Aus der Landesberufsschule Lübeck
Die Landesberufsschule entwickelt sich ständig weiter. Antrieb und Motor sind einerseits die technologischen Änderungen in der Hörakustik sowie veränderte Anforderungen und Erwartungen der Ausbildungs-Betriebe.
Andererseits fordern aber auch typische Verhaltensänderungen der jungen Menschen, die Änderungen der schulischen Voraussetzungen, die die Auszubildenden mitbringen, sowie neue Erkenntnisse der Berufspädagogik eine permanente Anpassung von Unterrichtsmethoden und Schulorganisation.
Fragt man Schüler:innen nach den »schwierigsten« Lernbereichen an der Landesberufsschule, wird meist die Akustik genannt. Häufig werden die Probleme mit fehlenden Kenntnissen in der Mathematik und in der Physik begründet. Auch fehlt für diesen Bereich manchmal das Interesse, da man den Beruf ja gewählt hat, um mit Menschen zu arbeiten und nicht mit Zahlen und Formeln.
Dieses Problem ist nicht neu und die Gruppe der Akustik-Lehrkräfte ist bemüht, hier gegenzusteuern, denn ohne ein gewisses Maß an naturwissenschaftlichen Grundlagen ist ein vertieftes Verständnis der Lernbereiche Audiologie und Hörgeräteanpassung nicht erreichbar. Eine wichtige neue Maßnahme ist der Förderunterricht, der seit einem Jahr als Pilotprojekt im 1. und 2. Kurs kostenfrei (am Nachmittag) für Schüler:innen mit besonderen Defiziten in naturwissenschaftlichen Grundtechniken angeboten wird. Zur Zeit werden die ersten Erfahrungen ausgewertet und an einem neuen Gesamtkonzept gearbeitet.
Durch den Einsatz neuer Lehrmittel, verfeinerter Unterrichtsmethoden und stärkerer Verknüpfungen mit den Lernbereichen Hörgeräteanpassung, Audiologie und Otoplastik konnte auch eine Verbesserung bei der Anschaulichkeit naturwissenschaftlicher Zusammenhänge erreicht werden.
Mit dem Erweiterungsbau vor 2 Jahren haben wir einen speziellen Messraum für raumakustische Versuche bekommen. Mit vereinten Kräften (Lehrer und Schüler) haben wir den Raum ausgebaut und für die Anforderungen des Akustikunterrichts optimal gestaltet. Er ist mit mobilen Dämmplatten, einem Teppich und gegebenenfalls Mobiliar ausgestattet. Diese Dinge können partiell leicht aus dem Raum herausgenommen und dabei gleichzeitig die raumakustischen Veränderungen demonstriert und gemessen werden.
Eine weitere Neuigkeit ist der Einsatz eines neuen Messprogramms, mit dem es möglich ist, das Verhalten der Nachhallzeit unter verschiedenen akustischen Bedingungen graphisch darzustellen. Die Schüler:innen können unter unterschiedlichen akustischen Bedingungen (z.B. in verschiedenen Räumen in der Schule) mittels eines digitalen Audiorekorders Signale aufnehmen, speichern und anschließend im Akustiklabor am PC die Raumeigenschaften in Bezug auf Nachhall-Zeit u.ä. untersuchen. Dadurch lassen sich die theoretischen Betrachtungen sehr anschaulich untermauern.
Einer der 28 Projekt- und Praxis-Tage beschäftigt sich mit der Modifikation von Otoplastiken zur Beeinflussung der akustischen Übertragungs-Eigenschaften. Bisher konnte hierfür nur ein spezieller Fachraum im Neubau genutzt werden. Durch die jüngste Anschaffung einer zweiten mobilen Frässtation (Otomobil) kann nun den gestiegenen Schülerzahlen Rechnung getragen und auch im Akustiklabor des älteren Schulgebäudes parallel ein solcher Projekttag durchgeführt werden. Bei dem Otomobil handelt es sich um eine beleuchtete, mit Fenstern versehene Kunststoffbox, in der man mit einer K9-Handfräse die Otoplastik bearbeiten kann, ohne dass es im Klassenraum zu Staub-Entwicklungen kommt. Die Box ist auf einem kleinen Wagen montiert und besitzt neben der Frässtation eine Staub-Absauganlage mit Aktivkohlefilter. Selbst das Ausblasen einer Bohrung ist durch den angeschlossenen mobilen Druckbehälter möglich. Durch die kompakte Bauweise und die montierten Rollen, ist das Otomobil ein sehr praktisches Werkzeug für die Schule und erhöht die Möglichkeiten, das »Learning-by-doing« noch weiter zu stärken.
