Kreative Mitarbeiter-Ideen im Betrieb ersparen Firmen 1.7 Mrd. (To be Insider in 10 Minute n)

Für die Praxis
Verbesserungsvorschläge der Mitarbeiter

Mit mehr Verbesserungsvorschlägen kreativer Mitarbeiter als in den vergangenen Jahren haben viele Unternehmen in Deutschland im Jahr 1997 insgesamt mindestens 1.7 Mrd. DM eingespart.

Nach dem Ergebnis einer Umfrage bei mehr als 350 Unternehmen und Behörden mit insgesamt 2.8 Mio. Beschäftigten durch das Deutsche Institut für Betriebswirtschaft (DIB) in Frankfurt/Main hat die Zahl der Vorschläge im Vergleich zum Vorjahr um 10 % von 922’690 auf 971’756 zugenommen. 286 Mio. DM wurden im Vergleich zu 1996 mehr eingespart. Zu diesen errechenbaren Einsparungen von insgesamt 1.7 Mrd. DM kommen noch nicht errechenbare Einsparungen, zum Beispiel im Bereich Umweltschutz und Arbeitssicherheit, die auf 206 Mio. DM geschätzt werden.

Schwerpunkt Produktion

Traditionell blüht das Vorschlagswesen im Bereich der Produktion. Mehr als 90 % aller Verbesserungs-Vorschläge kommen aus diesem Bereich. Hier haben erneut besonders Beschäftigte aus der Gummi- (114 Vorschläge pro 100 Mitarbeiter), Automobil- (83 Vorschläge) und der Elektro-Industrie (70 Vorschläge) zum Ideen-Management beigetragen. So sparte allein die Siemens AG von allen befragten Unternehmen mit 251 Mio. DM die grösste Summe ein.

Dienstleister

Von Dienstleistern wird das Vorschlags- und Verbesserungs-Wesen noch nicht in allen Betrieben voll genutzt. Die Ideen der Mitarbeiter:innen sind ein wichtiger Wettbewerbs-Faktor, auf den es in der Zukunft immer mehr ankommt.

Mittelstand und Kleinbetriebe

Derzeit nutzen etwa 80 % der Unternehmen mit über 1’000 Mitarbeitern das betriebliche Vorschlagswesen. Obwohl 1996 drei Viertel der fast 25 Mio. sozialversicherungs-pflichtig Beschäftigten in der privaten Wirtschaft in rund 1.9 Mio. mittelständischen Betrieben arbeiteten haben nur etwa 7 % der Betriebe mit einer Belegschaft von unter 100 Mitarbeitern ein betriebliches Vorschlagswesen.

Bedeutung des Vorschlagswesens (BVW)

Gerade im Zuge der Globalisierung mit immer stärkerem Wettbewerbsdruck nicht nur auf dem Weltmarkt, sondern auch im Inland, gewinnt die Aktivierung der Mitarbeiter eine immer grössere Bedeutung.

„Das Betriebliche Vorschlagswesen (BVW) schafft die Voraussetzung für eine mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur, fördert und kanalisiert die kreativen und innovativen Gedanken der Mitarbeiter, engagiert die Beschäftigten für die Unternehmensziele, macht Mitarbeiter zu Mitdenkern, erhält damit Leistungs- und Konkurrenz-Fähigkeit des Unternehmens und sichert so langfristig Arbeitsplätze“, so das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln (Wirtschaft und Unterricht 4/94).

Langfristige Sicherung der Arbeitsplätze! Bei der hohen Arbeitslosenzahl in Deutschland ein Unternehmensziel mit 1. Priorität, das jeder Arbeitgeber im Auge haben sollte. Und nicht nur die Sicherung der Arbeitsplätze und Erhaltung der Leistungs- und Wettbewerbs-Fähigkeit: Unternehmen mit einem blühenden BVW berichten durchweg von einer Erhöhung ihrer Leistungs- und Wettbewerbs-Fähigkeit.

