Der Sound von Olympia (To be Insider in 9 Minute n)

Wie hörten die Zuschauer in der Antike?

Worauf kommt es überall an,
dass der Mensch gesundet?
Jeder höre gern den Schall an,
der zum Ton sich rundet.

Johann Wolfgang von Goethe

Die olympischen Spiele: Über ein Jahrtausend wurden die sportlichen Wettkämpfe, von 776 v.Chr. an, alle 4 Jahre zu Ehren des Zeus in Olympia ausgetragen. Die schnellsten und stärksten Männer der Antike liefen und sprangen, boxten und rangen, schleuderten den Diskus oder warten den Speer. Am letzten der 5 Tage hatten die Dichter und Philosophen Gelegenheit, ihre Werke vorzutragen.

Viele tausend Zuschauer aber hatten Mühe, ihre klugen Worte zu hören oder auch die Entscheidungen der Wettkampfrichter zu verstehen. Bin Herold musste die Sieger ausrufen. Diese Schwierigkeiten haben die Zuschauer der 28. Olympischen Sommerspiele der Neuzeit im August 2004 nicht: Der Sound von Olympia kommt aus Hunderten von Lautsprechern, wird von speziellen Systemen in alle Welt übertragen. Und ein Hamburger Unternehmer ist für die Beschallung von rund 40 Veranstaltungsstätten, eben für den Sound von Olympia, verantwortlich:

Peter Matthes (*1948), grauer Haarschopf, Knopf im Ohr, studierter Politologe, heute Geschäftsführer der Amptown System Company GmbH (ASC), hat den 5 Millionen € – Auftrag an die Elbe geholt. Auftraggeber ist Panasonic, einer der 5 Hauptsponsoren der diesjährigen Sommerspiele, dessen Beschallungs-Systeme und Großbild-Projektoren (Astrovision) das Welt-Sportereignis vor Ort audiovisuell »ins Bild« setzen. Peter Matthes und sein Team sind für die gesamte Koordination zuständig: »Wir besorgen die Geräte, wir bauen zusammen, schaffen hin, stellen auf, messen ein, sichern den Betrieb – allerdings sind wir nicht die Betreiber.«

Schräg gegenüber vom gewaltigen modernen Komplex des Versandhaus-Königs Michael Otto werkelt die Amptown-Crew in mehreren Gebäuden in Hamburg-Wandsbek. Was auf den ersten Blick eine Hinterhof-Atmosphäre vermittelt, ist in Wirklichkeit eine HighTech-Schmiede für Kommunikations-Systeme für Theater, Opern und Musicals, für Rundfunk- und TV-Sender, Kongresshallen, Veranstaltungsstätten und Kreuzfahrtschiffe – und immer steht das gute Hören im Mittelpunkt. Peter Matthes hält es mit dem Sprichwort »Man muss mit den Ohren hören, nicht mit den Augen«. Früher, als er als junger Mann eine Band hatte, war er für die Technik zuständig und stellte fest, dass es eine Rundum – Service-Betreuung einschließlich technischer Geräte nicht gab. Schließlich entstand daraus eines Tages der ASC-Service. Jetzt ist Peter Matthes gerade wieder aus Athen zurück gekommen und strahlt Optimismus aus: »Die Griechen kommen gut voran. Das Schießzentrum von Markopoulo ist ebenso fertig wie das Reitzentrum, die Anlagen für Hockey und Fechten zum Beispiel.«

Die von Pierre de Frédi, Baron de Coubertin wieder erweckten Olympischen Spiele werden zum 1. Mal nach 1896 wieder in Athen stattfinden mit 16’000 Sportlern, Offiziellen, Berichterstattern. Der berühmte Marathonlauf wird der Strecke folgen, die Pheidippides im Jahre 490 v.Chr. zurück gelegt hat, als er vom Schlachtfeld bei Marathon (heute in Flughafen-Nähe) nach Athen zurücklief, um den Sieg über die persischen Angreifer zu verkünden. Im August 2004 wird der Marathonlauf im PanathenaicStadium enden, dem hufeisenförmigen Marmorstadion, das ursprünglich für die Panathener Spiele der Antike errichtet wurde. Zur Wiederbegründung der Olympischen Spiele 1896 wurde es rekonstruiert und jetzt modernisiert. Heute ist es eine der Sehenswürdigkeiten im Zentrum von Athen. Hier wird jetzt auch das Bogenschießen ausgetragen. Die Radfahrer werden im Schatten der Akropolis um das historische Zentrum von Athen fahren. Der größte Bau sämtlicher olympischer Anlagen aber ist das Olympische Dorf, wo ASC ebenfalls für Systeme für Durchsagen, Monitoring, Übertragung und Presseräume sorgen muss.

