Wo Hunde für den Menschen hören (To be Insider in 6 Minute n)

Notizen von der REHAB ‘98

Die REHAB ’98 ist die mittlerweile 10. Internationale Fachmesse für Pflege, Rehabilitation und Integration in Frankfurt/M. Hier kann sich der Interessierte über neueste Errungenschaften informieren. Eine nicht so neue Sache – deshalb aber nicht weniger interessant – sind die sogenannten Servicehunde, die dort vorgestellt wurden.

Als Hörgenuss kann man den Geräuschpegel in der Frankfurter Messehalle an diesem Tag im Oktober des Jahres 1998 nun wirklich nicht bezeichnen. Permanentes Stimmengemurmel liegt in der Luft. Irgendwo ruft jemand laut nach einem Kollegen. Musikfetzen mischen sich unter piepsende Computergeräusche; das Surren von Elektro-Rollstühlen und kleinen -Autos ist an vielen Ständen zu hören und geschäftiges Geschirrklappern überwiegt an den kleinen Imbiss-Ständen. In den Gängen herrscht an manchen Stellen ziemliches Gedränge. Und an manchen Ständen kommt man nur im Slalom vorbei weil man probefahrenden Elektro-Autos ausweichen muss. Ein Messestand reiht sich an den anderen, jeder noch bunter und größer als der vorherige. Helles Licht beleuchtet die Szenerie.

Völlig unbeeindruckt vom lauten Treiben sitzen ein Golden Retriever und ein Labrador an einem der Stände. Viele Leute bleiben stehen, um die prachtvollen und gepflegten Hunde zu streicheln. Am Stand selbst stehen zwei Damen, die viele neugierige Fragen geduldig beantworten. „Prima Partner – Begleithunde für Behinderte e.V.“ steht auf dem Transparent im Hintergrund. Es stellt sich heraus, dass die beiden Tiere nicht zum Spass hier sind sondern eine verantwortungsvolle Aufgabe haben. Wie Heidi Scherr, Hundetrainerin, erzählt eignen sich diese Hunderassen aufgrund ihres gutmütigen und aufgeschlossenen Charakters besonders gut zur Ausbildung zu sogenannten Servicehunden. Deren Lebensaufgabe besteht darin, ihren behinderten Frauchen/Herrchen im Alltagsleben helfend zur Seite zu stehen. Bereits in den ersten Lebenswochen wird bei den Welpen das Interesse an Geräuschen und am Apportieren getestet. Zeigen sie dabei spielerische Neigung, so eignen sie sich zur Ausbildung, beispielsweise zum Signalhund.

Wobei hier meist kleinere Rassen, wie Australian Shepherds oder Kurzhaar-Collies, zum Einsatz kommen. Aber was ist eigentlich ein »Signalhund«? Er wird darauf trainiert, verschiedenen Geräuschen entsprechend zu reagieren, so auf das Klingeln des Weckers, des Telefons und der Türglocke. Eines der Ziele der Ausbildung ist es, dass der Hund zur Geräuschquelle läuft, seinen Besitzer durch Anstupsen aufmerksam macht und dann wieder zur Geräuschquelle zurückkehrt. Dadurch zeigt er dem Besitzer an, dass zum Beispiel jemand an der Haustür klingelt.

Ein anderer Teil der Spezialausbildung umfasst das Warnen des Besitzers vor hupenden Autos, klingelnden Fahrrädern und dem Martinshorn eines sich nähernden Krankenwagens. Hier soll das Tier lernen, den Besitzer von der Strasse wegzuziehen. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, der ein Servicehund gerecht werden muss.

Aber es gibt auch witzige Aspekte der Ausbildung. Bei öffentlichen Demonstrationen ist die Vorführung eines klingelnden Weckers immer der grosse Lacherfolg. Dann springt der Hund nämlich mit einem Satz ins Bett und weckt so den Besitzer recht stürmisch, erzählt Heide Scherr lachend. Also nichts für Morgenmuffel.

Am nächsten Stand, der Servicehunde zeigt darf man die beiden Hunde leider nicht anfassen, was ein bisschen unverständlich erscheint, bis der Trainer erklärt, dass die Tiere gerade in einer Gewöhnungsphase an ihre neuen Herrchen seien. Unverständlich bleibt, warum sie dann zur REHAB mitgenommen wurden. Dafür gibt es bei „Servicehunde für auditiv und motorisch behinderte Menschen (SAM) Deutschland e.V.“ jede Menge weiterer Informationen zum Thema »Hörhund«. Der seit etwa 20 Jahren in Holland ansässige gemeinnützige Verein hat erst vor kurzem eine Zweigstelle in Deutschland gegründet.

Anette Knobloch-Kramer, zuständig für die Pressearbeit, schildert die Probleme mit der Kostenübernahme durch die Krankenkassen in Deutschland. Aus diesem Grund hat der Verein mit Hilfe von Sponsoren und Spenden ein eigenes Konzept ausgearbeitet, das es auch dem finanziell schlechter Gestellten ermöglichen soll, zu einem Signalhund zu kommen. Zur Zeit befindet sich das Ganze noch in der Planung. Schliesslich kostet ein in ein bis zwei Jahren voll ausgebildetes Tier eine stattliche Summe.

