Der Blick über die Grenzen eröffnet uns immer wieder neue Perspektiven und dient der eigenen Standort-Bestimmung. Einen Einblick in die Gegebenheiten des französischen Marktes gibt uns Kollege Dipl.-Ing. (FH) Udo Maurer, der den Hörakustiker-Kongress für uns in Paris besuchte.
Vom 13. bis 15. März 2004 fand in Paris der Kongress der französischen Hörgeräte-Akustiker statt – der Congrès des Audioprothésistes.
Und der Ort des Geschehens war der große Bruder des Arc de Triomphe [de l’Étoile], der La Défense (Grande Arche); dort fand der Kongress auf einer Ebene mit ca. 54 Ausstellern statt und einem Besucherstrom von ca. 2’000 Personen, verteilt über die 3 Kongresstage.
Dieser Kongress ist im Vergleich zu Deutschland eher als klein und überschaubar zu bezeichnen und die Besucher waren überwiegend Franzosen, man konnte aber bei intensiveren Beobachtungen auch noch andere Nationalitäten ausfindig machen wie z.B. Griechen, Portugiesen, Schweizer, Italiener, die man auch vom Kongress in Deutschland schon kennt. Über den griechischen Markt haben wir so z.B. erfahren, dass es so gut wie keine Filialisten gibt und auch nur ca. 10’000 Hörgeräte pro Jahr vertrieben werden.
Neben den großen Herstellern waren auch andere bekannte Firmen vertreten, wie z.B. Dreve, Egger, Humantechnik und Detax auf dem Stand von Hansaton, um hier nur einige zu nennen. Die Firma Iso Sonic vertritt in Frankreich mehrere Firmen: Sonic Innovations, Interton, Coselgi, Bellman, Panasonic und Dry&Store. D.h. es gibt in Frankreich doch einige Kooperationen, die man in Deutschland nicht kennt.
Revolutionäre Neuigkeiten wurden auf diesem Kongress nicht präsentiert. Auffallend war aber die Vorstellung des neuen Hörgerätes Valeo der Firma Phonak, die dies mit einer wunderschönen floralen Orchideenkampagne auf ihrem Stand präsentierte.
Jeder Besucher bekam hier noch eine kleine Orchidee als Give-away, was bei den Besuchern großen Gefallen fand.
Die Firma Widex micro-technic hat das Ergänzungsmodul »Life Sounds« zu ihrer Anpass-Software präsentiert, mit dem durch Hörbeispiele, Anpassungen besser beurteilt, Hörgeräte-Einstellungen optimiert und die Hörgeräte-Funktionalität demonstriert werden können.
Da die Firma Decus, die Dekorations-Artikel für die Hörgeräte-Branche präsentierte, auch meinen Hörtester »HÖR-MAN« mit in ihrem Programm hatte, bekam ich die Gelegenheit, den Kongress nicht nur als Besucher zu erleben, sondern auch von der anderen Seite als »Aussteller«. Da Hörtester in Frankreich noch nicht so bekannt sind, konnten einige Fragen zum Produkt und den Einsatzmöglichkeiten beantwortet werden.
Ansonsten waren die Messestände eher unspektakulär, ganz im Gegensatz zur Bewirtung auf den Ständen, da blieben die Franzosen ihrem Motto »Savoir Vivre« absolut treu.
Man konnte französischen Champagner genießen oder einen Cocktail probieren und das Ganze immer begleitet von kleinen, aber fein belegten Canapés oder, wer die süße Variante bevorzugte, von kleinen Croissants, Pain au chocolat etc…
So unterschiedlich, wie häufig auch die Kultur des Essens im Vergleich zu Deutschland ist, so unterschiedlich ist auch der »Hörgeräte-Markt«.
Es gibt ca. 4’000 Hörgeräte-Akustiker in Frankreich, von denen aber 70 bis 80 % entweder Großfilialisten sind oder sich ansonsten in Vereinigungen (Einkaufsgemeinschaften o.ä.) zusammengeschlossen haben. D.h. nur ca. 20 % sind unabhängige, individuelle Akustiker.
Noch eine kleine Anekdote zum Schluss bezüglich des Preisniveaus in Paris: Wir waren in einem kleinen aber schönen und sauberen Hotel, ca. 5 Autominuten vom Kongressgelände entfernt, untergebracht, zu einem absolut fairen Preis von 40 € pro Person für die Übernachtung mit Frühstück, gleich um die Ecke dieses Hotels konnten wir für ca. 25 € pro Person ein fantastisches Menü beim Pakistani inkl. Getränke genießen. Auf [der Avenue des] Champs-Élysées hingegen hatten wir für einen Milchcafé, einen Espresso und ein Croissant kurz mal 15 € auf den Bistrotisch des Hauses zu legen.
Fazit: Paris und auch der Kongress waren eine Reise wert – und das »Savoir Vivre« ist auch zu humanen Preisen möglich.
Autor: Dipl.-Ing. (FH) Udo Maurer