Mehr als ein halbes Jahrhundert für die Otoplastik (To be Insider in 7 Minute n)

Jubiläum in Unna

Vor 70 Jahren, in der Zeit des Aufbruchs (oder der totalen Resignation) hatten Inge und Wolfgang Dreve den Mut, mit einem noch kleinen und bescheidenen Dental-Labor zu starten und damit entschlossen, die Gestaltung der Zukunft in eigene Hände zu nehmen. Wobei Wolfgang Dreve – einem lebenslang aus unbezähmbarem innerem Antrieb engagierten Sucher nach Innovationen und Neuerungen – seine Vorbildung als Zahntechniker zugute kam. So blieb es nicht aus, dass eine Reihe nutzbringender Patente auf den Gebieten der Zahntechnik, der von ihm kreierten Otoplastik, der Orthopädie etc. auf Wolfgang Dreve zurückgehen. Dreves Sohn Volker, seines Zeichens Dr. med. dent., begründete in einem Interview die Erfolge seines Vaters bei der Institutionalisierung eines international tätigen mittelständischen Unternehmens mit der kontinuierlichen Forschung und Entwicklung neuer Produkte. So gilt Wolfgang Dreve als Pionier auf den Gebieten der Spritzguss-Prothesentechnik, der Tiefzieh-Technik, bei Dubliersilikonen oder auch stetigen Verbesserungen der Otoplastiken. Als Wolfgang Dreve 1996 starb, hinterliess er ein stabiles und entwicklungsfähiges Unternehmen, das von seiner Frau Inge und seinem Sohn Volker, gelegentlich unterstützt von seiner Tochter Birgit Roth (Hörgeräte-Akustikerin), erfolgreich weitergeführt und ausgebaut wurde und wird. Jetzt konnte die imponierend gewachsene Firmengruppe mit ihren weitgehend eigenständigen Betrieben ihr 50-jähriges Bestehen feiern. Lassen wir die Dreves zu diesem besonderen Anlass selbst zu Wort kommen:

Unsere erste Otoplastik wurde kurz nach dem Krieg im zahntechnischen Labor Dreve für den Kunden eines Unna’er Optikers angefertigt. Durch diese Innovation wurde Wolfgang Dreve angeregt, die Entwicklung und Verbreitung dieses Ohrpaßstückes zu forcieren, woraus z.B. 1964 das Patent-Verfahren zur Herstellung von Ohrpaßstücken resultierte. Die Bezeichnung „Otoplastik“ wurde von Inge und Wolfgang Dreve im Clubhaus des Tennisclubs Unna erdacht. Dieser neue Begriff sollte dann auch die Firmenbezeichnung „Dreve – Otoplastik“ für die aus dem zahntechnischen Labor Dreve entstandenen individuellen Ohrstücke werden. Die ersten Otoplastiken waren aus hartem, transparentem Acryl gefertigt. Auch Nylon (hypoallergisches Material) wurde eingesetzt. Weiche Otoplastiken wurden bei uns aus heißvulkanisierendem Silikon angefertigt. Ungefähr ab 1965/66 folgten die ersten Silikonmaterialien aus eigener Produktion (erst kondensationsvernetzend, dann zunehmend additionsvernetzend), die heute den Stand der Technik darstellen. Da die benötigten, sehr speziellen Konsistenzen bei den üblichen Silikonherstellern nicht erhältlich waren begann man bei Dreve, diese Materialien selbst zu formulieren, wodurch neben dem eigentlichen Laborgeschäft ein Vertrieb dieser Produkte an andere Labors und in der Folge auch Silikon-Abdruckmaterialien an Hörgeräte-Akustiker entstand. Heute hat dieser Produktions- und Vertriebs-Zweig durch die nationale und in verstärktem Maße auch international orientierte Vertriebspolitik einen wesentlich höheren Stellenwert eingenommen als das otoplastische Labor. Mit einem Produktionsvolumen von 250’000 kg Silikon pro Jahr, einer eigenen Gerätefertigung, den lichthärtenden Kunststoffen und dem ausführlichen Verkaufsprogramm (Hygiene, Instrumente usw.) ist die Dreve-Otoplastik GmbH heute eine der bedeutendsten Firmen in dieser Branche geworden. Eine in Europa wichtige Position wurde mit Abformmaterialien (Otoform9) eingenommen. Das firmeneigene Labor zählt zu den grössten in Europa (Produktionskapazität: 40’000 Otoplastiken per anno) und dient heute zusätzlich auch als Schulungslabor für Kunden sowie zur Erprobung neuer Produkte, bevor diese auf dem Markt angeboten werden. Die vorgenannten lichthärtenden Kunststoffe zur Anfertigung von Otoplastiken und Hörgeräteschalen werden seit 1984 angeboten. Diese Kunststoffe vereinen wesentliche Vorteile wie z.B. hypoallergische Eigenschaften, ökonomische Verarbeitung, geringste Schrumpfwerte, grosse Farbauswahl usw. Heute selbstverständlich ist die Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001 und DIN EN 46001.

