Phonak Cycling Team (To be Insider in 7 Minute n)

„Auf´s Rad gekommen“

Wir hätten uns nicht träumen lassen, nach fast 40 Jahren Redaktions-Tätigkeit in Fachverlagen plötzlich einen Ausflug in die Zuständigkeiten der Sport-Reportage unternehmen zu müssen (zumal es bei Begegnungen mit den Kollegen vom sportiven Metier nie ganz ohne einigen Spott oder auch – wie beim jüngsten Europa-Flop der DFB-Kicker – einige Häme abgeht). Doch Phonak macht’s nötig und Peter David Schaade machte es möglich…

Er erzählte ja bereits in unserem Interview davon, dass Phonak unter die Sport-Sponsoren gegangen ist und in dieser Saison eine junge Radrenn- Mannschaft über die Pisten schickt. Was nicht nur uns zur ketzerischen Frage veranlasste, ob man in der Schweiz eine Rückversicherung mit der Produktion von Sporträdern in Erwägung gezogen habe, falls es mal mit Hörsystemen nicht mehr so gut geht. Peter Schaade »rächte sich«, indem er uns zur Etappenankunft der Deutschland-Tour nach Stuttgart einlud. Also war erst einmal »Nachhilfe« in Detailinformation angesagt, denn über Junkermann, Altig, Ullrich, Zabel und die alljährliche Tour der Leiden unserer gallischen Nachbarn war unser radsportliches Wissen nicht sonderlich gediehen.

Also, die Deutschland Tour, letztes Jahr erneut ins Leben gerufen, um den großen anderen Landes-Etappenrennen (Le Tour de France, Tour de SuisseGiro d’Italia, La Vuelta Ciclista a España, Internationale Friedensfahrt etc.) ein deutsches Äquivalent an die Seite zu stellen, hat eigentlich eine lange, aber wenig erfolgreiche Tradition. 1911 fand das erste Etappenrennen durch Deutschland statt. Und dann, immer wieder durch größere Abstände unterbrochen, noch 21 Versuche, eine deutsche Tour zu etablieren. 1982 war dann erst einmal endgültig Schluss, bis letztes Jahr der Bund Deutscher Radfahrer e.V. mit einem agilen Vorstand die Wiederbelebung versuchte und allem Anschein nach diesmal Erfolg hat.
Jedenfalls gingen 18 Profi-Teams mit ca. 150 Fahrern in diesem Jahr in Bonn an den Start der 8 Etappen und 1’236 km langen Strecke (für Hobby- und Amateur-Radler lief gleichzeitig eine »entschärfte« Tour). Die Mannschaft jenes Telefon-Anbieters, für dessen Aktien Manfred Krug im Fernsehen hin und wieder so beredt wirbt (jetzt wissen Sie auch, warum, die brauchen Geld für ihre Radler), war als Vorjahres-Sieger Favorit und dominierte auch diesmal bis zum Zeitfahren der vorletzten Etappe in Herzogenaurach. Da fuhr der Spanier David Romero Plaza vom Festina-Team einen derart komfortablen Zeitvorsprung heraus, dass es auch zum Gesamtsieg auf Berlins Kudamm reichte.
Und das Phonak-Team (» We race for better hearing«)? Man hatte eigentlich für die junge Mannschaft erst einmal nur de Coubertins Philosophie »Teilnehmen ist wichtiger als Siegen« als Zielvorgabe formuliert. Doch die Jungs schlugen sich ganz prächtig. In der Gesamtwertung belegte der sympathische Österreicher Matthias Buxhofer den 7. Platz (Jan Ullrich wurde 29.!). In der Punktewertung (Punkte bekommt man für Sprint-Placierungen und Zieleinläufe) wurde der Phonak-Mann Alexander Usow aus Weißrussland sogar 3. (hinter dem Sieger Erik Zabel).

In Stuttgarts Mercedes-Straße vor der Schleyer-Halle inmitten eines wirklich radrennverrückten Publikums fuhr der kleine Usow sehr zur Freude der Fellbacher am Ziel der 4. Etappe auf einen hervorragenden 6. Platz (und war, wie er uns nachher im Fahrerlager sagte, enttäuscht, weil er den »Ausreiß-Versuch« des späteren Etappensiegers Casarotto verschlafen habe, sonst wäre noch mehr drin gewesen…
Team-Chef Jean-Jacques Loup erzählte uns, er sei von Zuschauern und sogar Mitgliedern anderer Mannschaften nach den Hintergründen der Aussage »Wir fahren für besseres Hören« gefragt worden – Indiz dafür, dass die Initiative der Phonak, Hören und Hörgeräte über eine populäre Sportart zu thematisieren, aufzugehen scheint…

Nota Bene: Bei der Tour de France 2000 werden Sie das »Hör-Team« noch vergebens suchen, die Mannschaft muss sich erst durch Erfolge in kleineren Rennen für diese große Aufgabe qualifizieren; wir zweifeln nach unseren Eindrücken von Stuttgart nicht, dass dies gelingt.