Aktive Mittelständler

Was zum Beispiel im Dienstleistungsbereich möglich ist zeigt das Beispiel der Merkur Thorhauer Stiftung & Co. KG in Frankfurt (Pressegrosshandel, Versicherungsgeneralagent, Zeitschriftenbetreuung, Logistik). 211 Beschäftigte (1995: 204) reichten 449 Verbesserungsvorschläge (1995: 226 Verbesserungsvorschläge) ein. Durchgeführt wurden 160 Verbesserungsvorschläge (1995: 86). Mehr als 120’000 DM wurden eingespart (1995: 27 000). Die geschätzten Einsparungen aus nicht errechenbaren Einsparungen lagen bei knapp 84’000 DM (1995: 61’000). In der DIB-Statistik (Punktewertung) lag das Unternehmen von 1992 bis 1997 bei den Dienstleistungsunternehmen fünfmal an 1. und einmal an 2. Stelle. Der Geschäftsführungs-Vorsitzende Dieter Thorhauer: „Kreatives Mitdenken und Ideenreichtum sind Merkmale, die für den Arbeitsalltag bei Merkur typisch sind. Das Vorschlagswesen ist sowohl Instrument der Mitbestimmung am Arbeitsplatz als auch ein wichtiges Führungsinstrument.“

Hier muss man doch die Frage stellen: Wie konnte ein derartig hoher Beteiligungsgrad erreicht werden, der sich nicht nur deutlich von anderen – vergleichbaren – Unternehmen unterscheidet sondern sich von 1995 zu 1997 von 107 Vorschlägen pro 100 Mitarbeiter auf 212 Vorschläge pro 100 Mitarbeiter nahezu verdoppelte?

Defizite in vielen Unternehmen

212 Vorschläge pro 100 Mitarbeiter bei Merkur/Thorhauer, 7 Vorschläge pro 100 Mitarbeiter im Dienstleistungsbereich! Darüber sollte jeder Arbeitgeber nachdenken, sich die Frage stellen, warum es in anderen Unternehmen besser gelingt, die Mitarbeiter zu aktivieren. Und nicht nur nachdenken sondern nach der Analyse konkret Schritte unternehmen, um das Ideen-Management im eigenen Unternehmen zur Sicherung und Erhaltung der Wettbewerbs-Fähigkeit zu verbessern.

„Vorschläge sind Schrittmacher des Fortschritts und sind zwingende Notwendigkeit geworden. Um so erstaunlicher ist es daher, dass das betriebliche Vorschlagswesen in vielen Betrieben immer noch ein mehr geduldetes als gefördertes Dasein fristet, wenn es überhaupt vorhanden ist“, so zu lesen in den »Blättern für Vorgesetzte« (5/´87), herausgegeben vom Bundes-Arbeitgeberverband Chemie in Wiesbaden. „Die Herausforderungen, denen sich die Betriebe heute täglich gegenüber sehen erfordern mehr denn je aktive, motivierte Mitarbeiter. Eine Möglichkeit, Motivation zu bewirken, ist das betriebliche Vorschlagswesen.“

Wohlbemerkt, diese Feststellung stammt aus dem Jahre 1987 und ist nach wie vor hochaktuell.

Hauptziele des BVW

Das BVW ist ein wichtiges Instrument zur Steigerung der Produktivität, Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und Optimierung der Arbeitsabläufe. Es dient zur Erhaltung und Steigerung der Wettbewerbs-Fähigkeit und ist ein wichtiges Instrument der Personal-Führung und -Entwicklung. Gerade Letzteres wird von vielen Unternehmen noch nicht erkannt. Das BVW ist ein wichtiger Indikator für die Atmosphäre in einem Betrieb. Schon anhand der Beteiligungsquote kann man erkennen, ob es in einem Unternehmen »stimmt«, und zwar sowohl im gesamten Unternehmen als auch in einzelnen Bereichen. Rückschlüsse auf das Verhalten von Führungskräften sind sowohl im negativen als auch im positiven Sinne möglich. Fördert ein Vorgesetzter die Eigeninitiative und Verantwortungs-Bereitschaft seiner Mitarbeiter oder ist sein Verhalten eher demotivierend?

