Im Gespräch: Mario Adorf (To be Insider in 12 Minute n)

Facetten einer Persönlichkeit

In Zürich ist er am 8. September 1930 geboren und in Mayen (Eifel) aufgewachsen. Nach dem Abitur studiert er zunächst an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Philosophie und Theaterwissenschaften und wechselt schließlich an die Universität Zürich. Dort macht er erste Bühnenerfahrungen an Studententheatern als Statist und Regieassistent. Es folgt ein Schauspiel-Studium an der Otto-Falckenberg – Schule in München, das er 1955 abschließt.

Von 1955 bis 1962 gehört er zum Ensemble der Münchner Kammerspiele, wo er zahlreiche Rollen des Charakterfaches spielt.

Internationale Bekanntheit und Berühmtheit erfährt Mario Adorf vor allem als Filmschauspieler. Seinen 1. Leinwanderfolg hat er 1957 in der Rolle des naiv-brutalen Massenmörders in »Nachts, wenn der Teufel kam«. Zahlreiche markante Film- und Fernseh-Rollen folgen, zwischendurch kehrt er immer wieder zum Theater zurück, spielt zum Beispiel brillant Bert Brecht’s Knecht Matti.

Seine ersten Auszeichnungen erhält er bereits 1957, für die Rolle in »Nachts, wenn der Teufel kam«, den Preis der Deutschen Filmkritik und den Bundes-Filmpreis.
Er ist in Bühnenrollen, Spiel- und Fernseh-Filmen und als Sänger zu erleben. Und nicht zuletzt: Er schreibt. Werke wie »Der Mäusetöter«, »Der Dieb von Trastevere«, »Der Fenstersturz« und »Der Fotograf von San Marco« entstammen seiner Feder. Seine Hörbücher sind akustische Erlebnisse.

Mario Adorf ist Künstler der alten Schule. Ein Garant für Qualität in all seinen künstlerischen Ausdrucksformen – eine Rarität. Ihn brauchte man nicht zum Superstar zu machen, er ist es, seine Substanz nährt sich aus gewachsener Stärke und schlichtem Können.

Natürlich wurde er nach der Helix-Preisverleihung des Forum Besser Hören von vielen Journalisten umlagert. Manche kamen von viel größeren Medien, als es das unsrige ist; andere aber auch von noch kleineren (ja, auch das gibt es). Trotz seiner knapp bemessenen Zeit gab er uns die Gelegenheit, ein paar Worte mit ihm zu wechseln.

Hörakustik: Herr Adorf, das Jahr [2003] war recht bewegt für Sie. Sie haben in Worms Theater gespielt (in den »Nibelungen« mit dem Text von Moritz Rinke den Hagen – Anm. d. Red.), haben den Bayerischen Verdienstorden verliehen bekommen, sind Großvater geworden und haben erstmals mit Ihrer Tochter eine Lesung gehalten. Womit dürfen wir als Nächstes von Ihnen rechnen?

Mario Adorf: Ich habe soeben auf Sizilien den ARD-Zweiteiler »Blutendes Herz« abgeschlossen. Der Termin für die Ausstrahlung steht noch nicht genau fest. Im [2003] habe ich einen Film in Ungarn gedreht, »Die Kinder in der Paulsstraße«. Er wurde diesen November in Italien ausgestrahlt und voraussichtlich [in 2005] in Deutschland zu sehen sein, im März kommt auch ein neues Buch von mir heraus.
Anfang 2004 werde ich das erste Vierteljahr wieder in Berlin im Renaissance-Theater auf der Bühne stehen. Mit der deutschen Erstaufführung des Stückes »Enigma«.

Hörakustik: Ihre Karriere hat im Theater ihren Anfang genommen, bevor Sie als Filmschauspieler bekannt wurden. Wo liegt ihre Vorliebe?

