Ein wenig abseits der Norm
Der Nationalpark Jasmund auf Rügen ist der kleinste Nationalpark Deutschlands, aber der einzige mit imposanter Steilküste. Hörakustisch betrachtet, ist die Insel jetzt auch um eine gute Adresse reicher: Seit dem 28. Mai gibt es in Binz einen »Ohrenladen«, den man mit einer originellen Idee wirksam zu bewerben wusste. Hörgeräte-Akustiker – Meisterin Corinne Stammwitz gab uns einen Einblick über gelungenes Marketing, »made im hohen Norden«.
In der Zeit des Umbruchs unseres Gesundheitswesens ist Umdenken angesagt. Diesen Spruch hört man im Moment immer und überall. Wir, die Firma Hörgeräte Dr. Hähle, haben das Ganze einmal versucht, in die Tat umzusetzen.
Warum sind Hörgeräte noch immer so »mausegrau« und unattraktiv? Vergleichen wir sie mit Brillen (auch wenn es nicht gern gehört wird…):
Fast jeder besitzt eine oder sogar mehrere davon und im Sommer wird wieder stolz gezeigt, was Neues auf der Nase getragen wird.
Hörgeräte will keiner und hat keiner…
Sind wir Hörgeräte-Akustiker nicht selbst schuld an dieser Einstellung..? Ja!!!Eigentlich verkaufen wir doch Lebensqualität und nicht nur Hörgeräte. Und warum immer alles an Hörgeräten festmachen. Natürlich sind diese der Hauptbestandteil unserer Arbeit, jedoch lassen wir ein breites Publikum oftmals einfach außen vor, nämlich die noch etwas jüngeren Leute, die mit Hörgeräten nix am Hut haben, denn ein Hörgeräte-Fachgeschäft wird ja erst aufgesucht, wenn ich ein Hörgerät brauche…
Also umdenken haben wir uns gedacht und einen »Ohrenladen« aufgemacht! Ohrenladen aus dem Grund, weil wir uns nicht mehr hinter den »ungeliebten« Hörgeräten verstecken wollen und unsere Kunden damit ermuntern, es uns gleich zu tun. Wir möchten Jung und Alt in unser Tun mit einbeziehen und stellen das Hören an 1. Stelle und nicht die Hörgeräte.
Wie aber soll solch ein Fachinstitut den Leuten rüber bringen, dass es sich hier um ein »junges« und »dynamisches« Team handelt?
Ganz einfach: Man nehme einen Chef, dessen Frau und dazu 14 Mitarbeiterinnen, diese fahren gemeinsam nach Binz und versuchen dort zu zeigen, dass das Hören Spaß machen kann.Unsere Strategie war folgende: Wir wollten um jeden Preis auffallen und da unser Chef auch für fast jeden Spaß zu haben ist, legten wir den Termin für unsere »Promotion Tour« auf ein gut besuchtes Ereignis im schönen Binz: Das gemeinsame Anbaden der Hoteliers und seiner Gäste. Jeder durfte mitmachen, bei uns musste jedoch nur der Chef selbst in das 8°C kalte Wasser und mit anbaden – aber mit kräftiger Unterstützung »seiner 15 Frauen«.
Das Auffallen um jeden Preis gelang unter anderem durch unser gelbes Outfit mit der Beschriftung »Der Ohrenladen«. Durch dieses selbstsichere Auftreten und durch die gute Laune, die von uns übermittelt wurde, kamen jede Menge neugierige Fragen zum »Ohrenladen«.
Es wurden von uns »Schweineohren« und »Gummiohren« verteilt und, was sich dann später bei der Eröffnung bestätigte, die Leute waren auf uns aufmerksam geworden. Die Neugier wurde unter anderem geschürt, indem wir darüber aufklärten, dass es im Ohrenladen unter anderem Hörbücher zu erleben geben wird und auch die letzte Frau durch Schnarchschutz von störenden nächtlichen Geräuschen befreit werden kann.Dann war endlich der spannendste Tag erreicht, der 28. Mai, die Eröffnung. Auch hier ging es weiter mit Exotik. Um das leibliche Wohl zu sichern, haben wir uns freundliche Unterstützung von Bernd Beyer aus dem Restaurant & Hotel »villa salve« geholt. Es gab »Ohrenschmalz« und »Ohrentropfen« zu trinken – der Inhalt war natürlich alles andere als grausig, sondern lecker. Übrigens gibt es jeden Tag, nicht nur zur Eröffnung, »Ohrentropfen« an unserer Hörbar.
Die positive Resonanz auf unsere Aktionen kam prompt zurück, denn sowohl die meisten der geladenen als auch viele Gäste des Anbadens kamen uns besuchen.
Wir denken, dass durch diese mutige Aktion vielen Leuten – nicht nur in Binz – das Hören näher gebracht wurde und noch wird.
Marketing eben einmal anders.
Autorin: Corinne Stammwitz