Schon traditionell in zeitlicher Nachbarschaft zu den Mitgliederversammlungen der Bundesinnung (BIHA) starteten im März die Ausbildertagungen für das Jahr 2003. Im Wochenabstand lud die Akademie gemäß den vier Himmelsrichtungen nach Nürnberg, Köln, Dresden und Lübeck ein. Neben Vertretern der Bundesinnung und der Landesberufsschule konnten in diesem Jahr auch Mitarbeiter der Handwerkskammer als kompetente Referenten gewonnen werden.
Nach der Begrüßung und den einleitenden Worten von Dipl-Ing. Volker Burmeister und der stellvertretenden Bundesinnungs-Obermeisterin Gabriele Gromke referierten Dozenten aus dem Bereich Bildung der jeweiligen örtlichen Handwerkskammern über den Umgang mit schwierigen Auszubildenden, deren Motivation zu besseren Leistungen sowie den Möglichkeiten der Betriebe, Sanktionen rechtsrelevant umzusetzen.
Verhaltensauffälligkeiten von Auszubildenden wurden als verlässliches Alarmsignal für ein nicht positiv verlaufendes Ausbildungsverhältnis benannt. Die Förderung der Eigenverantwortung, die Vermeidung von häufig vorkommender Unter- und Überforderung, der Vertrauensaufbau sowie die Überprüfung des Führungsstils seien Maßnahmen, mit welchen Ausbilder eingreifen könnten. In jedem Fall müsse schnell reagiert werden, um den Fortbestand des Ausbildungs-Verhältnisses nicht essenziell zu gefährden. Dieser Punkt sei vor dem Hintergrund einer steigenden Zahl von Ausbildungsabbrüchen von besonderer Bedeutung. Fallbeispiele und eine Reihe von rechtlichen Grundlagen rundeten den ersten Beitrag ab.
Burmeister erläuterte in seinem Vortrag fachliche Gesichtspunkte der kategorialen Lautheitsskalierung in der Hörsystemanpassung und deren Umsetzung in der integrierten und geblockten überbetrieblichen Ausbildung. Er wies darauf hin, dass Unterricht nur auf fruchtbaren Boden fallen könne, wenn zum einen die Lautheitsskalierung in den Ausbildungsbetrieben auch regelmäßig eingesetzt würde, als auch zum anderen anerkannt falsche Vorgehensweisen wie z.B. aufsteigende Pegelverteilung, nicht mehr zum Einsatz kämen. An diesem Beispiel ließe sich ein grundsätzlicher Fortbildungsbedarf von Ausbildern ableiten, welcher in Zukunft zunehmen werde.
StD Eckhard Schroeder (Bundesoffene Landesberufsschule für Hörakustiker:innen) stellte die Ziele, Inhalte und Sinnhaftigkeit der Projekt- und Praxis-Tage (»PPT«) im Rahmen des LBS-Unterrichts vor. In diesen Tagen stünden nicht allein die Vermittlung von Fachinhalten im Vordergrund, sondern übergeordnete Ziele des pädagogischen Handelns. Hierzu gehörten beispielsweise die selbstständige Informations-Beschaffung, die Steuerung von Lernprozessen, Entwicklung von Kritik- und Selbstkritik-Fähigkeit sowie die Reflektion von Arbeitsprozessen. Schroeder erläuterte, dass die Anforderungen des Marktes nach teamfähigen, eigenverantwortlichen Mitarbeitern in die Ausbildung integriert werden müssen. Diese Schlüsselqualifikationen würden durch eine Abkehr vom rein fachwissenschaftlichen Lernen und Zuwendung zur Handlungsorientierung erst möglich. Als Anekdote berichtete Eckhard Schroeder am Ende seines Vortrags von einem Eintrag in der Chatbox der LBS: Ein Lehrling schrieb ungehalten zu seinen PPT-Tagen: »Alles mussten wir selber machen…« Pointierter Kommentar des Referenten: »Gut so, genau das hatten wir ja vor.«
Den abschließenden Vortrag unter dem Motto »Qualität durch Ausbildung« gestalteten Gabriele Gromke als Vertreterin der BIHA und Eckhard Schroeder gemeinsam. Im Detail wurden praktische und pädagogische Ansätze zur Umsetzung des betrieblichen Ausbildungsplanes vertieft. Was möglicherweise nicht alle wissen: Jeder Betrieb hat diesen unter Zugrundelegung des Ausbildungs-Rahmenplans individuell zu erstellen. Es folgten Hinweise zum Einsatz des Berichtsheftes als pädagogisches Instrument und, ganz wichtig, als formaler Ausbildungs-Nachweis. Frau Gromke schlug vor, gemeinsam mit dem Auszubildenden einen Themenplan für ca. 3 Präsentationen pro Jahr zu erarbeiten, und diese vor Kollegen (Azubis, Gesellen…) vorstellen zu lassen.
Anschließend wurden Neuerungen im Gesellenprüfungs-Ablauf dargestellt und Hinweise zur Vorbereitung auf die Prüfung gegeben. Kernsatz der Ausbildungsordnung: »Die … Fertigkeiten und Kenntnisse sollen so vermittelt werden, dass der Auszubildende … zu Tätigkeiten befähigt wird, … die selbstständiges Planen, Durchführen und Kontrollieren einschließen.«
Als Schlusspunkt der vierstündigen Veranstaltung bestand die Möglichkeit, Fragen an die Referenten zu stellen. Hiervon wurde seitens des Auditoriums reichlich Gebrauch gemacht. Insbesondere zum Thema »konkreter Prüfungsabläufe« kam es zu einem regen Meinungsaustausch.
Für alle, die neugierig geworden sind: Die Reihe der Ausbilder-Tagungen wird 2004 fortgesetzt!
Autor: Thomas Lenck