Blick auf internationale Aktivitäten (To be Insider in 12 Minute n)

Das BIAP 2004 in Krakau…

Vom 28. April bis 2. Mai 2004 fand, wie immer um diese Jahreszeit, die Generalversammlung des Bureau International d´Audiophonologie (BIAP) statt. In diesem Jahr war der Versammlungsort Krakau, Polen.

Andrea Bohnert, Mainz,
Gabriele Lux-Wellenhof, FDH,
Dr. Thomas Wiesner, Kinderversorgung Hamburg,
Frank Kuphal, Schwerhörigenpädagoge Saar,
Ahsen Enderle-Ammour, Sekretär der Deutschen Gesellschaft für Audiologie, und
Herbert Bonsel, EUHA,
waren die deutschen Vertreter, zu denen auch
Dipl.-Ing. Reimer Rohweder gehört. Vorausgegangen war ein Treffen am 31. Januar 2004 in der Johannes-Vatter-Schule mit dem Förder-Schwerpunkt Hören bei Manfred Drach in Friedberg zur Vorbereitung des BIAP-Treffens.

Die europäischen Hörgeräte-Akustiker arbeiten vorwiegend in der Kommission 06 – Hörgeräte – mit. Es ist die größte Kommission im Rahmen des BIAP, da auch Randdisziplinen an der Anpassung von Hörgeräten interessiert sind.

Der Vorsitz der „Com. 06“ hat gewechselt. Nachdem Prof. Dr. Peter Plath den Vorsitz 2002 niedergelegt hatte, wurde stattdessen Thierry Renglet aus Belgien 2003 als sein Nachfolger gewählt. Es fand im November 2003 eine Mini – BIAP-Konvention in Paris statt, auf der beschlossen wurde, als Empfehlung 06/09 ein Faltblatt zu erstellen, das Informationen darüber enthält, was den Patienten bei der Anpassung erwartet. Demzufolge heißt diese Recommandation 06/09: »Patienteninformation« oder mit ihrem Arbeitstitel: Faltblatt über Informationen zur Hörgeräteanpassung bei Erwachsenen. Es lagen als Grundlage der Arbeit in der Kommission 2 Entwürfe vor: der der frankophonen Gruppe unter der Federführung von Renglet und ein anderer Entwurf von Dr. Wiesner auf der Grundlage der Empfehlungen der A.E.A.

Es wurde kontrovers darüber diskutiert, welchen Inhalt diese Empfehlung haben soll. Der Vorschlag des frankophonen Entwurfes war so abgefasst, dass man auch eine beliebige Broschüre eines Herstellers hätte verwenden können. Schließlich aber hat sich die deutschsprachige Gruppe mit ihrem Konzept insoweit durchgesetzt, als dieses mit dem französischen zusammen den endgültigen Text ergab. Der dadurch entstandene offizielle französische Text liegt vor. Enderle-Ammour wird die Übersetzung versenden und danach soll in 2005 die endgültige Verabschiedung erfolgen.

Der Zweck dieser Empfehlung ist es, dem Patienten zu zeigen, welche Schritte erforderlich sind, um schließlich eine optimale Versorgung zu bewerkstelligen. Es soll damit die in der Anpassung steckende Dienstleistung erläutert werden, um zu vermeiden, dass der Patient an Abgabestellen gerät, die nicht alle Möglichkeiten der optimalen Anpassung ausschöpfen.

Was sonst noch im BIAP passierte: Alle Kommissionen haben getagt und gearbeitet. Es wurden jedoch keine verabschiedungsreife Empfehlungen verabschiedet, was ohnehin erst beim nächsten Treffen geschehen kann.
Prof. Amiela Korzon, das aktive Mitglied der Polnischen Audiophonologischen Gesellschaft im Rahmen des BIAP hatte Krakau als Ausrichtungsort der diesjährigen 39. BIAP-Konvention vorgeschlagen und zusammen mit Dr. Wiesner dieses Treffen vorbereitet. Die Unterbringung erfolgte im Novotel, das in kurzer Entfernung zur Planty lag, [dem Parkgürtel], der die gesamte Altstadt umgibt. Der Ort war hervorragend gewählt, da Polen am 1. Mai in die Europäische Union aufgenommen wurde. So konnte man erleben, wie in der Nacht zum 1. Mai auch in Krakau Freudenfeiern stattfanden, die viele Teilnehmer »mitmachten«. Ein riesiges Feuerwerk gab es obendrein.

