Betagtes junges Unternehmen aus Kopenhagen (To be Insider in 12 Minute n)

Reverenz zum 100-jährigen Jubiläum

Vom Wein zum Hörgerät…

Als der dänische Weingroßhändler Hans Jørgen Frederik Demant sich 1902 Gedanken machte, wie er seiner schwerhörigen Ehefrau in ihren großen psychischen Nöten helfen könnte, fuhr er nach London und erlebte bei den Krönungsfestlichkeiten, wie sich die Prinzessin Alexandra von Dänemark vermittels einer elektrischen Hörhilfe mit der hochadligen Verwandtschaft kommunizierte. Der Eindruck muss ihm mächtig imponiert haben, denn schon 2 Jahre später erwarb er Hörgeräte des amerikanischen Herstellers Acousticon, gab den Weinhandel auf und gründete ein Unternehmen, das die nutzvollen Apparate einführte und in Dänemark verkaufte. Man schrieb das Jahr 1904 und mit American-Danish – Oticon war die 1. »Hörmittel«-Firma des Kontinents geboren.
Nach dem Tod des Vaters (1910) übernahm William Demant die Firma, gründete Niederlassungen, erwarb Konzessionen bei den skandinavischen Nachbarn Schweden und Norwegen, eröffnete (1939) eine eigene Produktion. Woher der Name »Oticon« stammt, ist nicht überliefert, interessante Spekulationen hierzu finden sich in Rainer Hüls› Kompendium »Die Geschichte der Hörakustik«. William und seine Frau Ida Emilie ließen sich vom humanistischen Ansatz des Vaters leiten und gründeten 1957 mit der Oticon Hearing Foundation™ eine Stiftung, die sich sowohl die Kinderversorgung als auch die Aufklärung der Öffentlichkeit über Hörprobleme zum Ziel gesetzt hat.

…und zum Jetzt und Heute

Inzwischen ist Oticon – auch infolge eines ungewöhnlichen Personalkonzepts und kontinuierlicher Entwicklungsarbeit (u.a. in einem wunderschön gelegenen, zum Denken und zur Kreativität verführenden Eriksholm Research Centre / Dänemark) – zu einem der weltweit erfolgreichsten Hörsystem-Hersteller avanciert; wir müssen bei unserem Leserkreis die zahlreichen Novitäten nicht rekapitulieren, die das Haus auf den Markt gebracht hat.

Nun also steht mit dem Jahr 2004 das hundertjährige Jubiläum ins Haus, das die deutsche Niederlassung der Firma, die Oticon GmbH in Hamburg, angemessen mit Kunden und Freunden am 24./25. April in der Freien und Hansestadt feierte.

Empfang mit frisch geputzten Schuhen

Das mit der Betreuung der Gäste beauftragte »Ensemble Finesse« hatte sich so einiges für den eröffnenden Steh-Empfang der ca. 350 Gäste einfallen lassen – wozu unbedingt die charmante Shubi gehörte, die sich, im Kostüme der Schuhputzerin, zur allgemeinen Erheiterung mal eben im Kreis der Gäste nützlich machte, während ihre Kollegen in Livree u.ä. Bärlauch-Süppchen und Lachshäppchen reichten.
Im Saal des Dorint-Hotel wurde es dann ernsthafter, als Torben Lindø, in Personalunion Geschäftsführer der Firma in Frankreich und in Deutschland sowie Vertriebsleiter für Europa (und im Übrigen seit 12 Jahren bei Oticon), das Wort ergriff, um seine Gäste zu begrüßen und auf das Jubiläum einzugehen (wir zitieren auszugsweise):

…Es ist zu spüren, dass Oticon nicht ein konventionelles Unternehmen ist, sondern von einer eigenen Philosophie lebt: Auch wenn die Anforderungen an Produktivität und Rentabilität, Marktanteile usw. hoch sind, stehen die Menschen im Mittelpunkt. Wir nennen das ›People First‹.
Es besteht aus einem Minimum an Controlling, einem Minimum an Administration und viel Mitspracherecht auf allen Ebenen. Es herrscht Verständnis dafür, dass jeder an seinem Platz wichtig ist und deshalb wahrgenommen wird. Bei uns herrscht ein informeller Ton, aber eine professionelle Einstellung…

Als Ehrengast war der in Hamburg ansässige Kgl. Dänische Generalkonsul Niels Høyer der nächste Redner und nicht wenig stolz auf sein Land und die 100-jährige Weltfirma:

