Landesberufsschule für Hörgeräte-Akustiker
Die Rahmenbedingungen für den Sportunterricht an der Landesberufsschule für Hörgeräte-Akustiker können, im Gegensatz zur Situation an vielen anderen Schulen, als ausgesprochen gut bezeichnet werden. Ausbildende Betriebe und die Schulleitung unterstützen die Bemühungen der Sportlehrkräfte um ein attraktives Angebot für den Berufsschulsport, das jüngst neu organisiert und erweitert wurde.
Seit Beginn des neuen Schuljahres bekommen alle neuen Auszubildenden eine kompakte Darstellung des Sportangebotes in Form einer Broschüre ausgehändigt.
Mit diesem Beitrag möchten wir den an der Ausbildung Beteiligten unsere Angebote, deren Intentionen und Hintergründe einmal darstellen.
Der Schulsport spielte schon immer eine wichtige Rolle an der Landesberufsschule. Natürlich hat sich in den letzten Jahren einiges verändert. Entsprechend der Einzigartigkeit unserer Schule bieten wir den Auszubildenden auch ein besonderes, in Kursen angelegtes Sportprogramm. Die stetig wachsende Anzahl der Schüler:innen erlaubte eine Vergrösserung der Kursvielfalt.
Bisherige Entwicklung
Historisch betrachtet erfolgte die Einrichtung von Sportunterricht an berufsbildenden Schulen unter dem Einfluss der steigenden Bedeutung der Präventivmedizin Ende der 70er Jahre. Der Berufsschulsport bietet seitdem die letzte Möglichkeit, Jugendliche gezielt an den Sport und dessen positive Auswirkungen auf die Gesundheit heranzuführen. Die Erkenntnis, dass ausreichende und regelmäßige Bewegung die beste Vorbeugung gegen Erkrankungen des Herz-Kreislauf – Systems ist, führte zu verstärkten Bemühungen, Sportunterricht an allen Berufsbildungsstätten zu etablieren. Er soll somit nicht zuletzt als Ausgleich für einseitige körperliche Belastungen bzw. für beruflich bedingten Bewegungsmangel dienen.
Dies steht auch in Einklang mit den Bemühungen der Krankenkassen und Sportvereine, präventiv orientierte Bewegungsformen in ihr Angebot aufzunehmen.
Gesundheitspolitik heute
Die bundesdeutsche Gesundheitspolitik verfolgt in jüngster Zeit verstärkt das Ziel, jedem Arbeitnehmer deutlich zu machen, dass er selbst dafür Sorge zu tragen hat, zum Zwecke der Erhaltung seiner uneingeschränkten Erwerbsfähigkeit, berufsspezifische Belastungen aber auch ausserberufliche Störungen zu kompensieren.
Hier kann Sportunterricht während der Berufsausbildung einen wichtigen Beitrag zur Fähigkeit leisten, störende Einflüsse auf die Gesundheit als solche wahrzunehmen, zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken. Dies kommt den im Berufsfeld Gesundheit auch präventiv tätigen Hörgeräte-Akustikern besonders entgegen. Die Schulung dieser Fähigkeiten entspricht ebenso den jüngsten Vorgaben für das Fach Sport der gemeinsamen Erklärung des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur und den schleswig-holsteinischen Industrie- und Handelskammern.
Situation während der Ausbildung
Mit Beginn einer Ausbildung erfährt jeder Jugendliche ungewohnte körperliche und psychische Belastungen. Er muss sich acht Stunden täglich neues Wissen erarbeiten und Erfahrungen sammeln, Qualifikationen wie Flexibilität, Variabilität, Kommunikations- und Kooperationsvermögen entwickeln. Er muss sich darüber hinaus in ein bereits funktionierendes Team einfinden, kooperieren und in der Lage sein, seine Fehler zu erkennen und eigenständig zu korrigieren. Er muss nicht zuletzt Einfühlungsvermögen für den hörgeschädigen Kunden entwickeln.
Es sind also primär keine körperlichen Kräfte oder eine besonders trainierte Ausdauer zum Erlernen und zur Ausübung dieses Berufes erforderlich. Allerdings kann nur – das ist allgemein bekannt – derjenige ausdauernd konzentriert arbeiten und sich einfühlsam anderen Menschen gegenüber verhalten, der sich körperlich ausgewogen und gesund fühlt.