Kreativitätspotential wird nicht voll genutzt

Das Kreativitätspotential der Mitarbeiter wird von vielen Unternehmen bei weitem nicht genutzt. Untersuchungen zeigen mit erschreckender Deutlichkeit immer wieder auf, dass dieses Potential, das ja in jedem Unternehmen vorhanden ist, nur zu etwa 30 % genutzt wird. Unternehmen müssen, wollen sie im sich verschärfenden Wettbewerb bestehen, das Kreativitäts-Potential, den Einfallsreichtum ihrer Mitarbeiter aktivieren. Dass hier noch viel mobilisiert werden kann, zeigen die eindrucksvollen Ergebnisse einzelner Unternehmen aus den verschiedensten Branchen.

Führungsverhalten der Vorgesetzten

„Machen Sie Ihrer/m Vorgesetzten von sich aus Vorschläge?“ Nur etwa 10 % der in eigenen Untersuchungen befragten Mitarbeiter beantworteten diese Frage mit „selten“ oder „nie“. Unter aller Vorsicht bei der Bewertung dieses Ergebnisses, weil es sich um eine Selbsteinschätzung handelt, bei der sich häufig Mitarbeiter positiver einschätzen als sie in der Realität handeln, ein doch recht positives Ergebnis hinsichtlich der Aktivität der Mitarbeiter.

„Geht Ihr:e Vorgesetzte:r auf diese Vorschläge ein?“ Mit „geht meistens auf sie ein“ antworteten rund 70 % der Befragten. Am niedrigsten lagen die Ergebnisse im Handels-, Dienstleistungs- und Versicherungs-Bereich mit etwa 60 %. Wohlbemerkt, hier handelte es sich nicht um formale schriftliche Verbesserungsvorschläge im Rahmen des BVW sondern um mündliche Vorschläge im Arbeits-Alltag. Aus den Ergebnissen lassen sich jedoch Rückschlüsse auf die Einstellung der Führungskräfte schliessen.

„Achtet Ihr:e Vorgesetzte:r darauf, dass Ihre Ideen auch als Ihre Vorschläge bekannt werden?“ Im Durchschnitt aller Branchen antworteten nicht einmal 20 % aller Befragten mit „immer“. Dabei mag es für manchen tröstlich erscheinen, wenn sich hier knapp 50 % für ein „meistens“ entscheiden konnten. Aber: meistens ist eben nicht immer, und dass Vorschläge der Mitarbeiter „immer“ auch als deren eigene Vorschläge bekanntgemacht werden müssen sollte selbstverständlich sein.

Fast 40 % der Mitarbeiter antworteten mit „manchmal“, „selten“ oder „nie“. Spitzenreiter waren hier die Mitarbeiter im Finanz-Dienstleistungs-Bereich, wo sich fast die Hälfte negativ äusserte. Hier muss das Führungsverhalten geändert, Ideen der Mitarbeiter müssen immer als deren eigene Ideen kenntlich gemacht werden. „Etikettenschwindel“ – sich schmücken mit fremden Federn – darf es nicht geben.

Hilfe durch die Vorgesetzten

Nicht wenige Mitarbeiter haben Ausdrucks-Schwierigkeiten. Es mangelt ihnen an Fähigkeiten, ihre Ideen, einen Verbesserungsvorschlag so zu formulieren, dass er Aussicht auf Erfolg hat.

„Hilft Ihnen Ihr Vorgesetzter wenn es Schwierigkeiten bei der Arbeit gibt?“ Fast ein Drittel der Befragten gaben hier Defizite zu Protokoll und äusserten sich von „es geht so“ bis zu „bin sehr unzufrieden“. Mangelnde Hilfe wenn es Schwierigkeiten bei der Arbeit gibt! Wie steht es da um die Hilfe bei Verbesserungsvorschlägen?