Ein wichtiger Geschäftszweig wird in Zukunft der Lärmschutz sein, der ausser für den industriellen Bedarf auch z.B. für Zahnärzte, Jäger, Sportschützen usw. interessant ist. Die damals gleichzeitig entstandene Dentalfirma Dreve-Dentamid GmbH gilt als einer der Pioniere der Tiefziehtechnik und liefert ein umfangreiches Programm von Geräten und Materialien für Zahntechniker und Zahnärzte. Auch die Produktpalette für die Epithetik (künstliche Körperteile, die nach Unfällen oder Operationen eingesetzt werden, z. B. Nasen, Ohren, Finger) wird weiter ausgebaut in Zusammenarbeit mit dem bekannten Anaplastologen Norbert Schilling.

1995 wurde die Dreve-Intermed GmbH gegründet, um in dem allgemein-medizinischen Markt aktiv zu werden. Die Gründung dieser Schwesterfirma ist die logische Konsequenz des kontinuierlichen Wachstums der seit Jahrzehnten erfolgreichen Firmengruppe. Die Dreve-Intermed GmbH vermarktet Medizinprodukte für die Orthopädie, die Kontaktlinsenpflege und weitere spezielle Anwendungsbereiche. Um dem Trend zu lichtpolymerisierenden Kunststoffen noch besser gerecht zu werden haben wir neue Kapazitäten geschaffen und Dreve-Chemie GmbH mit einem Zweigbetrieb bei Frankfurt a.M. gegründet. Ein Hauptbetätigungsfeld dieser Unternehmenstochter wird die Entwicklung neuer lichtpolymerisierender Kunststoffe sein. Der firmeneigene Produktionsstandort in Unna verfügt über eine Nutzfläche von ca. 4’000 m2 auf einem 7’000 m2 grossen Betriebsgrundstück. 1997 wurde eine weitere Produktions- und Lagerhalle erstellt. Der Firmenstandort wurde Anfang 1998 um einige attraktive Büros, Laboratorien und durch einen bis zu 100 Personen fas- senden Vortragsraum, der mit den modernsten Präsentationsmitteln ausgestattet ist, erweitert. Das Unternehmen hat zahlreiche Handelsvertretungen im Ausland und unterhält Geschäftsbeziehungen in über 80 Länder, z.B.:

  • Amerika,
  • Argentinien,
  • Australien,
  • Belgien,
  • China,
  • Dänemark,
  • England,
  • Finnland,
  • Frankreich,
  • Holland,
  • Iran,
  • Israel,
  • Italien,
  • Japan,
  • Neuseeland,
  • Österreich,
  • Polen,
  • Portugal,
  • Russland,
  • Schweden,
  • Schweiz,
  • Singapur,
  • Slowakien,
  • Südafrika,
  • Spanien,
  • Taiwan,
  • Türkei,
  • Tschechien.

Die Weichen für eine weitere Expansion sind also gestellt. Für die Zukunft rechnen wir uns gute Chancen aus, da zusätzliche positive Aspekte durch die Einführung des Euro erwartet werden. Die Gründe für die erfolgreiche Expansion sind in der Firmenpolitik begründet, immer wieder innovative und qualitativ hochstehende Produkte zu schaffen. Mit hoher Mitarbeitermotivation und sehr aktiven Partnern im In- und Ausland freuen wir uns auf die Herausforderungen der kommenden Jahre.

Klar, dass diesem auch in der Beziehung zur Fachpresse stets offenen und kooperativen Unternehmen zu diesem respektablen Jubiläum unsere Glückwünsche gelten. Wir werden – nicht ohne Sympathie und Neugier – den weiteren Weg der Dreves verfolgen.

Quelle: Hörakustik

 

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Autor: Thomas Keck

Thomas Keck ist durch seinen Beruf als Hörsystemakustiker bestens mit der Präzision und Sorgfalt vertraut, die sowohl für die technische Arbeit als auch für den direkten Kundenkontakt erforderlich sind. Sein Werdegang zeugt von einer kontinuierlichen Entwicklung und einem hohen Maß an Fachwissen, unterstrichen durch den Meisterbrief und die Selbstständigkeit. Er verfolgt seine Interessen mit Leidenschaft und widmet sich einer Vielzahl von Aktivitäten, von Musik über die Beschäftigung mit Oldtimern bis hin zur Werteschätzung der Bibel. Thomas bewundert Menschen, die in ihrem Feld Spitzenleistungen erbringen, wie diverse Musiker und Schauspieler. Dies deutet auf eine hohe Wertschätzung für Expertise und handwerkliches Können hin.

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