Was lange währt, wird endlich gut. Mit 2 Jahren Verzögerung, die eine Folge der vielen bürokratischen Hürden waren, konnte am 12. September 2003 endlich das neue Hauptquartier der deutschen GN ReSound Gruppe in Münster eingeweiht werden. Dazu gehören die Firmen
GN ReSound GmbH,
Natus Medical Inc. (ehemals GN Otometrics GmbH & Co. KG),
AuditData GmbH und
Beltone Deutschland GmbH, die zuvor auf verschiedene Städte verteilt waren. Die Zusammenlegung in Münster hat natürlich etwas mit Kostenmanagement zu tun. „Alle Firmen der GN Group bleiben eigenständige Unternehmen», betont Annie Lykke Gregersen, die Geschäftsführerin der deutschen Gruppe. „Die administrativen Bereiche wie Controlling, Buchhaltung, Einkauf, Personalwesen und Informationstechnologie übernehmen die Shared Services im Back Office der Gruppe.» Man erhofft sich von der Integration in Münster auch einen besseren Service für die Kunden, weil der Kommunikationsfluss zwischen den Schwesterfirmen schneller wird. Sie war auch naheliegend, weil jede der 4 Firmen auf dem Gebiet der audiologischen Technik tätig ist:
GN ReSound und Beltone vertreiben Hörsysteme in sich ergänzenden Marktsegmenten,
GN Otometrics audiologische Messtechnik und Diagnostik, und
AuditData Management-Software für Hörgeräteakustiker.
Insgesamt 160 Mitarbeiter sind in dem repräsentativen „Kompetenzzentrum“ tätig, das am nördlichen Rand der Stadt Münster in einem neuen Gewerbegebiet [Coerde] gelegen ist. (Nicht weit entfernt liegt das schöne Handorf, dass durch seine ausgedehnten Wälder und Romantik-Hotels bekannt ist und auf der Fahrt vom Norden in den Süden und umgekehrt als Übernachtungsstation zu empfehlen ist. Anfahrt zur GN ReSound GmbH und Handorf auf der A1, Abfahrt Greven, dann B219 Richtung Münster.)
Das Ambiente und die Lage gefällt den Mitarbeitern. Viele können jetzt sogar mit dem Fahrrad am Kanal entlang zur Arbeit radeln. Da ist man schon morgens fit für den ganzen Tag. Es wurde auch darauf geachtet, dass jeder von viel Grün, Licht und Luft umgeben ist. Deshalb hat man dem vorderen Teil des Gebäudes die Form eines Hufeisens gegeben, das einen begrünten Innenhof umschließt. Die Mitarbeiter sollen sich hier wohl fühlen und die Arbeit soll Freude machen. Das findet seinen Ausdruck auch in dem Stellenwert, den die zeitgenössische Malerei und moderne Fotografie in den Foyers und Fluren einnimmt, die eine Brücke „Vom Sehen zum Hören“ schlagen soll. Sie wurde von einem Künstlerteam unter Leitung von Prof. Dr. Andreas Kühne von der Universität München gestaltet. Das spezielle „Art Concept“ harmoniert mit dem Grundgedanken der Architektur des Gebäudes, der von dem Griechen Antiphon (480-411 v.Chr.) stammt:
Die Umgebung, in der sich der Mensch den größten Teil des Tages aufhält, bestimmt seinen Charakter.
Antiphōn der Sophist
Hell, freundlich und offen sind die Räume gestaltet, modern das Interieur und die Accessoires. Es wurden auch neue Büromöbel angeschafft, die den neuesten ergonomischen Anforderungen entsprechen. Rauchen ist hier verpönt. Das passt nicht zu einem modernen Unternehmen der Medizintechnik, erklärt man uns. Wer es nicht lassen kann, muss nach draußen gehen. Doch alle akzeptieren das.