Motivation

Mit der Hilfe bei der Formulierung von Verbesserungsvorschlägen allein ist es nicht getan. Gefordert ist das ständige Bemühen der Führungskräfte um ein Klima, in dem die Kreativität der Mitarbeiter gedeihen kann, in dem Ideen geäussert werden, die dann in Verbesserungsvorschläge (VV) umgemünzt werden. Dazu gehört einmal die Information darüber, welchen Nutzen VV sowohl für das Unternehmen als auch für die Mitarbeiter selbst, letztlich für die Sicherung ihres Arbeitsplatzes, haben.

Anerkennung

Mit der Information allein über die Bedeutung von VV ist es nicht getan. VV müssen „anerkannt“ werden (vergleiche »Hörakustik« 3/´98: „Galeerensträflinge – oder eigenverantwortliche Mitarbeiter?“). Die beste Anerkennung liegt in der Durchführung der VV. Dazu gehört die schnelle Bearbeitung und Entscheidung über den eingereichten Vorschlag. Wer immer wieder nachfragen muss „Was ist aus meinem Vorschlag geworden?“ wird demotiviert und schnell reift der Entschluss „nie wieder“.

Verbesserungsvorschläge, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht durchgeführt werden, sollten ausdrücklich „anerkannt“ werden. Es muss dargelegt werden, warum der Vorschlag nicht durchgeführt wird, verbunden mit dem ausdrücklichen Dank für die Mühe, der sich der Mitarbeiter unterzogen hat, und der Bitte, weiterhin im BVW aktiv mitzuarbeiten.

Beim Benutzungsgrad der Vorschläge war auch 1997 eine erfreuliche Entwicklung festzustellen. 57,7 % der Vorschläge wurden umgesetzt, eine Steigerung gegenüber 1996 um 3 %, allerdings geprägt von den hohen Prozent-Anteilen im Produktionsbereich.

Zukunftsfähigkeit der Unternehmen

Das BVW ist einer der wichtigsten Faktoren für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens. Es zeigt, welchen „Wert“ man dem Humanpotential beimisst. Gerade bei hohen Arbeitskosten kann man in Zukunft nicht darauf verzichten, denn es gibt kaum etwas, was man nicht noch verbessern könnte, wobei die Themen-Schwerpunkte auch branchenmässig gesehen werden müssen.

Im produzierenden Bereich beziehen sich Verbesserungs-Möglichkeiten vor allem auf die Fertigung, die Montage einschliesslich der Wartung und Instandsetzung sowie die Konstruktion. Sie zielen auf die Einsparung von Energie und Material, Erleichterung der Arbeit, sowie Verbesserung der Arbeitssicherheit und des Umweltschutzes.

Im Handelsbereich geht es hauptsächlich um eine bessere Abwicklung des Ein- und Verkaufs sowie die Rationalisierung in der Verwaltung und die Verbesserung des Kundennutzens. Probleme der Arbeitssicherheit sowie der Ökologie spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.

Im Dienstleistungsbereich liegt der Schwerpunkt vornehmlich in der Verbesserung der Produkt- und Dienstleistungs-Qualität und der Erhöhung der Kundenzufriedenheit. Auch Umwelt- und Sicherheits-Fragen haben eine grosse Bedeutung.

Förderung von Verbesserungsvorschlägen

Entscheidend ist letztlich welchen Wert die Arbeitgeber dem BVW zumessen. Hier müssen offensichtlich nicht wenige Firmenleitungen noch eine Menge tun, um diesen wichtigen Wettbewerbsvorteil auszubauen.

Nach einer Befragung von mehr als 3’000 Mitarbeitern und Führungskräften durch das Deutsche Kundenbarometer 1997 konnten nur 63,7 % der Befragten der Feststellung voll und ganz oder weitgehend zustimmen: Verbesserungsvorschläge werden bei uns gefördert und belohnt. 1996 waren es 64,5 %. Die geringsten Zustimmungsraten hatten der Handelsbereich mit 60 % und die privaten Dienstleister mit 62,7 %. Bei den Führungskräften aus dem Bereich der Geschäftsleitung lag die Zustimmungsrate bei 68,1 %, gegenüber dem Ergebnis von 1996 ein Rückgang von 10 %. Worauf mag dieser Absturz wohl zurückzuführen sein?

Autor: Georg Wolff

 

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