Krakau ist eine Stadt mit 121 Kirchen allein in der Innenstadt; in noch 70(!) finden regelmäßig Gottesdienste statt. Ein Stolz der Polen ist die Marienbasilika aus dem frühen 15. Jahrhundert. Bemerkenswert ist der holz- geschnitzte Hochaltar, der zwischen 1477 und 1489 von Veit Stoß geschaffen wurde. Vom mit kleinen Türmchen geschmücktem Signalturm der Kirche ertönt stündlich das berühmte Hornsignal. Es bricht abrupt ab, da der Signalgeber von herannahenden Türken, der Sage nach, durch einen Pfeil getötet wurde.
Der Hauptmarkt ist einer der großen Plätze Europas. In der Mitte befinden sich die Tuchhallen – ein großes dreischiffiges Gebäude von 1555. Im Innern sind heute offene Stände mit Andenken, Puppen, Stickereien und anderen Spezialitäten aus Polen, die nicht nur von den reichlich vorhandenen flanierenden Touristen gekauft werden. Krakau verfügt auch noch über große Teile der alten Stadtmauer mit dem Wehrturm Barbakane von 1499. Am bekanntesten aber ist wohl der Wawel, eine Erhebung, auf der sich im späten Mittelalter der Regierungssitz befand. Das ursprünglich gotische Schloss wurde zu einem der schönsten Renaissance-Schlösser Mitteleuropas ausgebaut. Auf dem Wawel befindet sich auch die Kathedrale, die mit bedeutenden Kunstwerken ausgestattet ist. Es kann nur empfohlen werden, Krakau einen Besuch abzustatten.
Frau Prof. Korzon hat uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten gezeigt und uns auch neugierig gemacht auf das kleinste Hochgebirge der Welt: die Hohe Tatra.

Im Übrigen hat der Verwaltungsrat beschlossen, die nächste, 40. Konvention des BIAP auf Gran Canaria einzuberufen. Es wurde dieser Ort gewählt, weil eine Reise und Unterbringung dort durch den Massentourismus preiswert sind.

…und die A.E.A.-Generalversammlung in Brügge

Nachdem 2003 unter der Präsidentschaft von Leonardo Magnelli die Generalversammlung in Amsterdam stattfand, ohne Ergebnisse vorweisen zu können, war am 10. Mai 2004, die Deutsche Delegation in Brügge entschlossen, der A.E.A. neues Leben einzuhauchen und dafür Marianne Frickel als Präsidentin und Jakob Stephan Baschab als Sekretär vorzuschlagen. Es war Frickel und Baschab schon gelungen, eine Einigung zur Aus- und Weiterbildung mit den diversen Ländern zu erreichen, so sollte dies auch mit der Führungsrolle Deutschlands erreichbar sein. Nachdem Marianne Frickel vor den Delegierten noch einmal ihr Konzept der Fort- und Weiterbildung im Rahmen der Bundesinnung vorgestellt und den Fortgang des Verfahrens bei der Europäischen Kommission in Brüssel erläutert hatte, wurde sie auch einstimmig, mit »Sekretär Baschab« zur Seite, als neue Vorsitzende gewählt. Außerdem wurde beschlossen, dass die CETA als praktische Umsetzung wieder – wie schon früher – verstärkt tätig werden soll.

Im Gremium der CETA sind Kollege Heiner Norz und der Berichterstatter für Deutschland vertreten. Außerdem wurden in die CETA gewählt:
Franco Gandolfo als Präsident und Canovi aus Italien,
Philippe Estoppey aus der Schweiz,
Peter Edlhausen aus Österreich,
Xavier Renard aus Frankreich und
Patrick Verheyden aus Belgien.

Lange wurde darüber diskutiert, ob Polen als neues Mitglied der EU volle Stimmenzahl in der Vollversammlung (6 Stimmen) haben sollte oder, wie bisher, nur 1 Stimme, was der verminderten Beitragszahlung entspräche. Man war sich schließlich einig, dass volle Stimmenzahl nur bei voller Beitragsleistung gewährt werden sollte.

Die Arbeit in der CETA soll sofort begonnen werden. Gandolfo regte an, alle 20 bis 30 Tage Internet-Meetings zu veranstalten. Außerdem soll bei den nationalen Kongressen ein Treffen der CETA stattfinden. Das hätte den Vorteil, dass bei den Audio-Konferenzen Aufgaben verteilt werden könnten, die dann bei den Kongresstreffen konkretisiert würden, um sie darauf dem Büro vorzulegen. Paul Valk soll bei allen Fragen mitwirken und nach Möglichkeit als Berater zur Seite stehen.

Die Generalversammlung hat sich vorgenommen, das Leonardo-Projekt in Brüssel als verbindlich für unseren Berufsstand einzubringen und das Führungsgremium Frickel und Baschab haben versprochen, dies mit allen Kräften durchzusetzen. Eine Anerkennung der Bedeutung des Hörgeräte-Akustikers über die EU in Brüssel würde sicher manches Problem erleichtern. Das ist auch einer der Gründe der Bemühungen der deutschen Delegation, nun die Führungsrolle zu übernehmen.

Es war ein »Sozialprogramm« vorgesehen, an dem die deutsche Delegation aus Zeitgründen nicht teilnahm. Man muss dies bedauern, da Brügge eine wunderschöne Stadt ist. Nur am Ankunftstag war bei einem kurzen Spaziergang der Charme dieses Kleinods spürbar. Ein näheres Kennenlernen ist zu empfehlen.

Autor: Herbert Bonsel