Welche Verbindung gibt es zwischen argentinischem Tango, Hörgeräten und für andere etwas Gutes tun? Auf den ersten Blick gar keine, so könnte man meinen.
Vor einigen Jahren entdeckte ich für mich den Tango in einem Café und war sofort ganz gefesselt von der Musik und der Bewegung der Tänzer. Für mich war klar, dass ich diesen Tanz lernen musste. Es folgten viele, viele Kurse und Workshops. Und natürlich immer wieder üben, üben, üben…. Denn anders als beim »Tanzschul-Tango«, wo gemeinsam antrainierte Schrittkombinationen wiederholt werden, basiert der Tango Argentino auf den Prinzipien des Führens und Folgens. Alles ist führbar, und aus diesem Grundsatz ergibt sich eine große Improvisations-Breite. Seit kurzem unterrichte ich nun auch Tango. Und nach soviel Leidenschaft für diesen Tanz stand fest, dass ich endlich auch einmal zum Tango an seine Quellen, nach Argentinien, fliegen musste.
Mit gebrauchten Hörgeräten helfen
Bei meiner Tätigkeit als selbstständiger Hörgeräte-Akustiker werde ich immer wieder von meinen Kunden gefragt, was sie denn mit ihren – alten, ausrangierten Hörgeräten machen könnten. Für Brillen gebe es ja Sammelaktionen, aber für Hörgeräte?
So nahm ich über einen Freund Kontakt nach Argentinien auf und fand die Stiftung FANDA, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, schwerhörige, mittellose Kinder mit einem Hörgerät auszustatten. In Argentinien, einem Land, in dem jeder 4. arbeitslos ist, gibt es kaum soziale Netze, die diese Kinder auffangen könnten.
Frau Dr. Romano, die Leiterin der Stiftung, unterhält in Buenos Aires ein Hörgeräte-Institut und arbeitet ca. 70 % ihrer Zeit ehrenamtlich für die Stiftung Fanda. Weitere 5 Akustiker helfen ihr dabei, ebenfalls alle ehrenamtlich. Bisher sammelte Fanda gebrauchte Geräte aus der eigenen Bevölkerung, aber durch die schlechte wirtschaftliche Lage Argentiniens ist es selbst dem Mittelstand nicht mehr möglich, sich neue Hörsysteme zu leisten. Eine Krankenversicherung hat nicht jeder und die zahlen auch bei einer Hörgeräte-Versorgung kaum.
Daraufhin benachrichtigte ich zu Hause die örtliche Presse, die über die geplante Aktion ausführlich berichtete und rief dazu auf, gebrauchte Hörgeräte doch bei mir im Geschäft abzugeben. Ich war überwältigt von der großen Resonanz. Täglich wurden mehrere Hörgeräte bei mir im Geschäft gespendet. Davon angespornt berichtete ich einigen Kollegen, die sich sofort an dieser Aktion beteiligen wollten und ihrerseits Artikel in ihren Lokalblättern initiierten.
So kam es, dass ich letztendlich mit über 90 gebrauchten Geräten im Gepäck nach Buenos Aires flog. Dort angekommen, wurde ich von Frau Romano schon erwartet und wir machten einen Termin für die Übergabe der Geräte aus.
Es folgte die Anpassung bei den ersten fünf Kindern. Alle hatten zum Teil extrem hochgradige Hörverluste und wurden erstmalig mit einem Hörgerät ausgestattet. Sowohl die Kinder, als auch die Eltern, die nicht über die Möglichkeit verfügten, sich selbst Hörgeräte zu kaufen, waren überglücklich. Die restlichen Geräte passt Frau Dr. Romano jetzt in meiner Abwesenheit an.
Doch es gibt noch viele arme Kinder in Buenos Aires: Daher wird die Aktion weiterlaufen und wir freuen uns über jedes gebrauchte Hörgerät, mit dem wir die argentinischen Kinderherzen höher schlagen lassen können.
Autor: Ralph Schirner
Der Autor dieses Beitrages, geboren 30. August 1970,
selbstständiger Hörgeräte-Akustiker in Hilden seit 1998:
Hörstudio Schirner,
Warrington-Platz 25,
D-40721 Hilden,
www.hoerstudio-schirner.de