortlichkeiten der Stadt und der Öffentlichkeit allgemein anzusprechen. Zum anderen brachte der Sprechtag dort natürlich neben den Verwaltungsangehörigen als Kommunikationspartner auch jede Menge Publikum.
Gemeinsam mit der Behinderten-Beauftragten der Stadt, Frau Wawrzyniak, und dem Hörgeräte-Akustiker Dr. Bernd Hähle ging es bereits Wochen zuvor an die Vorbereitung.
Zielgruppen und Partner gesucht
An alle Schulen ging ein Schreiben, in dem die Möglichkeit, in Projektarbeit das Thema „Umweltverschmutzung durch Lärm“ zu bearbeiten, angeboten wurde. Die Zeit vor den Ferien bot sich dazu förmlich an. Aufschlussreich waren die unterschiedlichen Reaktionen: 3 interessierte Schülergruppen meldeten sich an – eine 8. Klasse des naturwissenschaftlichen Gymnasiums, eine Projektgruppe aus den 10. Klassen einer Gesamtschule und eine 8. Klasse einer Gesamtschule, in der verhaltens- und lernschwierige Schüler integriert sind.
Gerade mit dieser letzten Klasse gelang es, dank der guten Vor- und Nachbereitung der beiden Klassenlehrerinnen, etwas im Denken zu bewegen. Sowohl der gemeinsame Besuch des Filmes „Jenseits der Stille“ als auch die Arbeit im Zeichenunterricht brachten die Aktivität der Schüler in Gang, ihr Interesse war zu spüren. Belohnung: die Arbeiten dürfen als kleine Ausstellung in der Stadtverwaltung hängen.
Über den Oberbürgermeister wurden alle Dezernenten vom Vorhaben informiert und die Möglichkeit eingeräumt, zur wöchentlichen Pressekonferenz persönlich über die Aktion zu referieren. Ergebnis: eine ganze Seite zum Thema in der lokalen Tageszeitung vorab und zum Tag Informationen in allen regionalen Medien.
Der Seniorenbeirat unterstützte die Veranstalter, indem er die Einladungen zu den Veranstaltungen des Tages in allen Senioren-Treffs und – Einrichtungen verteilte. Durch eigene Kraft wurden noch Aushänge in den HNO- Praxen, verschiedenen Geschäften und Apotheken verteilt.
Der Tag selbst
Hierfür hiess es, die Mitglieder des DSB, Hörgeräte-Akustiker und teilnehmende Experten inhaltlich gut vorzubereiten und die Kräfte für den ganzen Tag sinnvoll einzuteilen.
Bereits vor der offiziellen Eröffnung durch Frau Dr. Scharkoff, die Dezernentin für Soziales, Jugend und Gesundheit, begann der Ansturm auf den schon oft bewährten Schnell-Hörtester und den »Ambassador«.
Von 10 Uhr an liefen parallel Schülerseminare zum Thema, die, verbunden mit praktischen Lärmpegelmessungen und der Erstellung eines persönlichen Gehör-Passes, zu einer kurzweiligen und zum Nachdenken anregenden Veranstaltung außerhalb der Schule wurden. Besonders gut angekommen sind die Schilderungen betroffener Jugendlicher zu ihren Befindlichkeiten beim Lernen in der Regelschule und zum Umgang mit ihren täglichen Problemen sowie mit Normalhörenden. Man kann nur hoffen, daß die involvierten Lehrer von diesen Erfahrungen zukünftig noch mehr Gebrauch machen.
Ab 14 Uhr fanden sich dann 40 Schüler und Schülerinnen der Logopäden-Schule ein, deren spezifischen Interessen Rechnung getragen wer- den musste und konnte.
Und dann der nachmittägliche Höhepunkt: Expertenrunde für jedermann zum Thema „Schlecht Hören – (k)eine Frage des Alters“ mit der städtischen Sozial-Dezernentin, den Vertretern des DSB, der HNO-Ärztin [Frau] Dr. Winter und für die Hörgeräte-Akustiker Dr. Hähle.
Während des gesamten Tages von 10 – 18 Uhr hatten die Veranstalter sehr umfangreich Gelegenheit, den Besuchern im Hause die Bedeutsamkeit guten Hörens zu verdeutlichen, über Vorbeugung und rechtzeitige Hilfe aufzuklären.
Äußerst positiv das Interesse besonders dann, wenn Betroffene selbst am Hörtester den Besuchern etwas zu ihren Hörproblemen sagten, sich öffentlich zu ihrem Hördefizit bekannten. Fazit: Eine solche Gemeinschafts-Aktion bringt viel eigene Erfahrung beim Sprechen über die Hörprobleme und wirkt sich sehr positiv auf die Gemeinsamkeit aller Partner aus.
Wir werden die Veranstaltung in Cottbus zu einer jährlichen Tradition entwickeln sicher immer wieder thematisch neu durchdacht in der Ansprache verschiedenster und vielschichtiger Zielgruppen.
Autorin: Elke Hähle
Unser Versprechen: wieder stärker verbunden als normalhörend!