Vorsicht bei gutachterlicher Argumentation (To be Insider in 5 Minute n)

Für Sie gelesen

Arne Ernst und Rolf-Dieter Battmer »Audiometrie und Funktionsdiagnostik in der HNO«. Chapman & Hall GmbH, Weinheim. 1998, 92 Seiten, kartoniert, ISBN: 3-8261-0158-8, im Buchvertrieb des Median-Verlages erhältlich.

Dieses Büchlein wendet sich vorwiegend an Medizinisch-technische Assistent:innen für Funktionsdiagnostik (MTA-F) in der Ausbildung und beruht auf Kursen, die von den Autoren in diesem Rahmen in Hannover durchgeführt wurden. Es beinhaltet die Funktionsdiagnostik des Gehörs (Audiometrie), Gleichgewichtsorgane (Vestibulometrie), des Nervus facialis sowie des Geruchs (Olfaktometrie) und des Geschmackssinnes (Gustometrie). Da es vor allem die Belange der praktischen Durchführung von Untersuchungen im Rahmen der HNO-ärztlichen Funktionsdiagnostik berücksichtigt, wird aber auch der HNO-Arzt in der Ausbildung und in der Praxis ebenfalls Gewinn haben bei der Lektüre dieses Büchleins, vor allem, wenn er es dazu benutzt, die darin enthaltenen Anleitungen praktisch zu üben. Der Inhalt dieses »Kochbuches« sollte eigentlich zum Handwerkszeug jedes HNO-Arztes in eigener Praxis gehören – leider ist dies oft nicht der Fall. Nur wenn er diese Funktionsdiagnostik praktisch beherrscht, ist er in der Lage, die von seinen Mitarbeitern erhobenen Befunde richtig zu bewerten und zu kontrollieren.

Die Autoren lassen erkennen, dass sie selbst viel Erfahrung in den Techniken der HNO-ärztlichen Funktionsdiagnostik besitzen, vor allem in der Audiometrie, die im Vergleich zu den anderen Abschnitten sehr breiten Raum einnimmt, Um so überraschender ist, dass die in der Funktionsdiagnostik der Nase nicht wegzudenkende Rhinomanometrie offensichtlich vergessen wurde – sie fehlt, und dies halte ich im Rahmen der gestellten Aufgabe für einen schwerwiegenden Mangel des Büchleins.

Auch in anderen Punkten müssen Mängel vermerkt werden:
• Die Begriffe »Sprachverständlichkeit« und »Sprachverständnis« dürfen nicht verwechselt werden (S. 26). Die Sprachaudiometrie soll nicht die Verständlichkeit von Sprache prüfen sondern nur das Sprachverständnis des hörbehinderten Patienten.
• Audiometrie ist ein Teil der Audiologie und betrifft die Hörprüftechniken. Auch diese Begriffe sollten nicht verwechselt und inhaltlich korrekt angewandt werden (Seite 1, 1.+2. Abs.).
• Die Lautstärke von Umgangssprache ist nicht eine Funktion der Raumlänge (Seite 13) sondern des Hallradius, der vom Volumen des Raumes abhängt. In den üblichen Untersuchungsräumen auch von mehr als 6 m Länge kann deshalb das Umgangssprachen-Verständnis für Umgangssprache gewöhnlich nicht wesentlich mehr als 2 m weit signifikant geprüft werden, da bei grösseren Entfernungen der Hallradius überschritten wird und keine Korrelation zwischen Lautstärke und Abstand mehr besteht.
• Der Lüscher-Test (Seite 22) wird nach den Anweisungen, die Lüscher selbst nach der Publikation dieses Testes durch Lüscher und Zwislocki gegeben hat, nicht bei 20 dB SL durchgeführt sondern immer, unabhängig vom Hörverlust, bei 80 dB HV.
• Die Indikation für eine Hörgeräteversorgung (Seite 53) wird sehr ungenau und teilweise falsch angegeben. Insbesondere eine Hörweite für Umgangssprache von 2 m ist in den diesbezüglichen Richtlinien und Empfehlungen nicht zu finden und kann unmöglich als Kriterium für oder gegen eine Hörgeräteversorgung herangezogen werden, da sie offensichtlich in Widerspruch steht zu den Kriterien der Hilfsmittelrichtlinien und der Begutachtungs-Anleitung des MDK.

Diese Mängel schränken den Wert dieses Büchleins als Lehrbuch nicht unerheblich ein. Andererseits ist sein Charakter als »Kochbuch« im Bereich der sonstigen Darstellungen geeignet, es für die Ausbildung von MTA-F zu empfehlen. In einer neuen Auflage müssen jedoch die bestehenden Mängel behoben werden, damit dieser Text nicht fälschlicherweise in gutachterliche Argumentationen einfliesst und dadurch Schaden anrichtet.

Autor: Prof. Dr. med. Peter Plath

 

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Thomas Keck ist durch seinen Beruf als Hörsystemakustiker bestens mit der Präzision und Sorgfalt vertraut, die sowohl für die technische Arbeit als auch für den direkten Kundenkontakt erforderlich sind. Sein Werdegang zeugt von einer kontinuierlichen Entwicklung und einem hohen Maß an Fachwissen, unterstrichen durch den Meisterbrief und die Selbstständigkeit. Er verfolgt seine Interessen mit Leidenschaft und widmet sich einer Vielzahl von Aktivitäten, von Musik über die Beschäftigung mit Oldtimern bis hin zur Werteschätzung der Bibel. Thomas bewundert Menschen, die in ihrem Feld Spitzenleistungen erbringen, wie diverse Musiker und Schauspieler. Dies deutet auf eine hohe Wertschätzung für Expertise und handwerkliches Können hin.

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