Die 28 olympischen Sportarten werden Hunderttausende von Zuschauern live begeistern. Peter Matthes: »Das Hören vor Ort ist natürlich wichtig – für jeweils bis zu 70’000 Besucher. Aber die einwandfreie Übertragung in die Häuser von 2.5 Milliarden Rundfunkhörern und TV-Zuschauern ist entscheidend – und sei es auch nur für die Finanzierung dieses größten Festes der Menschheit. Das gab es im Altertum wirklich nicht. Was allerdings den Amateurstatus der Sportler betrifft, so war dieser auch im alten Athen schon zweifelhaft. Die Belohnung für den Sieger bestand, außer der öffentlichen Ausrufung durch einen Herold, aus einem Kranz von Zweigen des angeblich von Herakles gepflanzten wilden Ölbaumes, einer festlichen Bewirtung und dem Recht, sich in dem heiligen Hain eine Statue setzen zu lassen. Glänzende Ehren erwarteten ihn in der Heimat, da sein Sieg als Ruhm für die Vaterstadt galt. In Athen erhielt ein Olympiasieger 500 Drachmen, einen Ehrenplatz bei allen öffentlichen Festlichkeiten und lebenslang Speisung im Prytaneion [Ephesos] in Sparta das Recht, in der Nähe des Königs zu kämpfen.

»Damals«, so Peter Matthes, »hörten die alten Griechen ihren Herold – oder eben nicht. Heute, im Luxuszeitalter – des guten Hörens, ist es selbstverständlich, dass wir alles in höchster Präzision hören und in verschiedene Sprachen übertragen bekommen. Im Athen des 21. Jahrhunderts tut sich ohne Sound absolut gar nichts. Und natürlich sind auch Anlagen für Schwerhörige geplant.« So haben die Techniker und Diplom-Ingenieure von ASC Tausende von Einzelkomponenten zu prüfen, zu konfektionieren und vorzumontieren. Systemintegration heißt dieser aufwändige Arbeitsprozess. Lautsprecher, Verstärker, Verkabelungen und Halterungen müssen exakt aufeinander abgestimmt werden. In 8 Großcontainern wird die medientechnische Fracht nach Griechenland verschifft. Die Montagearbeiten finden im Juni und Juli statt. Für das so genannte Commissioning, die Inbetriebnahme der Anlagen in Arenen und Stadien, plant Matthes 5 Tage ein. Dann werden alle Systeme zum höchsten Hörgenuss betriebs- und ausfallsicher spielen. Während der Wettkämpfe sorgen Techniker und Toningenieure für den richtigen Live-Sound, exzellente Übertragung und vernetzte Kommunikation hinter den Kulissen.

Autor: Thomas Glaue

 

 

 

Autor: Thomas Keck

Thomas Keck ist durch seinen Beruf als Hörsystemakustiker bestens mit der Präzision und Sorgfalt vertraut, die sowohl für die technische Arbeit als auch für den direkten Kundenkontakt erforderlich sind. Sein Werdegang zeugt von einer kontinuierlichen Entwicklung und einem hohen Maß an Fachwissen, unterstrichen durch den Meisterbrief und die Selbstständigkeit. Er verfolgt seine Interessen mit Leidenschaft und widmet sich einer Vielzahl von Aktivitäten, von Musik über die Beschäftigung mit Oldtimern bis hin zur Werteschätzung der Bibel. Thomas bewundert Menschen, die in ihrem Feld Spitzenleistungen erbringen, wie diverse Musiker und Schauspieler. Dies deutet auf eine hohe Wertschätzung für Expertise und handwerkliches Können hin.

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