Rudi Carrell im Gespräch
Der TV-Entertainer und Träger der Alexander Graham Bell – Medal, Rudi Carrell, übernahm die Schirmherrschaft im Vorlese-Wettbewerb des Forum Besser Hören. Zu diesem Anlass sprach Birgit Doeubler mit dem beliebten Fernseh-Unterhalter – Red.
Birgit Doeubler: Herr Carrell, das Vorlesen und Weitergeben von Geschichten durch Großeltern an ihre Enkel ist seit Generationen ein Erlebnis für Jung und Alt. Erinnern Sie sich noch, welche Geschichten Sie als Kind am meisten fasziniert haben?
Rudi Carrell: Mein Vater war ein gigantischer Geschichtenerzähler. Immer vor dem Schlafengehen erzählte er uns Kindern neue Variationen von David und Goliath. Oder auch selbst erfundene Alltagsgeschichten, z.B. vom »Kampf« des kleinen Klaus gegen den großen Klaus, wobei der kleine immer gewann. Seine Phantasie war dabei grenzenlos und voller Humor.
Birgit Doeubler: Sie sind selbst mehrfacher Großvater: Lesen Sie Ihren Enkelkindern regelmäßig vor?
Rudi Carrell: Früher ja, aber heute leider nicht mehr: Meine Enkel sind schon Selbstleser! Dafür mache ich regelmäßig Zaubertricks, die sie aber schnell durchschauen.
Birgit Doeubler: Welche Art von Geschichten haben Ihre Enkel am liebsten gehört?
Rudi Carrell: Im Gegensatz zu meinem Vater habe ich immer gern wahre Geschichten erzählt – und die haben auch meine Enkel am meisten fasziniert.
Birgit Doeubler: Welche Bedeutung hat das Vorlesen für Sie hinsichtlich der Kommunikation zwischen Großeltern und Enkelkindern?
Rudi Carrell: Das Vorlesen an sich halte ich zur Kommunikation mit den Enkeln für überaus wichtig. Durch die Vielfalt der Medien, auf die auch Kinder Zugriff haben, stirbt das Vorlesen der Großeltern jedoch leider immer mehr aus. Dagegen sollte etwas getan werden.
Schließlich fördert Vorlesen nicht nur den Dialog zwischen den Generationen, sondern schult auch das Zuhören und regt die Phantasie an.
Birgit Doeubler: Sie haben die Schirmherrschaft für die Aktion »Geschichten fürs Leben« des Forum Besser Hören übernommen. Warum unterstützen Sie diese Aktion?
Rudi Carrell: Vieles, was mal war, ist verschwunden. Ich hoffe, dass das Vorlesen von Geschichten durch die Großeltern Bestand hat – auch in unserer schnelllebigen Zeit. Dafür möchte ich durch mein Engagement Zeichen setzen.
Birgit Doeubler: Sie tragen selbst seit Jahren Hörgeräte. Erinnern Sie sich noch an Ihre ersten Eindrücke, als Sie die Welt wieder besser hören konnten?
Rudi Carrell: Nach der Anpassung meiner Hörgeräte habe ich die Verbesserung meines Hörvermögens zuerst im Beruf bemerkt. Ich konnte die Kollegen wieder auf Anhieb verstehen und über ihre Witze lachen. Das häufige Nachfragen und die Unsicherheit, ob ich wieder etwas nicht richtig mitbekommen hatte, gehörten der Vergangenheit an. Außerdem konnte ich auch wieder Dinge hören, die mir gar nicht zu Ohren kommen sollten. Das Ergebnis: Ich habe bereits nach wenigen Tagen mit Hörgeräten gleich drei Leute aus meinem Testament gestrichen!
Birgit Doeubler: In welchen Situationen ist gutes Hören für Sie besonders wichtig?
Rudi Carrell: In allen Situationen! Mit Ausnahme von Partys, auf denen laute Musik gespielt wird – da habe ich schon öfter meine Hörgeräte herausgenommen.
Birgit Doeubler: Rund 15 Millionen Menschen in Deutschland haben ebenfalls Hörprobleme, doch nur 2.5 Millionen sind mit modernen Hörsystemen versorgt. Die anderen lassen ihre Hörminderung auf sich beruhen und unternehmen nichts dagegen. Können Sie dieses Verhalten nachvollziehen?
Rudi Carrell: Überhaupt nicht! Wer schlecht sieht, besorgt sich eine Brille. Das hält man für etwas Selbstverständliches. Nur bei Hörgeräten gibt es diese »Normalität« noch nicht. Deshalb versuche ich schon seit Jahren, besonders im Fernsehen, mit Humor Menschen davon zu überzeugen, dass Hörgeräte so selbstverständlich sind wie Brillen, Toupets, dritte Zähne, usw.
Birgit Doeubler: Können Sie sich ein Leben ohne Hörsysteme noch vorstellen?
Rudi Carrell: Nein – denn ich könnte nicht mehr arbeiten, nicht mehr über andere lachen und kaum noch telefonieren.
Birgit Doeubler: Was raten Sie Menschen mit Hörproblemen, die noch keine Hörgeräte tragen?
Rudi Carrell: Wer Hörprobleme hat, sollte sofort einen Hörgeräte-Akustiker aufsuchen!
Birgit Doeubler: Herr Carrell, haben Sie Dank für das Gespräch!
Autorin: Birgit Doeubler