Autorin: Christina Osterwald

 

www.hörmodell.ch

Unser Versprechen: wieder stärker verbunden als normalhörend!

Konzern Sonova

Das Informations-Dokument «EUROPASS-Berufsausbildung» (To be Insider in 8 Minute n)

Individuelle Bescheinigung der im europäischen Ausland erworbenen Berufsqualifikationen vom Jahr 2000 an

Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) bieten jungen Menschen vielfältige Möglichkeiten, ihre berufliche Erstausbildung und die Weiterbildung durch Auslandserfahrungen zu ergänzen. International erworbene Qualifikationen lassen nicht nur auf Selbständigkeit, Mobilität und Engagement schließen, sie verbessern auch die Chancen des Einzelnen auf dem Arbeitsmarkt, sind zudem ein Gewinn für die persönliche Entwicklung, beispielsweise für die Fähigkeit, über Ländergrenzen hinweg zu kommunizieren, zu kooperieren und andere Kulturen zu verstehen.

Forderung nach grenzüberschreitender Mobilität

Angesichts der wachsenden Verflechtung im europäischen Wirtschaftsraum wird die Forderung nach grenzüberschreitender Mobilität immer eindringlicher gestellt. Übereinstimmend verlangen Politiker wie Repräsentanten des Handwerks, bereits im Rahmen der Erstausbildung praxiserprobte Arbeits- und Lebens-Erfahrungen im europäischen Ausland zu sammeln, andere Sprachen und Berufswelten kennenzulernen.

Es ist deshalb erfreulich zu lesen, dass allein bei der Informations- und Beratungsstelle der Carl Duisberg Gesellschaft in Köln, einer gemeinnützigen Organisation für internationale Weiterbildung und Personalentwicklung, jährlich 50’000 Anfragen nach einer Auslandsfortbildung eingehen. Inzwischen absolvieren pro Jahr etwa 6’000 Jugendliche Maßnahmen zur beruflichen Aus- und Weiterbildung – oft von mehreren Monaten – außerhalb Deutschlands, um sie als Teile der eigenen Berufsbildung anerkannt zu bekommen. Diese Zahlen spiegeln ein lebhaftes Interesse an beruflichen Auslands-Erfahrungen, auch die Bereitschaft zur Mobilität.

Förderung und Dokumentation europäischer Berufsbildungsabschnitte

Der Rat der EU hat im Dezember 1998 beschlossen, die Mobilität von Personen in Europa zu fördern, die sich in einer dualen oder alternierenden Berufsausbildung befinden, also in einer zwischen Betrieb und Schule wechselnden Ausbildung. Zielgruppen sind unter anderem Auszubildende, Studierende an Berufsakademien, Fachhochschulen und Hochschulen.

Die genannte Entschließung betont nicht nur, wie wichtig die in Mitgliedsstaaten der EU abgeleisteten betriebsnahen Berufsbildungs-Abschnitte sind, sie fordert darüber hinaus, die vermittelten Kenntnisse und Fertigkeiten in die nationale Berufsausbildung zu integrieren. Unter »Europäischen Berufsbildungs-Abschnitten« werden jene Teile der Berufsbildung einschließlich der Lehrlingsausbildung verstanden, die in anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union absolviert werden.

Um die bei Auslandsaufenthalten durchlaufenen Aus- oder Weiterbildungs-Maßnahmen nachweisen zu können, wurde EU-einheitlich der »EUROPASS-Berufsbildung« geschaffen.

Er gilt für alle Formen der Berufsbildung, die einen betrieblichen Ausbildungs-Teil aufweisen. Auch Studenten und Hochschulabsolventen können den EUROPASS erhalten. Voraussetzung ist ein Praktikum.

