Zum 80. Geburtstag von Karl Müller (To be Insider in 15 Minute n)

Mit Karl Müller konnte hörakustisches Urgestein am 25. Mai seinen 80. Geburtstag feiern. Dem weiß Gott nicht immer »pflegeleichten«, und darum zumeist höchst initiativen Jubilar hat der Berufsstand immens viel zu danken. Man tat dies anlässlich einer großen Geburtstags-Party in Braunschweig. Und aus dem Kreis der Kollegenschaft unter Federführung von Doris Müller-Leonhardt entstand eine bebilderte »Zeitreise«, aus der wir nachfolgend für die Vita Karl Müllers wesentliche Passagen zitieren möchten: Ein Aha-Moment der Erinnerung für viele Branchen-Angehörige… Red.

Am 25. Mai 1920 erblickte er in Wildbad – heute Bad Wildbad bei Pforzheim – mitten in die »wilden 20er-Jahre« hinein das Licht der Welt. Vielleicht nicht gerade an seiner Wiege, aber man tanzte damals ausgelassen Charleston…

Der kleine Karl Müller hatte damit begreiflicherweise noch recht wenig am Hut und war, kaum des Gehens fähig, ganz glücklich an Vaters Hand beim Sonntags-Spaziergang zum Sportplatz. Mit großer Freude ging er tagtäglich in den Kindergarten und zählte – wir können uns das heute aus Kenntnis seiner Persönlichkeit gut vorstellen – ganz sicher zu den »Lieblingen« der Kindergartenschwester.

Anders in der Schule. Als echter Lausbub schwänzte er diese auch schon mal und ließ sich zum Ausgleich den Hosenboden stramm ziehen. Gute Ausreden oder gar Diskussionen halfen ihm damals noch überhaupt nichts. Dramatische Fähigkeiten bewies Karl Müller anfangs der 30er bei einem Theaterstück anlässlich des jährlichen Kinderfestes seiner Schule. Und bei der Konfirmation im Jahre 1933 kündete sich schon ein hinlänglich bekannter politischer Trend an: Man zeigte sich mehr und mehr in Uniform.
Damals schon war Karl Müller ein begeisterter Wintersportler, errang Jugendmeisterschaften oder hatte einfach Spaß mit seinen Brüder beim Skiwandern.

Aber auch im Beruf zeigten sich schon bald die ersten Erfolge. Seine Lehre begann or im Fleischer-Handwerk und 1935 wurde er Kreis-Jugendsieger im »Reichs-Berufswettkampf«.

Seine Leidenschaft für den Gesellschaftstanz lässt sich bis zu einem Tanzschüler-Abschlussball im Jahre 1937 zurückführen. Karl entdeckte die Freude am Tanzen, die ungeachtet einiger quasi nebenbei erworbener Jahresringe bis zum heutigen Tage ungetrübt blieb.

Was danach kam…

…auch Karl Müller blieb vom Zeitgeist nicht verschont und wurde eingezogen. Sein qualifizierter und ausbildungsgemäß nachgewiesener professioneller Umgang mit dem Nahrungsmittel Fleisch ebnete problemlos den Weg in die Militärküche, wo er u.a. für das leibliche Wohl seiner Kameraden verantwortlich war.

Das »tausendjährige Reich« verschonte mit seinen schlimmen Folgen auch die Familie Karl Müllers nicht: Die Brüder Alfred und Gustav kehrten nicht mehr aus dem Krieg zurück der dritte Sohn Karl entrann nach einem Jahr der Gefangenschaft in Russland.

Mehr Liebe als Lebensmittelrationen…

1948 läuteten für Karl Müller und seine Braut Helga die Hochzeitsglocken. Es war die Zeit der Lebensmittel-Marken und des ersten Kanzlers der keimenden Republik: Konrad Adenauer.

1952 erwarb das junge Paar, Helga und Karl Müller, ein echtes »Kultgefährt« – einen Lloyd oder anders ausgedrückt »ein Auto für die kleinen Leut«! Wintertauglichkeit des »Flüchtlingsbombers« wurde vorausgesetzt, denn auch Helga hatte genau wie Karl viel Spaß beim Skisport.

Die Schwerhörigkeit seiner Frau weckte bei Karl Müller mehr und mehr das Interesse an Hörgeräten bzw. Audiometern. In Bad Orb nahm er am ersten fachbezogenen Seminar teil und galt bald als Pionier in dieser noch recht unbekannten Materie. Gemeinsam mit seinen Kollegen Gravenstein und Iffland gründete Karl Müller 1952 den Deutschen Hörmittel-Ring e.V. und suchte verstärkt den Kontakt zu HNO-Ärzten sowie zu den Krankenkassen.

In jener Zeit, als die Firmen »Hörgeräte Müller und Geers« bereits ihr zehnjähriges Jubiläum feierten, stellten Karl Müller, Theo Geers, Wilhelm Aumann und Werner Kind die Weichen für den Fachverband Deutscher Hörakustiker e.V.