Der Weg zum eigenen Signalhund ist für alle Beteiligten lang und arbeitsintensiv. Ist beim Hörbehinderten die Entscheidung gefallen, dass er ein Tier haben möchte, wendet er sich an den Verein. In einem Erstgespräch wird nun ermittelt, welchen Bedürfnissen der Hund gerecht werden kann und soll. Wenn die Kostenübernahme geklärt ist wird eine geeignete Hundeschule ausgesucht, die in Kooperation mit dem Verein arbeitet. Der Trainer sucht gemeinsam mit dem Kunden einen in Frage kommenden Hundewelpen aus. Ab der 7. Lebenswoche lebt dieses Tier dann in der Familie des Trainers, um sich an häusliche Gegebenheiten anzupassen. Nun beginnt eine intensive Ausbildung durch den speziell geschulten Hundetrainer. Neben dem Geräuschtraining lernt das Tier,

  • an der Leine zu gehen,
  • heruntergefallene kleine Gegenstände aufzuheben und
  • den künftigen Besitzer zu verständigen, wenn ihn jemand von hinten mit seinem Namen anspricht.

Erste engere Kontakte zwischen dem Hörbehinderten und dem Hund finden statt. Schließlich muss auch die „Chemie“ stimmen, denn das Tier soll ein ständiger Begleiter werden. Und der künftige Besitzer muss auch den richtigen Umgang mit seinem Tier lernen. Hat ein Hund längere Zeit kein Training mehr, vergisst er das Gelernte wieder. Je nach Aufwand dauert die gesamte Ausbildungszeit zwischen 1½ und 2 Jahren. Dann endlich darf der Hund zu seinem neuen Besitzer und ist – so hofft man – in dessen Leben voll integriert.

Eine sicherlich sehr gute Idee, vor allen Dingen im Hinblick auf die Pflege sozialer Kontakte, die so ein Tier fördert. Viele stark Hörbehinderte flüchten sich aufgrund ihrer Hörbehinderung in eine Isolation. Das tägliche „Gassigehen“ fördert den Kontakt zur Aussenwelt, denn Hundeliebhaber trifft man oft beim täglichen Spaziergang. Jedoch ist auch Selbstdisziplin nötig, einmal beim Auffrischungstraining und zum anderen wenn sich das Tier aus irgendeinen Grund nicht mehr als Signalhund eignet. Dann steht der Besitzer vor der schweren Entscheidung, ein ihm ans Herz gewachsenes Tier abgeben zu müssen oder ohne dessen Hilfe auszukommen und dafür wenigstens einen treuen Gefährten zu haben.

Auch der Preis schreckt nicht nur die Krankenkassen ab. Man sollte jedoch bedenken, dass nicht nur das Training honoriert werden muss. Ein grosser Hund futtert schon so einiges am Tag weg und die Tierarztkosten allein für die regelmäßigen Impfungen sind auch nicht zu unterschätzen. Listet man die Kosten der Haltung allein für ein Jahr auf, ergibt sich ein ansehnlicher Betrag von ein paar tausend Euro. Auch die Ausbildung zum Hundetrainer für Servicehunde ist mit 3 Jahren nicht gerade kurz und ohne finanzielle Unterstützung nicht machbar.

Ein Signalhund kann und soll kein Hörgerät ersetzen aber er kann eine enorme Hilfe für Menschen sein, die sich aufgrund ihrer Hörbeeinträchtigung vom gesellschaftlichen Leben zurückgezogen haben. Er fördert das Verantwortungsgefühl und die Gesundheit, denn er braucht mindestens einen täglichen ausgedehnten Spaziergang.

Übrigens, was tun, wenn man nun überhaupt keine Hunde mag? Es gab in Amerika auch schon erfolgreiche Trainingsversuche mit Affen, die ebenfalls als sehr gelehrige Tiere bekannt sind. Das erfordert aber Mut zum Ungewöhnlichen. Oder würden Sie beispielsweise mit einem Affen einkaufen gehen?

Interessenten für Service- und Signal-Hunde können sich an folgende Adressen wenden:

Prima Partner – Begleithunde für Behinderte e.V.,
Heidi Scherr,
Alleestraße 16,
D-66424 Homburg/Saar,
Telefon +49 (0) 68 41-6 06 27,
Fax         +49 (0) 68 41-6 06 37.

SAM Deutschland e.V.,
Astrid Müller,
Birkenhahnstraße 12,
D-51674 Wiehl,
Telefon +49 (0) 22 62-69 17 69,
Fax         +49 (0) 22 62- 70 15 19.

Autorin: Claudia Baier

 

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Autor: Thomas Keck

Thomas Keck ist durch seinen Beruf als Hörsystemakustiker bestens mit der Präzision und Sorgfalt vertraut, die sowohl für die technische Arbeit als auch für den direkten Kundenkontakt erforderlich sind. Sein Werdegang zeugt von einer kontinuierlichen Entwicklung und einem hohen Maß an Fachwissen, unterstrichen durch den Meisterbrief und die Selbstständigkeit. Er verfolgt seine Interessen mit Leidenschaft und widmet sich einer Vielzahl von Aktivitäten, von Musik über die Beschäftigung mit Oldtimern bis hin zur Werteschätzung der Bibel. Thomas bewundert Menschen, die in ihrem Feld Spitzenleistungen erbringen, wie diverse Musiker und Schauspieler. Dies deutet auf eine hohe Wertschätzung für Expertise und handwerkliches Können hin.

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