Dem Bundesministerium für Bildung und Forschung zufolge ist die Nachfrage schon jetzt sehr groß, obwohl es freiwillig ist, das Dokument zu verwenden. (In der weiter unten genannten Broschüre des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sind auf den Seiten 32 und 33 die Ausgabestellen für die EUROPASS-Formulare aufgeführt; unter ihnen sind auch die Handwerkskammern, Industrie- und Handelskammern erwähnt.) Der EUROPASS wird zweifellos das Ausbildungsprofil seines Inhabers transparenter machen, die grenzüberschreitende Bildungsarbeit verbessern, europaweit die Attraktivität der beruflichen Auslands-Fortbildung erhöhen.

Inhalt und Gestaltung des Dokuments

Zu den Inhalten dieser einheitlich im DIN A 5-Format gestalteten, in allen Staaten der Europäischen Union geltenden Bescheinigung zählen

  • die persönlichen Daten der/s Teilnehmer:in,
  • die für die Ausbildung zuständige Einrichtung,
  • die Art und Dauer der europäischen Berufsbildungs-Maßnahme,
  • die Bezeichnung des Ausbildungspartners im Aufnahmeland,
  • Name und Qualifikation des pädagogischen Betreuers, ferner
  • die Bestätigung, dass die Eintragungen mit den entsprechenden Vorschriften im Herkunftsland übereinstimmen.
    Jeder Ausbildungsabschnitt wird sowohl in der Sprache des Herkunfts- als auch des Gastlandes abgefasst, der entsprechende Eintrag trägt
  • die Unterschriften des Ausbildungspartners im Aufnahmemitgliedsstaat und des Teilnehmers.
Finanzierung von Austauschmaßnahmen

Vor allem das Berufsbildungs-Programm »Leonardo da Vinci II« der Europäischen Union unterstützt finanziell junge Berufstätige und andere, die beabsichtigen, Aus- und Weiterbildungs-Abschnitte im Ausland zu absolvieren. Ähnliches gilt für Programme wie »Sokrates«, die EU – Gemeinschafts-Initiativen oder bilaterale Bildungsprogramme. Sie alle vergeben unter anderem Stipendien an Auszubildende und junge Arbeitnehmer, die sich im europäischen Ausland qualifizieren, ihre Sprachkompetenz erweitern, Einblick in die Arbeitswelt des Gastlandes verschaffen und Verständnis für fremde Kulturen gewinnen wollen. (Der EUROPASS bescheinigt auch alternierende Auslandsaufenthalte ohne Anbindung an EU-Programme. Es müssen lediglich die Kriterien für den EUROPASS erfüllt sein.)

Autor: Hans Winter

Weiterführende Literatur

Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.): Der EUROPASS – Berufsbildung, Bescheinigung von Auslandsaufenthalten (kostenlos), Bonn 1999.

Carl Duisberg Gesellschaft e.V.: Weiterbildung ohne Grenzen 2000, Angebote zur beruflichen Qualifizierung im Ausland, 14. Auflage (kostenlos), Köln 2000.

 

Stimme und Mensch (To be Insider in 3 Minute n)

Beobachtungen und Betrachtungen

von Günther Habermann – unter Mitarbeit
von Marianne Spiecker-Henke und Wolfram Behrendt

… ein ausgesprochenes Lesevergnügen.

P. Biesalski

 

… den Leser erwartet eine genußvolle Lektüre.

K. Fleischer

1. Auflage 1996, 276 S.,
79 teils vierfarbige Abbildungen, gebunden,

sfr 77.— (Der Preis versteht sich zuzüglich Versandkosten und inklusive 7% Mehrwertsteuer.)

ISBN 3-922766-24-2

Das hier vorliegende Werk besteht überwiegend aus einer Zusammenfassung und Neugestaltung von Arbeiten, die in einem langen Berufsleben als Hals-Nasen-Ohrenarzt mit besonderer Hinwendung zu Sängern, Schauspielern und Angehörigen sonstiger Sprechberufe entstanden sind. Sie betreffen in ihrer Gesamtheit einen recht unterschiedlichen Themenkreis, doch sie beziehen sich sämtlich auf die Stimme des Menschen als seines wichtigsten Ausdrucks- und Kommunikations-Mittels. Besonderheiten der Stimme wie des Sprechens und Singens werden beobachtet und gedeutet, solche der Einzelperson wie die von geschichtlich herausragenden Persönlichkeiten, in deren Wesensart ihre Stimme und Sprache eine besondere Rolle gespielt haben.