Die Ästhetik des skandinavischen Produktdesigns, das auch für viele GN Produkte typisch ist, findet auch in der Architektur ihren Niederschlag. Das zentrale Anliegen der GN ReSound Gruppe, Lebensfreude durch Kommunikation zu vermitteln, wird durch das „Art Concept“ sichtbar transportiert. Hier soll in lockerer Atmosphäre eine Generation von Mitarbeitern und eine neue Art von Teamgeist entstehen, der für die industrielle Kultur der Zukunft typisch sein wird. Auch Spaß bei der Arbeit ist nicht verboten. Man versteht sich nicht mehr als „Firma“ und „Hörgerätehersteller“, sondern als „Kompetenzzentrum für das Hören“, das zum Synonym für Innovativität, Flexibilität, Offenheit und Modernität in unserer Branche werden soll. GN ReSound ändert aber nicht nur in dieser Beziehung die konventionellen Sprachregelungen. Das Unternehmen hat kein Problem damit, eines der neuen Produkte einfach „Lifestyle-Hörsystem“ zu nennen. Man will damit auch einen Beitrag dazu leisten, dass unsere Industrie weg kommt vom Image der Prothesenhersteller und endlich der High Tech Informations-Technologie zugerechnet wird. Ober-Bürgermeister Dr. Berthold Tillmann griff das in seiner Begrüßungsrede bereitwillig auf und sprach von „Information Technologies“ und „Life Sciences“, um die Inhalte der Tätigkeit von GN ReSound zu charakterisieren. Zu Eröffnungsfeier gab es eine gut besuchte Pressekonferenz mit dem Präsidenten der GN ReSound Gruppe, Jesper Mailind, der Gruppen-Geschäftsführerin für Deutschland, Annie Lykke Gregersen, und der Leiterin der Wirtschaftsförderung Münster, Dr. Annemarie Janetzki. In Anwesenheit der Mitarbeiter, der Presse und vieler Vertreter der Verbände und des Wettbewerbs übermittelte Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann seine besten Glückwünsche der Stadt und freute sich für den Wirtschaftsstandort Münster, der gleich 4 Firmen als Neuzugang begrüßen könne. Kunstprofessor Dr. Andreas Kühne erläuterte auf einem Rundgang durch die Vernissage das „Art Concept“, und Walter Böcker, der Domkapitular der Stadt, erteilte dem Gebäude und seinen Mitarbeitern den kirchlichen Segen. Nach einem schmackhaften Brunch in der neuen Betriebskantine wurden die Gäste in mehreren Gruppen durch alle Abteilungen des Hauses geführt. Besonders beeindruckte die Gäste die große Produktionshalle für die Custom-Made – Fertigung und den Reparaturservice. Von allen Seiten kommt natürliches Licht in die Halle, wobei eine zusätzliche sparsame Deckenbeleuchtung für Schattenfreiheit sorgt. Dann wurde mit Stolz die Anlage gezeigt, die sich „Spare Part Shuttle“ nennt. Sie ermöglicht die automatische Zusammenstellung der für einen Auftrag benötigten Bauteile. Das klappt schnell und zuverlässig und spart den Mitarbeitern eine Menge Lauferei. Außerdem meldet das System rechtzeitig, wenn Teile nachgeordert werden müssen. Schließlich stieß auch die neue Abteilung „Inside Sales Services“ auf Interesse. An verschiedenen Stehtischen gab es bei sanfter Jazz-Musik noch Gelegenheit zu ausgiebigen Fachgesprächen. Viele Gäste blieben noch eine ganze Weile und erst spät am Nachmittag lichteten sich die Reihen. Viele fanden, dass dies ein gelungener Anfang für das „Kompetenzzentrum des Hörens“ gewesen ist. Auch die Redaktion dieser Zeitschrift wünscht der GN ReSound GmbH und ihren deutschen Schwesterfirmen an dieser Stelle einen glücklichen Start und viel Erfolg für die Zukunft.
Autor: Rainer Hüls