Bill Austin: Hören ist sein Anliegen (To be Insider in 7 Minute n)

In Minneapolis hatten wir Gelegenheit mit William F. Austin zu sprechen, dem Gründer und Inhaber der Firma Starkey Laboatories und Präsident der Starkey Hearing Foundation.

Audio Infos: „Bill“ Austin, warum sind Ihrer Meinung nach viele Menschen so zurückhaltend, wenn es um die Anschaffung eines Hörgerätes geht?
Austin: Die Leute sorgen sich nicht sonderlich um ihr Gehör, weil die Möglichkeit eines Hörverlustes niemanden wirklich erschreckt. Wenn sie merken, dass ihr Gehör nachlässt, dann sagen sie sich: „So schlimm wird das schon nicht sein. Es ist noch niemand daran gestorben.“ Sie wischen die Möglichkeit einer Hörgeräte-Versorgung einfach vom Tisch, weil ein Hörverlust nicht lebensbedrohlich ist. Das Problem an dieser Einstellung ist, dass sie sich an den Hörverlust gewöhnen. Sie haben das Gefühl, eigentlich gar nicht schlechter zu hören und glauben, das wäre schon immer so gewesen.

Audio Infos: Was glauben Sie, wie könnte man diese Einstellung ändern?
Austin: Zunächst muss man den Leuten deutlich machen, dass die Behandlung ihres Hörproblems keinen Aufschub duldet. Sie müssen begreifen, dass man das Problem nicht verdrängen darf. Dann müssen wir ihnen deutlich machen, dass wir nicht wirklich mit unseren Ohren hören, sondern mit unserem Gehirn. Die Ohren liefern gewissermaßen nur die Stichworte für das Hörzentrum, und wenn die aufgrund eines Hörverlustes undeutlich werden, dann riskieren wir das langsame Absterben unseres Hörzentrums. Niemand sollte es so einfach hinnehmen, sein Gehör zu verlieren. Ein unbehandelter Hörverlust hat Konsequenzen, die man nicht akzeptieren kann. Das müssen wir den Menschen deutlich sagen.

Audio Infos: Unsere Branche hat schon sehr viel Geld und Energie in die Öffentlichkeitsarbeit gesteckt, und dennoch macht sie kaum Fortschritte. Woran liegt das?
Austin: Weil wir meistens nur über Hörgeräte reden, über Features, Modelle und Marken. Doch genau das interessiert die Leute überhaupt nicht. Wenn der Akustiker einen neuen Kunden vor sich hat, dann will der nicht wissen, was für ein Hörgerät er bekommt. Er will nur wieder hören können. Was wir also kommunizieren müssen, ist das Hören selbst und die Folgen eines verdrängten Hörverlustes. Die Leute wollen kein Hörgerät, wenn sie nicht verstanden haben, warum das für sie wichtig ist. Und so lange wir nur über Hörgeräte reden, schieben sie das Thema beiseite. Die Hörgeräte sind nur das Werkzeug, um helfen zu können, nicht die Hilfe selbst.

Audio Infos: Ist das ein Grund für die Stagnation des Marktes, vor allem in den U.S.A.?
Austin: Ja, es liegt dem dieselbe Psychologie zugrunde, die ich gerade beschrieben habe. Was die U.S.A. betrifft, so haben wir es auch mit den schlimmen wirtschaftlichen Folgen des 11. September zu tun. Die Leute haben so viele andere Probleme, dass sie das Thema Hörgeräteversorgung auf später verschieben.

Audio Infos: Sie engagieren sich sehr für Ihre Stiftung. Wie kamen Sie auf die Idee, sich für die schwerhörigen Kinder in dieser Welt einzusetzen?
Austin: Irgendwann in meinen frühen Jahren kam ich zu der Auffassung, dass unser Motto

Hearing is our concern

W. F. Austin,
CEO Starkey Hearing Technologies

nur glaubwürdig ist, wenn wir uns mit dem Gehör der Menschen beschäftigen und nicht mit ihrem Geldbeutel. Nachdem ich dann angefangen hatte, bedürftige Erwachsene mit kostenlosen Hörgeräten zu versorgen, wurde mir klar, dass es auch viele unterprivilegierte Kinder gibt, die Hilfe brauchen. Ich wollte diese Kinder versorgen, sodass sie in der Schule ihre Sprache lernen und ein normales Leben führen können. Ich war damals allerdings etwas naiv, weil ich glaubte, dass ich das alles ganz allein leisten könnte. Als ich merkte, dass dies absolut unmöglich ist, gründete ich die Stiftung. Ich wollte erreichen, dass mehr Menschen an mein Ziel glauben und wir alle zusammen etwas Außergewöhnliches leisten können.

Audio Infos: Wie viele Kinder haben Sie seitdem versorgt?
Austin: Das weiß ich wirklich nicht. Wir führen darüber nicht Buch. Wir bekommen Anfragen und dann versuchen wir einfach zu helfen. Erst in den letzten 3 Jahren haben wir damit begonnen, unsere Aktivitäten statistisch zu erfassen. Seit 2000 haben wir 85’000 Geräte für Kinder gestiftet. Das ist eine Menge Arbeit, aber es ist noch nicht genug. Ich weiß, dass wir mit dem jetzigen Tempo den steigenden Anforderungen an uns nicht mehr gerecht werden können. Ich suche deshalb nach Menschen, die uns helfen und mitarbeiten wollen, so dass wir unsere Arbeit beschleunigen und mehr Menschen versorgen können.

Audio Infos: Sie geben die Geräte kostenlos an die Kinder ab, aber was ist der Beitrag der Akustiker?
Austin: Die bekommen von uns Gratis-Geräte und verpflichten sich dafür, die Audiometrie und die Anpassung ohne Honorar zu übernehmen. Es gibt auch Freiwillige, die uns auf unseren Missionsreisen begleiten. In manchen Ländern wird diese Arbeit der Akustiker inzwischen auch von der Regierung bezahlt, die meisten tun das aber umsonst.

Audio Infos: Wie viele Missionen unternehmen Sie pro Jahr?
Austin: Es sind ungefähr 100, manchmal auch mehr. Einige sind sehr klein mit nur wenigen Versorgungen, bei anderen werden Hunderte Geräte angepasst.

Audio Infos: Mr. Austin wir wünschen Ihnen persönlich und Ihrer Mission viel Erfolg und danken Ihnen für das Gespräch.

 

 

 

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Autor: Thomas Keck

Thomas Keck ist durch seinen Beruf als Hörsystemakustiker bestens mit der Präzision und Sorgfalt vertraut, die sowohl für die technische Arbeit als auch für den direkten Kundenkontakt erforderlich sind. Sein Werdegang zeugt von einer kontinuierlichen Entwicklung und einem hohen Maß an Fachwissen, unterstrichen durch den Meisterbrief und die Selbstständigkeit. Er verfolgt seine Interessen mit Leidenschaft und widmet sich einer Vielzahl von Aktivitäten, von Musik über die Beschäftigung mit Oldtimern bis hin zur Werteschätzung der Bibel. Thomas bewundert Menschen, die in ihrem Feld Spitzenleistungen erbringen, wie diverse Musiker und Schauspieler. Dies deutet auf eine hohe Wertschätzung für Expertise und handwerkliches Können hin.

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