Michael Clemens von der Carnegie Investment Bank AB hat Anfang Oktober eine Bewertung des Hörgerätemarktes und der Hörgeräteindustrie für das Jahr 2003 herausgegeben. Danach sieht sie uns trotz nur langsamen Marktwachstums und einer fortschreitenden Konzentration auf der Einzelhandels-Ebene im Hinblick auf Profitabilität „in the best shape ever“. Allerdings sieht man auch Markt-Zugangsbeschränkungen, die ein Hindernis für mehr Innovationen und die maximale Erschließung des nach wie vor großen Marktpotenzials seien. Die Bemühungen der Industrie um bessere Marktpenetration und Entstigmatisierung beurteilt das Unternehmen hinsichtlich ihrer Erfolgsaussichten mit etwas Skepsis. Es sei bedenklich, dass die Erstversorgungen zurückgingen. Das habe 1. etwas mit dem demographischem „Bauch“ zu tun, der für die Industriegesellschaften typisch sei, und 2. mit der abnehmenden Zahl der Raucher innerhalb der Altersgruppe, die für Erstversorgungen in Betracht kommt. Positiv sei immerhin, dass in den U.S.A. die abnehmende Zahl der Erstversorgungen mit einer Reduzierung der „Returns for Credit“ (RFC) kompensiert werden konnte. Mit einer neuen Wachstumsphase würden die RFC´s allerdings wieder ansteigen.
Der Anstieg der Endverbraucher-Preise für Hörgeräte sei durch die Öffnung der hochwertigen Technologien für die unteren Preissegmente verlangsamt worden. Positiv zu bewerten seien die Rahmenbedingungen des Hörgerätemarktes und die Möglichkeit, das bisherige Level der Profitabilität zu halten. Es gäbe aber zwei wichtige Einschränkungen, und das sei einmal die Gefahr, die durch die starke Konzentration auf der Einzelhandels-Ebene für die Industrie entstünde. Diese Entwicklung könnte mittelfristig zu Lasten von deren Innovationskraft gehen. Man betrachte zum zweiten mit Sorge, dass sich die Lücke zwischen der fortschreitenden Technologie und dem Ausbildungsstand der Anpasser vergrößern könnte. Es mache keinen Sinn, wenn immer neue „value adding features“ auf den Markt kämen, die auf der Einzelhandelsebene nicht verstanden und angewendet werden würden. Von Seiten konkurrierender Technologien, also der Cochlea- und Mittelohr-Implantate sieht man keine Gefahr für den Hörgerätemarkt, wohl aber in etwa 15 Jahren von Seiten der Biotechnologie.
Man bewertet diesen Markt deshalb insgesamt „nur“ mit vorsichtigem Optimismus.