Prof. Vladimir Sloutsky und sein Team vom Zentrum für Kognitive Wissenschaften der Ohio State University (U.S.A.) untersuchten, wie Erwachsene im Gegensatz zu Kindern auf Bilder und Töne reagieren. Sie zeigten beiden Gruppen das Bild einer Landschaft und spielten gleichzeitig eine einfache Folge von 3 Tönen vor. Aufgabe war dann, die richtige Bild-, Ton-Kombination aus verschiedenen Beispielen wieder zu finden. Das jedoch war gar nicht möglich, da die richtige Kombination absichtlich nicht in der Auswahl war. Stattdessen gab es nur das richtige Bild mit falschem Ton oder die richtige Tonfolge mit falschem Bild. Alle Erwachsenen entschieden sich für das richtige Bild und ca. 53% der Kinder für die richtige Klangabfolge. Zwar seien die Erwachsenen ob der neuen Tonfolge irritiert gewesen, hätten aber die Entscheidung getroffen, dass das richtige Bild wichtiger sei als der richtige Klang. In einem 2. Versuch wurden den Kindern nur Bilder gezeigt, die sie auch mühelos wiedererkannten. Sloutsky schließt daraus, dass „das Verarbeiten von visuellen Informationen für Kinder kein Problem ist, sie aber die akustischen Stimuli bevorzugen.“ Weiter sagte er: „Wenn Erwachsene die Wahl haben, bevorzugen sie visuelle Informationen. Möchte man aber die Aufmerksamkeit von Kleinkindern wecken, hat man mit Tönen meist mehr Erfolg.“ Er vermutet, dass sich kleine Kinder verstärkt auf Töne konzentrieren, weil dies eine Voraussetzung für den komplizierten Spracherwerb sei. Bilder würden vom Gehirn sehr schnell aufgenommen, die Verarbeitung von Tönen und Wörtern sei aber ungleich aufwändiger. Dazu käme, dass Bilder meist einige Zeit betrachtet werden könnten, während akustische Stimuli schnell vorbei seien. Sie benötigten daher größere Aufmerksamkeit. „Es gibt eine Reihe von Faktoren, die das Sprechenlernen erschweren“, so Sloutsky. „Wenn Kinder den akustischen Informationen keinen Vorrang geben würden, wäre es schlecht um unsere Sprache bestellt.“
Quelle: NetDoktor 07.07.2003