Bildhafte, plastische Sprache (To be Insider in 8 Minute n)

Für Sie gelesen

Prof. Dr. Ing. Friedrich Keller: »Stichwörter aus Akustik, Audiologie und Hörgerätekunde«, 2. überarbeitete und ergänzte Auflage, 160 Seiten. Heidelberg. Median-Verlag von Killisch-Horn, 1999. ISBN 3-922766-64-1.

Über rund 1½ Jahrzehnte erschien Monat für Monat im »audio-telegramm« das Stichwort des Monats, gleichsam eine Art Leitartikel – wenn auch auf der letzten Seite. 1996 erschien die 1. Sammlung der Begriffe, nun liegt die 2. überarbeitete und ergänzte Auflage, wieder aus dem Median-Verlag, vor. Über 120 Grundbegriffe aus Akustik, Audiologie und Hörgerätekunde mit mehr als 850 Schlagwörtern sind thematisch 8 Kapiteln zugeordnet worden, deren Reihenfolge Absicht verrät.

Im 1. Abschnitt „Der Ursprung“ erfährt man, welche Quellen die Wörter Akustik, Audiologie und Audiometrie einschliesslich ihres geschichtlichen Hintergrundes haben. Mit Hörstörungen — Diagnostik und Therapie — ist das 2. Kapitel überschrieben, in dem die Arten der Hörstörungen einschliesslich der Alters- und Lärmschwerhörigkeit, der Tinnitus, das Cochlear Implant und Auditory Brainstem Implant bis zum Hörrest – und wie man ihn unter den heutigen technisch/audiologischen Möglichkeiten nutzen kann – abgehandelt werden.

Unter Tönen und Tonaudiometrie werden 28 Grundbegriffe wie z.B. Sinuston, Kalibrierung, Tonaudiogramm, Hörschwelle, Fühl- und Schattenkurve, Würzburger Hörfeld bis zum individuellen Lärmschutz behandelt. Wesentlich dabei ist, dass die Begriffe nicht nur im Sinne eines Lexikons oder einer Norm sondern unter dem deutlichen Einfluss der langjährigen praktischen Erfahrungen des Autors dargelegt werden. Nicht verständlich ist allerdings dem Rezensenten, warum für das Verdecken/Maskieren (Ausschalten des besseren Ohres beim Audiometrieren) der Begriff Vertäubung verwendet wird. Vertäubung ist die zeitweilige Hörschwellenverschiebung TTS, wie sie nach der Einwirkung hohen Lärms – Kesselschmiede – auftritt.

Unter Sprache und Sprachaudiometrie erfährt man, was man alles mit der »gewöhnlichen« Sprachaudiometrie anfangen kann und wie man die Ergebnisse zu bewerten hat. Besprochen werden Begriffe wie z.B. Sprache, Phonem, Sprachverständlichkeit, Sprachaudiometer, Helmkurve, die Sprachabstandskontrolle bis zur optimalen Darstellung der Messergebnisse. Man bedenke, dass die vielfältigen Bemühungen, eine geeignetere Sprachaudiometrie zu entwickeln – seit rund 45 Jahren ist es im deutschsprachigen Raum der vielfach kritisierte Freiburger Sprachtest nach Hahlbrock -, bisher in der Praxis kaum einen Niederschlag gefunden haben.

In einem weiteren Abschnitt werden unter Begriffen für Audiometrie praktische Hinweise für die Errichtung von Audiometrieräumen gegeben und die verschiedenen Schallfelder (frei / diffus) einschliesslich des Hallradius besprochen.

Der nächste, gut 20 Seiten umfassende Abschnitt beschäftigt sich mit den Hörgeräten. Erläutert wird, was man unter analogen, digitalen oder nichtlinearen Hörgeräten samt ihrer Eigenschaften – und das ist der springende Punkt – zu verstehen hat. Im Weiteren werden Einzelheiten wie Algorithmus — hier zurückgeführt bis auf persische Quellen — und die vielfältigen Bauelemente von Mikrofon bis Akku mit ihren Vor- und Nachteilen behandelt.

Als Nächstes erfährt man etwas über die Hörgeräte-Messung. Besprochen werden die Hörgeräte-Messbox, die verschiedenen und auch verschieden aufwendigen Kuppler bis hin zur Messpuppe Knowles´ KEMAR. Aber nicht nur an Simulatoren, sondern auch am „originalen“ Menschen sind dank Computerunterstützung objektive physikalische Messungen in Gestalt der In situ – Messung möglich. Das Kapitel schliesst mit Erläuterungen zur PTBBauartprüfung ab.

Im letzten – wieder rund 20 Seiten umfassenden – Kapitel geht es um die Hörgeräte-Anpassung. Nicht ohne Absicht wird erst die binaurale – Herausfiltern des Nutzschalles aus dem Störgeräusch – und dann die monaurale Hörgeräteanpassung vorgestellt. Behandelt werden die verschiedenen Ausführungen des Ohrpassstückes mit ihrem Einfluss auf den Frequenzgang des Hörgerätes. Sondenmessung, Target Gain (Zielverstärkung) werden detailliert erläutert. „Prioritäten-Programm“ bzw. „6-Punkte – Programm“ haben den Zweck, den Erfolg der Hörgeräteanpassung beurteilen zu können.

Nicht unterschlagen werden darf der Nutzen des Registers mit rund 850 Begriffen, das nicht nur zum schnellen Finden von Begriffen unerlässlich ist, sondern auch die gegenseitige Verflechtung erkennen lässt.

Insgesamt ist hervorzuheben, dass die Erklärung der Begriffe anspruchsvoll ist und sich eben nicht auf reine Definitionen beschränkt. Wer Sinn dafür hat, kann sich an der bildhaften, plastischen Sprache des Autors zusätzlich erfreuen (z.B. „durchhängender“ Halbmond im Hörfeld, „zugefallene“ Ohren im reflexionsfreien Raum). Das ganze, sehr übersichtlich gestaltete Büchlein kommt ohne Abbildungen und Diagramme aus! Es sei allen Interessenten wärmstens empfohlen.

Schade, dass es das »audio-telegramm« nicht mehr gibt. Wo findet sich möglicherweise ein sinnvoller Platz für die Weiterführung dieses Unternehmens?

Autor: Uwe Sauer

 

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Thomas Keck ist durch seinen Beruf als Hörsystemakustiker bestens mit der Präzision und Sorgfalt vertraut, die sowohl für die technische Arbeit als auch für den direkten Kundenkontakt erforderlich sind. Sein Werdegang zeugt von einer kontinuierlichen Entwicklung und einem hohen Maß an Fachwissen, unterstrichen durch den Meisterbrief und die Selbstständigkeit. Er verfolgt seine Interessen mit Leidenschaft und widmet sich einer Vielzahl von Aktivitäten, von Musik über die Beschäftigung mit Oldtimern bis hin zur Werteschätzung der Bibel. Thomas bewundert Menschen, die in ihrem Feld Spitzenleistungen erbringen, wie diverse Musiker und Schauspieler. Dies deutet auf eine hohe Wertschätzung für Expertise und handwerkliches Können hin.

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