Als Hinweise auf Richtung und Weite der Thematik der folgenden Abhandlung seien einige Titel des Buches angeführt:

  • Über die gute und die »schöne« Stimme. Qualitäten der Gesangsstimme in naturwissenschaftlicher Sicht.
  • Die Stimme als Ausdrucksmittel im Lachen und Weinen und im Schrei.
  • Ist die Zunge zum Sprechen nötig? Ein Meinungswandel in der Menschheitsgeschichte.
  • Der Grieche Demosthenes und der Römer Nero als Meister der Stimmkunst und die Stimmpflege im Altertum.
  • Schauspieler auf der antiken Bühne – ihre Stimmen und ihre Masken.
  • Lebensart und Auftreten der Kastratensänger in London und in Venedig im 18. Jahrhundert.
  • Goethe als »Sprecher« in den Berichten der Zeitgenossen.
  • Leben und Elend der Schauspieler und Sänger zur Goethezeit.
  • Sehen anstatt Hören – Sprechen und Singen im Bild.
  • Sänger in der Karikatur.
  • Zum Wandel des Stimmgebrauchs in neuerer Zeit.

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Tel. +49 62 21/9 05 09-15

 

A.E.A.-Generalversammlung in Venedig (To be Insider in 12 Minute n)

Die Generalversammlung der Association Européenne d’Audioprothesistes, das große Treffen aller europäischen Hörgeräte-Akustiker, das einmal im Jahr stattfindet – dieses Jahr traf man sich in Venedig -, dient zur Harmonisierung des Hörgeräte-Akustiker – Standes. Die deutsche Delegation bildeten Klaus Klingbeil, Heiner Norz, Herbert Bonsel und Leopold Russy. Jedoch bestand unsere »Truppe« diesmal nur aus 3 Delegierten, da Klaus Klingbeil zu dieser Zeit im Urlaub war.
In diesem Jahr übernahmen die italienischen Mitglieder der A.E.A. die Ausrichtung der Generalversammlung, die wegen des französischen Hörgeräte-Akustiker – Kongresses vom ursprünglichen Termin verlegt wurde und erst vom 15. bis 18. April 2000 stattfand.
Als Unterkunft für die teilnehmenden Hörakustiker hatte man ein altes Grand Hotel »des Bains«, an Venedigs Lido auserkoren.

Die Aussprache auf der Versammlung wird simultan übersetzt und zwar in die Sprachen französisch, englisch, italienisch und deutsch, sodass der Stress, der beim Zuhören eines Beitrages in einer anderen Sprache unvermeidlich ist, nicht anfällt.
Zunächst stellte Kim Ruberg das von ihm im Auftrag der Industrie entwickelte Intranet-Projekt »hear it« vor (www.HearingYou.org Website), das schon von den Verbänden präsentiert worden war und deshalb nur in seiner Philosophie dargestellt werden sollte.
Zu diesen Websites, auf denen alles, was es über den Hörgeräte-Sektor zu berichten gibt, dokumentiert wird, sollen alle Interessierten bzw. Mitglieder der teilnehmenden Verbände Zugang haben. Der Wunsch geht dahin, dass z.B. über die Abgabezahlen der Hörgeräte aller Länder unterrichtet werden soll. Man stellt sich vor, dass neben der EHIMA auch die A.E.A. und Schwerhörigen-Verbände Partner werden sollen. Angestrebt wird die Unterstützung der Regierungen und der audiologischen Forschung. Es würde ein Zusammengehen der A.E.A. (Abgeber), der EHIMA (Hersteller) und der IFHOH (Betroffene, Schwerhörigen-Verbände) resultieren. Die Inhalte der Websites müssten je nach Zielgruppe mit einer speziellen »Ansprache« erstellt werden z.B. für Journalisten, Jugendliche, Ärzte, Regierungen etc. Es könnten Botschaften darin versteckt werden, die darüber informieren, was es z.B. kostet, wenn eine Hörgeräte-Versorgung unterbleibt. Man hat errechnet, dass diese Kosten 75 Milliarden DM betragen, was einem Aufwand von 5½ Tunnels unter dem Ärmelkanal entsprechen würde.

