Schon Oscar Wilde sagte:
Denken ist wundervoll,
aber noch wundervoller ist das Erlebnis.Oscar Wilde
Das könnte auch das Motto der Initiatoren einer außergewöhnlichen Wander- und Mitmach-Ausstellung gewesen sein, deren Wiege in Bergisch-Gladbach steht.
Unter dem Titel »Klang-Räume« bietet sie den Besuchern eine einzigartige tonale Spielwiese, die es zu entdecken gilt. Da es sich um eine Wanderausstellung handelt, bedarf es nicht einmal eines Ausfluges ins sicher schöne Bergische Land. Bequemer und vor allem werbewirksamer ist es doch, sich das Erlebnis direkt in das Unternehmen liefern zu lassen, um in einer breiten Öffentlichkeit auf sich aufmerksam zu machen (derzeit bietet die Fördergemeinschaft Gutes Hören die Wanderausstellung ihren Partnern exklusiv an – Red.).
Schließlich ist die Brücke zur Akustik und zum Thema Hören schnell geschlagen und über sie werden aller Voraussicht nach nicht nur alte Bekannte (»König Stammkunde«) gehen, auch der ein oder andere Neuling mag sich einfinden (der potentielle Neukunde).
Der Auftakt
Wo kluge Geister gemeinsam walten, darf mit überraschenden Ergebnissen gerechnet werden. So geschehen auch an der Kreativitätsschule in Bergisch-Gladbach. Denn dort beschloss ein Team aus Pädagogen, Musikern und Designern, seine Kräfte zu bündeln und etwas zu schaffen, das vor allem Kindern einen spielerischen Zugang zu ihren musikalischen, ästhetischen und sinnlichen Fähigkeiten vermitteln sollte.
»Wir wollen eine differenzierte Wahrnehmung schulen und zum unbefangenen Umgang mit Klang und Tönen anregen. Die gängigen Instrumente genügten uns dafür nicht, wir wollten akustisch und ästhetisch Neues schaffen. Mit unseren Klang-Objekten werden musikalische Phänome wie Melodie, Rhythmus und Klangfarbe erfahrbar«, erklärt André Eigenbrod, Sozialpädagoge und Rhythmiker, das Konzept.
Impulsgebend für die Idee war eine musikalische Ausstellung aus Belgien, die 1997 auf eine breite Resonanz stieß. »In gewisser Weise löste das eine Initialzündung bei uns aus. Wir beschlossen, all unsere Potentiale zusammenzulegen und etwas daraus zu machen, schließlich vereinten wir doch eine ganze Menge Know-how,« ergänzt sein Kollege Ralf Müller. Gemeinsam mit einer Pädagogin für Kunst und Kommunikation und einem freischaffenden Licht-, Möbel- und Objekt-Designer wurde zur Tat geschritten. Das Ergebnis: Instrumente, so genannte »Klang-Objekte«, die optisch herausragen und zum musikalischen Experiment einladen.
7 Klang-Objekte – ein Erfahrungsfeld für die Sinne
Auf den ersten Blick könnte man die Ausstellung für die Dokumentation eines Holz-Designerwettbewerbs halten. Doch weit gefehlt. Mit Hinsehen ist es nicht getan, die Instrumente wollen in ihrem inneren Reichtum entdeckt werden. Mitmachen ist ausdrücklich erwünscht und gewollt. Der Besucher kann seine in ihm schlummernden musikalischen Schätze heben – im Spiel mit Klang-Platten, Klang-Stäben, einer Percussion-Wand, einem Step-Quadrat, einem Gong-Flügel, einer Klang-Wippe und einem so genannten Chime-Bogen.
Es geht den Initiatoren um das sinnliche und körperliche Erleben und die musikalische Gestaltung – nicht nur im Alleingang, sondern auch innerhalb einer Gruppe. Ungewöhnliche Kompositionen dringen deshalb nicht selten durch die Ausstellungsräume.
Akustischer Anziehungspunkt
Zahlreiche Institutionen, Firmen und Vereine haben die »Klang-Räume« seit ihrem Bestehen bereits gebucht. Die Mietdauer reicht von einer bis zu vier Wochen. Im Durchschnitt, so sagt jedenfalls der Veranstalter, soll jede Ausstellung zwischen 500 bis 700 Besucher pro Woche anlocken. Mit einem veranschlagten Eintrittsgeld von beispielsweise 3 € pro Person, das jedenfalls ist auf der Internetseite der Ausstellungsmacher nachzulesen, ließen sich die Mietkosten schnell wieder hereinholen.
Auch an eine didaktische Vermittlung der Ausstellungsinhalte ist gedacht. Wer seinen Besuchern in dieser Hinsicht etwas bieten möchte, kann einen Musikpädagogen engagieren. »Viele nutzen das Konzept auch, um mit möglichen Sponsoren und Förderpartnern in Kontakt zu treten oder bestehende Förderkontakte zu aktivieren«, sagt Eigenbrod. Im Preis inbegriffen ist die Anfahrt sowie der Auf- und Abbau.
Dass das größte Engagement nichts nützt, wenn niemand davon erfährt, wissen die Veranstalter natürlich: Auch kostenlose Plakate und Handzettel zur Ausstellung gehören zum insgesamt gelungenen Veranstaltungskonzept. So lässt sich ein alter Grundsatz der Öffentlichkeitsarbeit ganz trefflich umsetzen: »Tue Gutes und rede darüber.«
Autorin: Claudia Pukat
Klang-Räume
Eigenbrod, Lucas, Müller GbR
An der Wolfsmaar 11
D-51427 Bergisch-Gladbach
Telefon: +49 (0) 22 04/ 6 79 13
Internet: www.klang-raeume.de
eMail: klang-raeume@t-online.de