Die neuen Einwirkungen auf Körper und Geist bewusst zu erfahren, zu reflektieren und angemessen auszugleichen, ist ein Grundgedanke des Berufsschulsports. Für den Auszubildenden ist es die erste Möglichkeit, Sport und Bewegung im Zusammenhang mit berufsspezifischen Beanspruchungen zu erleben. Er kann sich Sport durch Leistung und Ermüdung, Anspannung und Entspannung als Werkzeug zur Wiederherstellung körperlicher und seelischer Ausgewogenheit und Leistungsfähigkeit zunutze machen. Es geht im Berufsschulsport also nicht allein um die körperliche Bewegung sondern auch um die geistige Beweglichkeit. Der Sportunterricht bietet der Förderung dieser Fähigkeiten Handlungs- und Gestaltungs-Räume, die der fachtheoretische Unterricht nicht zulässt.
Die wirtschaftliche Bedeutsamkeit der genannten Fähigkeiten leuchtet dann ein, wenn man die Tatsache berücksichtigt, dass 1990 jeder Arbeitnehmer durchschnittlich 8 Tage im Jahr aufgrund von Muskel- und Skelett-Erkrankungen an seinem Arbeitsplatz fehlte. Diese Erkrankungen zählen mit nahezu einem Drittel zu den häufigsten Ursachen von betrieblichen Fehlzeiten (vergleiche Hans Dieter Kempf im DAK Gesundheit-Faltblatt „Aus Rückensicht!“, 1996, Seite 3).
Das Sportangebot an der Landesberufsschule
An der Landesberufsschule für Hörgeräte-Akustiker haben derzeit alle Auszubildenden wöchentlich 2 Stunden Sportunterricht am Nachmittag.
Das von Sportpädagogen angeleitete und begleitete Sportprogramm hilft aber nicht nur, die körperliche Untätigkeit bei täglich 8 Stunden Fachtheorieunterricht zu überwinden, sondern auch mitmenschliche Probleme zu kompensieren und sich leichter in die gegebene Ordnung einzufügen.
Durch Kanusport beispielsweise können sich folgende Erfahrungshorizonte eröffnen:
- eine Gruppe, in der man Freundschaft, gegenseitige Hilfe und Geborgenheit erleben kann
- die Steigerung des Selbstwertgefühles durch die Übernahme von Verantwortung und durch eigenes Engagement
- den verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur und ein ökologisches Verhalten zu erlernen.
Die Bemühungen der Sportlehrer richten sich auf ein breites Angebot an Sportarten, das sowohl die Bewegungsfreudigen und möglicherweise privat im Sportverein Aktiven als auch die weniger Sportbegeisterten anspricht. Es werden verstärkt sogenannte Lifetime-Sportarten angeboten. Dies sind solche, die ohne grossen Aufwand altersunabhängig ausgeübt werden können. Im Vordergrund steht dabei, dass Könner und Anfänger gleichermassen auf ihre Kosten kommen und insbesondere die „Einsteiger“ motiviert werden, weiterhin sportlich aktiv zu bleiben. Es werden außerdem Sportarten angeboten, die im Hinblick auf die Freizeitattraktivität einen hohen Stellenwert bei jungen Menschen haben, z.B. Fitness (Aerobic oder Krafttraining), Jogging, Squash, Badminton. Auch weniger populäre Sportarten wie Akrobatik oder Paddeln in Mannschaftsbooten werden den Auszubildenden angeboten, wobei das Paddeln schon Tradition hat.
Das Angebot enthält natürlich auch die bekannten Mannschaftsspiele, u.a. Fuss-, Basket- und Volleyball, sowie Schwimmen. Durch eine neue Kollegin, die ausgebildete Krankengymnastin ist, sind wir jetzt sogar in der Lage, Kurse zur Rückenschule anzubieten. Damit sind an der Landesberufsschule für Hörgeräte-Akustiker 6 Sportlehrkräfte tätig:
- (Andrea Petzold,
- Birgit Schmidt,
- Ingo Grütz,
- Hans-Herbert Mente,
- Oskar Pfeifer,
- Jens Rießen).
Autor:innen: StR Ingo Grütz / Birgit Schmidt
Unser Versprechen: wieder stärker verbunden als normalhörend!