Da es sich um keine Werbung hạndelt, darf der Name der Webpage nicht mit „.com“ enden, denn bei dieser Site besteht Gemeinnützigkeit. Die Kosten dieses Vorhabens sind immens, werden aber zunächst von der EHIMA getragen. Die Chefredaktion übernimmt Kim Ruberg, der ein anerkannter Fachmann in der Info-Branche ist. Es wird eine virtuelle Organisation gebildet, die in Belgien eingetragen wird und nur ehrenamtliche Mitarbeiter beschäftigt. Tom Westermann meinte das die neue Idee der Aufklärung über Hören und Hörgeräte auf europäischer Ebene nur Vorteile für alle Partner böte, weil die Information völlig neutral erfolge und professionell abgewickelt werde. Die Hauptsprache sei – aus Kostengründen – englisch, doch Berichte der einzelnen Länder würden in ihrer Heimatsprache erscheinen und eine Kurzfassung in englischer Sprache würde zur Verfügung gestellt werden.

Ein Vertreter der A.E.A., so ist es geplant, solle im Entscheidungsgremium über Veröffentlichungen vertreten sein. Zunächst sind 500 Seiten geplant. Eine Übersetzung in alle Sprachen komme wegen der hohen Kosten nicht in Betracht.

Es wurde anschließend lebhaft diskutiert, ob die A.E.A. offizieller Partner werden solle. Ausschlaggebend für die spätere Zustimmung war, dass die Mitgliedschaft keine Kosten verursacht und dass eine Einflussnahme auf die Inhalte nur durch Mitwirkung der A.E.A. erzielbar ist.

A.E.A.-Präsident Juan San José Martinez, berichtete über den EHIMA-Kongress in Brüssel, der wegen der geringen Beteiligung kein Erfolg gewesen ist. Dennoch sei es wichtig, dass die A.E.A. dort mit einem Stand vertreten war. Doch die Industrie signalisierte, dass eine Wiederholung nicht vorgesehen sei.

Die Ausführungen über das Programm »Leonardo da Vinci« zeigen, dass jetzt ein Ende der Arbeiten abzusehen ist. Eine Internet-Site, die alle erarbeiteten Beschlüsse und deren Folgerungen darlegt, ist in Vorbereitung. Das Programm will die Harmonisierung des Berufes auf europäischer Ebene sicherstellen. Dazu war es zunächst erforderlich, den »Status Quo« der Berufsausübung inklusive der Ausbildungsinhalte zu ermitteln.
Modul II hatte zur Aufgabe, den Inhalt der Ausbildung und deren Prüfung festzulegen.
Die nächste Stufe, Modul III, soll die schulische Vermittlung sicherstellen.
Das Modul IV schließlich betrifft die Fort- und Weiterbildung mit Zeitaufwand und Ausbildungsstätten und ist noch nicht ganz vollendet.
Noch in diesem Sommer muss die Arbeit, die von der EU gefordert und unterstützt wird, abgeschlossen sein.

Der nächste Punkt des Berichtes bezog sich auf das »ständige Sekretariat«, ein Büro in Brüssel, das unbedingt gefordert werden muss. Unser Berufsstand ist noch in vielen EU-Ländern nicht sonderlich präsent und / oder hat ein schlechtes Image. Nur über die europäische Schiene ist es möglich, eine Verbesserung zu erzielen, wozu eine effektive PR-Arbeit beitragen kann. Nur ein gut ausgebildeter Berufsstand auf europäischer Ebene verhindert das Eindringen von anderen Berufsgruppen. Deshalb steht Martinez auf dem Standpunkt, dass der Hörgeräte-Akustiker eine universitäre Ausbildung oder Vergleichbares anstreben muss. Entsprechend anspruchsvoll ist auch die Festlegung der Inhalte und der Zeitdauer im Rahmen des Leonardo-Projektes ausgefallen.

Um die Finanzierung des in Brüssel einzurichtenden Büros, das schon im Sommer eröffnet werden soll, wurde heftig gerungen. Die Idee, einen Betrag je abgegebenes Hörgerät zu erheben, hätte zur Folge, dass Deutschland den Löwenanteil der Kosten beisteuern müsste. Schließlich wurde entschieden, dass für das 2. Halbjahr so verfahren wird, dass aber in Zukunft ein anderer Schlüssel gefunden werden muss. Denkbar wäre eine Kombination mit der Stimmenzahl des Landes und der Abgabemenge. Darüber muss nun das Büro entscheiden. Fest steht, dass Deutschland mit der Kopplung allein an die Stückzahlen nicht einverstanden sein kann. Einigkeit herrschte aber darüber, dass das Büro so schnell wie möglich eröffnet werden muss. Die Abstimmung über das Büro in Brüssel ergab 51 Ja-Stimmen und 15 Enthaltungen bei einer Gesamt-Stimmenzahl von 66. Bei der Abstimmung über das EHIMA-Projekt »hear it« stimmten 56 dafür und 10 enthielten sich der Stimme. Die Beiträge der A.E.A. für dieses und das nächste Jahr sollen unverändert bei 600 Euro bleiben.
Traditionsgemäß stand sodann eine »Tischrunde« auf dem Programm, bei der jedes Land über seine Situation berichten konnte.