Mario Adorf: Obwohl ich immer wieder auf der Bühne stand und auch wieder stehen werde, sehe ich mich nicht als den klassischen Theater- Schauspieler, ich mache mehr Film und Fernsehen.
Die Theaterrollen sind mit klassischen Hauptrollen anders ausgelegt als beim Film. Beim Film gibt es diese deutliche Zuordnung weniger, die Rollen sind in gewisser Weise »unwichtiger«. Natürlich hat jedes Genre seine Reize für mich.

Hörakustik: Bei der Helix-Preisverleihung kann eine Frage, die mit Hören zu tun hat, natürlich nicht ausbleiben: Sind Sie in Ihrem persönlichen Umfeld schon mit Schwerhörigkeit konfrontiert worden und wie wurde damit umgegangen?

Mario Adorf: Das Problem ist mir im persönlichen Umfeld nicht ganz unbekannt. Ich kenne Leute, die ein Hörgerät tragen und die es zuweilen sogar vergessen. Sie gehen damit aus Versehen duschen oder wundern sich nachts beim Schlafen, dass sie ihren Atem plötzlich so laut hören.

Hörakustik: Na, in diesen Fällen kann man ja von einer wahrhaft geglückten Hörgeräte-Anpassung sprechen.

Mario Adorf: Unbedingt.

Hörakustik: Ihr künstlerisches Auftreten ist eng verknüpft mit Ihrer markanten Stimme. Inwiefern sind Ausdruck und Beschaffenheit der Stimme Karrierekriterien für einen Schauspieler?

Mario Adorf: Es ist schon ein Plus für einen Schauspieler eine gute, eine persönliche Stimme zu haben. Die Optik ist es eben nicht allein. Beim Gesang, wie auch in einer reinen Sprechrolle muss man der Stimme verschiedene Farben geben können.
Es gibt nur einige Wenige, die wirklich charakteristische, erkennbare Stimmen haben, wie zum Beispiel Otto Sander.

Hörakustik: Es scheint kaum Schauspieler zu geben, die ein Hörgerät tragen…

Mario Adorf: Das weiß ich nicht und kann ich nur schwer beurteilen. Ich denke, es wird wohl immer noch gerne verschwiegen. Eitelkeit spielt hier sicher eine Rolle. Deshalb gibt es wahrscheinlich wenige Schauspieler, die überhaupt ein Hörgerät tragen, oder, wenn sie eines tragen, es zugeben. Dabei empfinde ich persönlich eine Brille manchmal als sehr lästig, wie eine Art Krücke. Die Selbstverständlichkeit, mit der Brillen getragen werden, ist eigentlich im Grunde nicht wirklich nachvollziehbar. Außer eben damit, dass sie ein ganz anderes Image haben als das Hörgerät. Ihnen haftet durch die Werbung das Attribut an, schick zu sein, schön zu sein. Man sagt ja auch »Die Brille steht Dir gut«, so eine Äußerung ist bis heute jedenfalls bei einem Hörgerät unvorstellbar.

Hörakustik: Ja leider. Deshalb gibt es in dieser Hinsicht auch noch viel zu tun. Sie haben dazu als Preisträger des Helix und auch mit der Weitergabe Ihres Preisgeldes an die Hamburger Schwerhörigen-Schule einen wichtigen Beitrag geleistet. Dafür und für das Gespräch herzlichen Dank.

Autorin: Claudia Pukat

 

 

 

Autor: Thomas Keck

Thomas Keck ist durch seinen Beruf als Hörsystemakustiker bestens mit der Präzision und Sorgfalt vertraut, die sowohl für die technische Arbeit als auch für den direkten Kundenkontakt erforderlich sind. Sein Werdegang zeugt von einer kontinuierlichen Entwicklung und einem hohen Maß an Fachwissen, unterstrichen durch den Meisterbrief und die Selbstständigkeit. Er verfolgt seine Interessen mit Leidenschaft und widmet sich einer Vielzahl von Aktivitäten, von Musik über die Beschäftigung mit Oldtimern bis hin zur Werteschätzung der Bibel. Thomas bewundert Menschen, die in ihrem Feld Spitzenleistungen erbringen, wie diverse Musiker und Schauspieler. Dies deutet auf eine hohe Wertschätzung für Expertise und handwerkliches Können hin.

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