AUDISPRAY® (To be Insider in 4 Minute n)

Unter die Lupe genommen:
das Audispray®

Im Fernsehen kann man die Werbung für einen Ohrenspray kaum übersehen bzw. überhören – wir wollten wissen, was man davon halten soll und fragten Dr. med. Hans-Udo Homoth – Red.

Es handelt sich um ein importiertes Produkt* (getestet wurde der Audispray® des französischen Herstellers Laboratoires DIEPHARMEX SA aus Genf), welches nach Angaben auf dem Begleitzettel eine »medizinisch bekannte Behandlungsweise (CE 0459)« und »konform mit der europäischen Richtlinie 93/42/CEE« sei. Es handelt sich nach der Aufschrift der Umverpackung um Meerwasserlösung in einem Druckbehälter (Inert-Treibgas: Stickstoff).

Der Text ist auch ins Deutsche übersetzt. Die Ausdrucksweise ist vielfach nicht korrekt. So ist »CE 0459« keine Behandlungsweise, sondern ein Zertifizierungscode für aktive implantierbare medizinische Geräte. Die Bedienungsanleitung ist missverständlich. Die Begriffe »vertikal« und »Evakuieren« kennt nicht jeder. Zu welcher Seite der Kopf für einen (welchen?) Test zu neigen ist, wird zum Beispiel nicht angegeben.

Es wird behauptet, dass »Audispray®« kein Risiko für das Trommelfell darstelle.
Der Hinweis »Babys ab 36 Monate: NICHT im Falle einer Otitis, eines im Ohr befindlichen Fremdkörpers, einer Trommelfell-Perforation oder bei Trägern trans-tympanischer Geräte verwenden« ist falsch übersetzt und missverständlich bereits durch den Doppelpunkt.

Es werden ein bis zwei Anwendungen pro Tag und Ohr empfohlen, welche das »Wattestäbchen ersetzen« sollen. Die Ohrschmalz-Extraktion durch den Arzt werde begünstigt aufgrund seiner »Ohrschmalz-spezifischen Wirkung« (dewaxing).

Und: »Bei Trägern von Hörgeräten: die tägliche Applikation von AUDISPRAY® fördert das optimale Funktionieren des Hörgerätes

Auf die Spraydose ist eine verkürzte, ebenfalls missverständliche Anweisung gedruckt.

Ärztliche Hinweise zur grundsätzlichen Frage der Ohrreinigung:
Im Eingang des äußeren Gehörgangs finden sich Haare mit Talgdrüsen. Absonderungen von Zerumen = Ohrschmalz sind physiologisch. Wir sprechen von einer Selbstreinigungs-Funktion. Richtig ist, dass keine Wattestäbchen zur Reinigung in den Gehörgang eingeführt werden sollen. Gezieltes Ausspülen des Zerumens wäre eine denkbare Methode. Voraussetzung ist allerdings ein entzündungsfreier Gehörgang und ein intaktes Trommelfell. Tägliches – vorbeugendes – Ausspülen ist eher schädlich, da die Barriere der Haut und damit deren Schutzfunktion gestört werden.

Anwendungsbeobachtung:
Bei Anwendung des AUDISPRAY® wird mit Druck Meerwasser für 1 Sekunde in den Gehörgang gesprüht. Die Temperatur der Flüssigkeit ist nicht geregelt. Es kann Schwindel ausgelöst werden, wenn die Flüssigkeit kalt ist. Das Strömungsgeräusch ist relativ laut. Auch beim empfohlenen Massieren entstehen laute Geräusche. Mehrere Minuten knistert das im Gehörgang verbliebene Wasser. Überlaufende Flüssigkeit klebt unangenehm und kann Flecken machen, wenn sie mit Zerumen vermengt ist. Die Feuchtigkeit hält sich mehr als 10 Minuten im Gehörgang. Das Einsetzen eines Hörgerätes ist nicht sinnvoll, solange der Gehörgang feucht ist.

Fazit: Die mit diesem Produkt empfohlene Behandlungsweise des Ohres kann seitens des Arztes nicht als medizinisch sinnvoll eingestuft werden.

Autor: Hans-Udo Homoth