„Hellhörig“ nennt sich ein Tanz-Theaterstück, das am 8. April im Theater und Orchester der Stadt Heidelberg Premiere hat. Mario Heinemann choreografiert es nach einem Text von Robert Musil. Ergänzt wird die Aufführung durch eine Ausstellung zum Thema Hören im Theaterfoyer, anschließend, um 20 Uhr, findet eine Einführungssoirée zur Choreografie des Tanzabends statt.
Im Tanzstück geht es um einen Mann, der in einem Hotelzimmer den Geräuschen einer Frau lauscht. Zitat aus Musils Kurzprosa, die als Ausgangsmaterial dient: »Du bist unablässig in Bewegung. Ich erkenne die bekannten Geräusche des Öffnens der Haare und des Bürstens. Vorher schon das Abstreifen von Kleidern; jetzt wieder, es ist mir unverständlich, wieviele Kleider du ausziehst. Ich bin in meiner Vorstellung längst mit allem Vorstellbaren zu Ende, während du offenbar in der Wirklichkeit immer noch etwas Neues zu tun findest.«
Die textliche Vorlage führt die Fantasie des Ich-Erzählers ausschließlich über das Gehör. Indem sie auffordert, scheinbar bekannten Geräuschen wieder Raum und neue Symbolkraft zu geben, hinterfragt es unsere Wahrnehmungsfähigkeit: Warum sehen wir so viel und hören so wenig? Ist uns vor lauter Lärm das Hören vergangen? Analog zum Autor wirft der Choreograph einen ungewöhnlichen Blick nicht nur auf die Welt der Klänge und Geräusche, sondern auch auf die Wahrnehmung von Bewegung und Tanz.
Quelle: red