Die noch kleine, aber aufstrebende Fachwelt traf sich 1963 in der Kongresshalle Berlin und legte zugleich den Grundstein für die jährlichen Fachtagungen.

Damals legte Karl Müller als inzwischen gestandenes Mannsbild eine der ersten Meisterprüfungen im Hörgeräte-Akustiker-Handwerk ab. War er doch längst ein anerkannter Fachmann in diesem Berufsstand, welcher nun auch als Vollhandwerk in die Handwerksrolle aufgenommen wurde.

Minirock: der Spießer-Schock!…

Das deutsche Fräulein-Wunder war Realität und der Mini-Rock, aus England kommend, misstrauisch oder begehrlich beäugtes Signum schlanker bzw. strammer Waden. Karl Müller ließ sich nicht ablenken sondern war inzwischen aktiv im neu gegründeten Meisterprüfungs-Ausschuss tätig und baute mit anderen Pionieren das Berufsbild des Hörgeräte-Akustikers ständig aus. Man war zu Gast bei der aufstrebenden Hörgeräte-Industrie von Berlin bis Kopenhagen und hatte sich Information und Weiterbildung aufs Panier geschrieben.

Die turbulenten 70er…

Die 1972 gegründete Lübecker Akademie sowie das Berufsbild des Hörgeräte-Akustikers und der Name Karl Müller – pardon: Akademierat Karl Müller – gehören zusammen wie Schlaghosen, Plateau-Sohlen und Disco-Sound der schrillen 70er Jahre.

Im privaten Bereich feierten Helga und Karl Müller 1973 Silberne Hochzeit.

Orden und Dynamik!

Karl Müller war zum »Macher« in der Branche geworden. Und die Republik dankte ihm den Einsatz. Am 10. April 1987 wurden Karl Müllers große Verdienste um die Hörgeräte-Akustik mit dem Bundes-Verdienstkreuz gewürdigt. Aber der unermüdliche Karl lehnte sich noch lange nicht zurück und arbeitete kontinuierlich weiter an seinem Lebenswerk. Wozu vor allem die weltweit einzigartige Ausbildungsstätte in Lübeck, die Akademie mit integrierter Berufsschule gehörte.

Die Neunziger…

Die neuen Perspektiven zu den ostdeutschen Kollegen vor während und nach der Wende wurden von Karl Müller sofort in Form von Informationsbesuchen bzw. Einführungs-Seminaren genutzt und stetig ausgebaut.
»Das ist unser Karl, wie er leibt und lebt« konnte man immer wieder hören, als Fachkollegen des FDH 1995 zur Verabschiedung des Akademierats Karl Müller die von dem Metallbildhauer Hartmut Platt gefertigte Bronze-Büste in Lübeck übergaben.

Aber auch das ist unser Karl:
  • Der Lebensfrohe – wenn er dabei ist, kann man auch im kleinsten Kreis von einer Gesellschaft sprechen.
  • Ein Kollege, der an allen Seiten etwas Positives erkennen kann.
  • Ein Mann, der in sicherlich jedem Outfit ein interessantes Bild abgibt.
  • Ein Mensch, der nicht nur seine Mitmenschen respektiert, sondern auch die Landschaft, in der sie leben.
  • Der den Frühlingsspaziergang genauso liebt wie die Herbstwanderung bzw. schon seit seiner Kindheit den Sport in der weißen Pracht.
  • Der sich eigentlich immer und überall zurechtfindet bzw. stets die optimalen Lösungen parat hat und für ihre Durchsetzung kämpft.Unsere Zeitreise entlang dem seitherigen Lebensweg des bis dato 80-jährigen, jung gebliebenen Karl Müller ist in der Gegenwart angekommen.

    Obwohl man, auch am Ende des 20. Jahrhunderts, bei ihm nie weiß…

    …Denn es gibt nicht nur Internet, Gerhard Schröder, geklonte Schafe, Expo, Euro, Viagra, sondern auch einen Karl Müller, dessen Ideen und Visionen im 21. Jahrhundert so populär sind wie einst…

Wir gratulieren!

 

Autor: Thomas Keck

Thomas Keck ist durch seinen Beruf als Hörsystemakustiker bestens mit der Präzision und Sorgfalt vertraut, die sowohl für die technische Arbeit als auch für den direkten Kundenkontakt erforderlich sind. Sein Werdegang zeugt von einer kontinuierlichen Entwicklung und einem hohen Maß an Fachwissen, unterstrichen durch den Meisterbrief und die Selbstständigkeit. Er verfolgt seine Interessen mit Leidenschaft und widmet sich einer Vielzahl von Aktivitäten, von Musik über die Beschäftigung mit Oldtimern bis hin zur Werteschätzung der Bibel. Thomas bewundert Menschen, die in ihrem Feld Spitzenleistungen erbringen, wie diverse Musiker und Schauspieler. Dies deutet auf eine hohe Wertschätzung für Expertise und handwerkliches Können hin.

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