Wir leben heute in einer unbeständigen Welt, in der sich die Dinge immer schneller ändern. Daher erlebt man es nicht alle Tage, dass eine Firma 100 Jahre alt wird. Wenn dies aber der Fall ist, zeugt es von Innovationskraft und der Fähigkeit, sich den ständig wandelnden Marktbedingungen anzupassen, sowie, dass man gleichzeitig in der Lage ist, das Wissen und die Erfahrungen, die man innerhalb der Organisation gesammelt hat, konstruktiv weiter aufzubauen.
Dass es sich in diesem Fall um eine dänische Firma handelt, macht mich natürlich besonders froh. (…) Die Tradition Dänemarks innerhalb der Mikroelektronik ist groß. Hier haben sich dänische Firmen auch auf internationaler Ebene behaupten können. Um ehrlich zu sein, es erscheint schon recht ungewöhnlich, dass ausgerechnet dänische Firmen auf diesem Gebiet ein Drittel des Weltmarkes – wie im Fall der Hörgeräte – beherrschen.
Mit mehr als 2’000 Mitarbeitern »worldwide« ist die Firma Oticon für dänische Verhältnisse ein großes Unternehmen, aber der Gerechtigkeit halber muss gesagt werden, dass es, international gesehen, eher als mittelgroß anzusehen ist. Freilich, in ihrer Branche ist die Firma Oticon eine Weltfirma, die Jahr für Jahr Fortschritte und gute Ergebnisse zeigt und im Jahre 2003 als »Company of the Year« in Europa gekürt wurde.
In Dänemark wurde Oticon als jenes Unternehmen bekannt, welches die Bürokratie abschaffte, als die Firma, welche die traditionelle Abteilungsstruktur durch eine dynamische Projekt-Organisation ablöste und gleichzeitig damit den menschlichen Aspekten den Vorrang gab, aber gleichzeitig ihre Konkurrenzfähigkeit bewahrt hat. Ich bin mir daher sicher, dass Oticon noch viele runde Geburtstage vor sich haben wird. (…)
Als dänischer Generalkonsul in Hamburg erlebe ich jeden Tag die enge Zusammenarbeit auf allen Gebieten zwischen unseren beiden Ländern. Deutschland ist ja mit Abstand der größte Handelspartner Dänemarks: Fast 20 % des gesamten dänischen Exports geht nach Deutschland. Dass Oticon eine hervortretende Platzierung auf dem deutschen Markt hat, beweist der hier versammelte Kreis liebenswürdiger Kunden und Freunde. (…)

Im Anschluss gab es einen kurzen filmischen Abriss der Geschichte des Hauses – ein Streifen, der ausgezeichnet und historisch fesselnd gemacht war.

Ja, und dann – wir wissen es, Dänen sind geschäftstüchtige Leute – stellten Stefan Schmidt, Dipl.-Ing. Horst Warncke und Kornelia Schneider erst einmal die (europäische) Novität des Hauses vor, das erste Hörsystem »mit künstlicher Intelligenz« namens »Syncro«. Doch über die stupenden Möglichkeiten dieses Gerätes zu berichten, nehmen wir an anderer Stelle Gelegenheit.

Fete bei den »Pfeffersäcken«

Am Abend gab es dann, so man in dem fast ein ganzes Stadtviertel einnehmenden Riesengebäude der Historischen Börse HamburgHamburgs Pfeffersäcke hatten sich einen gehörigen Protz-Palast als Symbol ihrer Solvenz einfallen lassen – den richtigen Eingang fand, eine Jubiläumsfeier mit feiner Atzung (»Festliche Kleidung erbeten«), einer gehör-animierenden Band und dem Vernehmen nach kommunikativem Tanz in die Nacht…

Wer schließlich des Feierns gar nicht müde wurde (und sich auch vor den massiven Absperrungen für den traditionellen Alsterlauf Hamburg nicht fürchtete), konnte am nächsten Morgen noch im kollegialen Kreis einen Brunch im Alsterpavillon genießen (der Berichterstatter bedauerte ein bisschen, dass das ursprüngliche Treffen auf dem sonntäglichen Altonaer Fischmarkt zu den Klängen der ausgezeichneten Oma-Körner – Band unter Mitwirkung renommierter Oticon-Mitarbeiter entfiel). Aber im Gleichklang mit der Gästeschar sollte man »Ad multos annos« wünschen dürfen!

Autorin: Christina Osterwald

 

 

 

Autor: Thomas Keck

Thomas Keck ist durch seinen Beruf als Hörsystemakustiker bestens mit der Präzision und Sorgfalt vertraut, die sowohl für die technische Arbeit als auch für den direkten Kundenkontakt erforderlich sind. Sein Werdegang zeugt von einer kontinuierlichen Entwicklung und einem hohen Maß an Fachwissen, unterstrichen durch den Meisterbrief und die Selbstständigkeit. Er verfolgt seine Interessen mit Leidenschaft und widmet sich einer Vielzahl von Aktivitäten, von Musik über die Beschäftigung mit Oldtimern bis hin zur Werteschätzung der Bibel. Thomas bewundert Menschen, die in ihrem Feld Spitzenleistungen erbringen, wie diverse Musiker und Schauspieler. Dies deutet auf eine hohe Wertschätzung für Expertise und handwerkliches Können hin.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert