Adolph Freiherr Knigge verfasste 1787 sein berühmtes Buch »Über den Umgang mit Menschen« (kurz »Der Knigge« genannt). Viel früher hat aber, wie Rudi Dorsch in der »Rhein-Neckar-Zeitung« schrieb, der Heidelberger Mathematiker Jakob Köbel (1460 bis 1533) eine »Tischzucht« verlegt. Sie gibt uns einen Einblick in die Vorstellungswelt und das gesellschaftliche Leben am Ende des 15. Jahrhunderts.
Bevor man zu Tisch gebeten wurde, hatte man »zu gesunthen des leibs sich (zu) seubern und (zu) reynigen«. Es war nicht angebracht, solange der Nachbar seine Hände in der gemeinsamen Schüssel hatte, auch hineinzulangen und schon gar nicht, angebissenes Essen dorthin zurückzulegen.
Es galt als unanständig, in das Tischtuch zu schnäuzen oder während des Essens auszuspeien und danach den Mund daran zu reinigen. Wer schmatzte oder schnaufte, »wan(n) er yßt, seiner Zucht er do vergyßt«; eine Regel, die heute noch beherzigenswert erscheint.
Quelle: Red.