Martinez rühmte abschließend die gute Zusammenarbeit der A.E.A. mit dem BIAP. Aufgaben und Ausbildungs-Ordnungen sind ausschließlich Sache der A.E.A. Das BIAP ist bei multidisziplinären Aufgaben gefragt.

Im Rahmenprogramm, das infolge der Themenfülle einerseits und der von Touristen überfüllten Lagunen-Stadt andererseits sehr konzentriert war, blieb dem Chronisten vor allem eine nachmittägliche Bootsfahrt zur Glaskünstler-Insel Murano mit Besichtigung einer Glasbläserei und der malerischen Insel Murano in Erinnerung.

Autor: Herbert Bonsel

 

Buchbesprechung (To be Insider in 5 Minute n)

Hörst Du schlecht?

Der Untertitel „2000 Jahre Hören und Hörhilfen“ des Werks zur Geschichte der Hörakustik zeigt schon, dass das Thema den Menschen seit alters her berührt. Wer nicht hören kann, ist ausgeschlossen aus der Gemeinschaft, und um das zu verhindern, hat der Mensch schon früh versucht, die Technik zur Überwindung seines Handicaps einzusetzen. Bereits auf altägyptischen Bildern sind Menschen zu sehen, die sich zur Verstärkung des Schalls die Hand hinters Ohr legen, mit Sicherheit die erste Hörhilfe des Menschen – ob mit oder ohne Kenntnis der Zusammenhänge. Die Kugelperücken der Pharaonen und die gewölbten Baldachine am Thron des Königs verstärken ebenfalls den Schall, indem sie den Ton hinter dem Ohr reflektieren. Über technische Hilfen ist freilich bis zum Mittelalter nur wenig überliefert, wenn man von primitiven Formen des Hörrohrs einmal absieht. Das ist erst im 17. Jahrhundert verbürgt, krankt aber am mangelnden anatomischen Wissen der Zeit. Erst 200 Jahre später kommen wissenschaftliche Impulse für die Otologie, und das 19. Jahrhundert ist dann das «goldene Zeitalter» für das Hörrohr. Die vielen Fotos dokumentieren nicht nur den Variantenreichtum dieser Hilfen, sondern auch, dass sich die Menschen schon damals bemühten, diesen Mangel zu kaschieren – und das ist bis heute so geblieben. Hörrohre gab es in Form von Spazierstöcken, Fächern, Pfeifen und Büchern; wer sich die Serienprodukte nicht leisten konnte, baute sich sein Hörrohr mit Hilfe gängiger Trichter eben selbst. Man hatte bereits erkannt, dass Hören eine beidseitige Angelegenheit ist, und auf 1875 ist das erste Hörinstrument datiert, das an einen individuellen Hörverlust angepasst werden kann. Der große Sprung in der Entwicklung kam nach dem 2. Weltkrieg nach der Erfindung des Transistors. Seither hat die Miniaturisierung und Digitalisierung Hörcomputer und Implantate hervorgebracht, die noch das geringste vorhandene Hörvermögen optimieren können und sich ferngesteuert auf die unterschiedlichsten Hörumgebungen einstellen. Interessant ist die Feststellung, dass Hörgeräte immer ein Nebenprodukt des Fortschritts auf anderen Gebieten waren, so haben sie vom Telefon, den Batterien und der Radiotechnik und natürlich den Computerchips profitiert. Während der erste Teil des aufwändig hergestellten Werks auch für interessierte Laien eine Fundgrube für alle Aspekte des Hören an sich einschließlich der philosophischen ist, beschäftigt sich der zweite Teil mit der Hörgeräte-Akustik und dort mit der Entstehungs-Geschichte des Berufsstands. Der Autor hat nichts weniger als ein Standardwerk für die Branche vorgelegt.

Autorin: Monika Schramm

Die Geschichte der Hörakustik. Von Rainer Hüls. Median-Verlag, Heidelberg, 528 Seiten, 40 Abbildungen.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. Mai 2000