In der Landesberufsschule wurden Computer schon sehr frühzeitig im Unterricht genutzt. Schwerpunkt war anfänglich der Einsatz im Bereich der computergestützten Hörgeräteanpassung in den speziellen Fachlabors der Landesberufsschule und in den Audiometrieräumen. Inzwischen werden Computer in fast allen Unterrichtsbereichen eingesetzt. Sei es zur Recherche im Internet, für die Textbearbeitung bei Referaten und Hausaufgaben, zur Übung, um Geschäftsbriefe oder Plakate und Grafiken zu erstellen. In jedem Klassenraum haben wir Multimedia-PCs (mit DVD-Laufwerk, Soundausgabe über Lautsprecher und Internetanschluss), so dass dort die Präsentation von z.B. Referaten über PC mit fest installiertem Beamer oder einem großen Monitor möglich ist. Ebenso gehört eine feste Abspiel-Einrichtung für Videos und die Anschlussmöglichkeit einer mobilen Kamera für Makroaufnahmen. Zur Grundausstattung aller Klassenräume. Darüber hinaus konnten zwischenzeitlich 5 Gruppenräume mit je 3 – 4 PC-Arbeitplätzen (einschließlich Drucker, Scanner, Soundausgabe und Internetanschluss) für die Arbeit in Schülerteams ausgestattet werden.
Neuerdings können Schüler:innen im Rahmen von Projektarbeiten auch kleine Filmclips und Soundsequenzen produzieren. Möglich wurde dies durch die Beschaffung einer entsprechenden Hard- und Software, die die Digitalisierung, Bearbeitung und Speicherung auf CD ermöglicht.
Insgesamt stehen im Rahmen des Unterrichts den Schüler:innen 56 Computer mit hochwertiger Zusatzausstattung und Office Software zur Verfügung. Hinzu kommen 10 Rechner im Internet-Café der Akademie, die überwiegend in der Freizeit genutzt werden. Der Schul-Verein zur Bildung und Förderung des Nachwuchses an der Landesberufsschule für Hörakustiker:innen e.V. hat 2 weitere Arbeitsplätze gesponsert, um der großen Nachfrage an Internet-PC’s nachzukommen. All dies erfordert natürlich einen nicht unerheblichen Aufwand an Investitionen, Administration und Wartung.
An dieser Stelle möchten wir dem Zweiten Deutschen Fernsehen (2DF) in Mainz für die großzügige Spende von PC’s und 17″-Monitoren danken. Die Geräte wurden uns über das Studio Hamburg zur Verfügung gestellt. Wir konnten dadurch 12 inzwischen veraltete Rechner gegen die »ZDF- Computer« austauschen und unseren Computerbestand modernisieren. Das ZDF hat damit zu einer deutlichen Verbesserung der Unterrichtsbedingungen unserer Schüler:innen beigetragen.
Für einige Hörgeräte-Akustiker ist der Vertrieb von persönlichem Gehörschutz teilweise schon ein zweites Standbein. Somit ist neben Informationen über die gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Lärm auch die Kenntniss über persönlichen Gehörschutz für unsere Schüler:innen von Bedeutung. Wir haben dafür die verschiedensten Materialien in 4 Musterkoffern zur Demonstration im Unterricht sortiert. Dazu gehören die verschiedenen Versionen von Kapsel-Gehörschützern (auch mit modernster elektroakustischer Störsignal-Unterdrückung) ebenso wie der individuell gefertigte Gehörschutz. An dieser Stelle möchten wir uns bei den Firmen Aero, Bilsom, bachmaier® GmbH, egger Otoplastik + Labortechnik GmbH und SENNHEISER electronic SE & Co. KG für die kostenlos zur Verfügung gestellten Gehörschutzmittel, Schulungsvideos und Informationsmaterialen bedanken.
Im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung für Lehrkräfte der Landesberufsschule und für Dozenten der Akademie referierte kürzlich unsere ehemalige Schülerin und heutige Hörgeräte-Akustik – Meisterin Heike Schubert über Wirkungsweise und die verschiedenen Arten individuell gefertigter persönlicher Gehörschutz-Otoplastiken. Auch an sie geht ein Dankeschön für ihre Bemühungen, die Lehrkräfte auf dem neuesten Stand der Technik zu halten.
Auch bei den Möglichkeiten der Freizeitgestaltung hat sich etwas getan. Das regionale Breitensport-Programm ist inzwischen fester Bestandteil des Freizeitangebotes und wird von den Schüler:innen gut angenommen. Außerhalb der Unterrichtszeit ist es ihnen möglich, an über 20 verschiedenen Sportveranstaltungen teilzunehmen. Die Kurse werden vom »Hochschulsport Lübeck« angeboten, mit dem die Landesberufsschule sehr eng kooperiert. Aufgrund unserer guten Zusammenarbeit beim Paddelunterricht können unsere Zöglinge während ihres Aufenthaltes hier in Lübeck auch an diesen Kursen teilnehmen. Sie müssen lediglich Mitglied im Schulverein der Landesberufsschule sein und eine Monatskarte für 5 € erwerben. Jeweils am Beginn eines Blockes finden eine Infoveranstaltung und der Kartenverkauf statt. Die Mitgliedschaft im Schulverein ist nötig, da der Schulverein der Landesberufsschule die Karten dankenswerterweise subventioniert und wir sie schon im Voraus pro Semester bezahlen müssen.
Autor: StR Ingo Grütz