Statistisches Bundesamt erkennt Leistungen als »Herstellung von Waren« an (To be Insider in 6 Minute n)

Was für viele als selbstverständlich angenommen wird, ist oft in der Realität anders. So geschehen bei der Erhebung von Handelsstatistiken und der damit verbundenen Zuordnung von Hörgeräte-Akustikern.

Nach dem Handels- und DienstleistungsStatistik – Gesetz (HdlDlStatG) können Unternehmen von den Statistischen Ämtern zur Offenlegung ihrer Umsatz- und Kosten-Strukturen gezwungen werden, um verlässliche Daten für eine Handelsstatistik zu erlangen.
In diesem Verfahren werden alle Wirtschaftsbereiche einer bestimmten Klassifikation zugeordnet. Maßgebend für die Zuordnung ist die Frage, ob der Unternehmens-Schwerpunkt der Hörgeräte-Akustiker im »Einzelhandel« oder in der »Herstellung» von Teilen für Hörsysteme liegt. Die Hörgeräte- Akustiker werden seit Jahrzehnten, wie auch die anderen Gesundheits-Handwerke, dem »Einzelhandel mit medizinischen und orthopädischen Artikeln« zugeordnet. Im Rahmen der wirtschaftsystematischen Zuordnung der von Hörgeräte-Akustikern erbrachten Leistungen hatte schon vor vielen Jahren das Statistische Bundesamt (DESTATIS) darauf hingewiesen, dass Tätigkeiten, die die Beschaffenheit der Waren nicht verändern, den amtlichen Statistikbegriff »handelsübliche Manipulation« tragen. Und das ist für die Bundesinnung der Hörakustiker KdöR (biha) nicht akzeptabel.

So hat sich die BIHA mit einer Petition an das Statistische Bundesamt und an das Statistische Amt der Europäischen Union (eurostat) gewandt. Als gefahrengeneigter Meisterberuf und als Sonderanfertiger kann unser Berufsstand nicht als »Händler« in den statistischen Archiven sein Dasein fristen. Dies würde weder dem hohen Leistungsanspruch, noch dem Berufsbild des Hörgeräte-Akustikers gerecht werden.

Leider wurde uns unmissverständlich mitgeteilt, dass es für die Zuordnung grundsätzlich nur auf die tatsächlich ausgeübte Tätigkeit und nicht auf die laut Berufsbild oder Ausbildungs-Ordnung zu beherrschenden Fertigkeiten ankommt. Die Tatsache, ob die zu klassifizierende Tätigkeit von einem Voll-Handwerker oder Sonderanfertiger nach MedizinProdukteGesetz (MPG) ausgeübt wird oder nicht, spiele ebenfalls keine Rolle.
Bei all den statistisch-bürokratischen Formalien konnte nur noch ein persönlicher Termin beim Statistischen Bundesamt weiterhelfen, bei dem seinen Vertretern ausführlich dargelegt wurde, was die tatsächlichen Tätigkeiten eines Hörgeräte-Akustikers sind. Im Nachgang zu diesem sehr intensiven und konstruktiven Gespräch teilte uns nun das Statistische Bundesamt mit, dass die Anpassleistungen deutscher Hörgeräte-Akustiker unbestritten sind. Weiterhin wurde uns mitgeteilt, dass von der bisherigen ausschließlichen nationalen Klassifikation der Hörgeräte-Akustiker in den »manipulativen Handel« Abstand genommen wird. So ist das Statistische Bundesamt zu der Erkenntnis gelangt, dass Hörgeräte-Akustiker in größerem Umfang selbst Teile für Hörsysteme herstellen! »Hierzu zählen insbesondere Otoplastiken, Schallzuführungen an das Trommelfell und IdO-Hohlschalen, aber wohl auch Auflageplastiken (Unterfütterungen, Formteile), Gehörschutz und Teile für Hörbrillen. Als ›Hilfstätigkeiten‹ eingeschlossen sind die in diesem Zusammenhang erforderlichen Ohrabformungen«. Diese Tätigkeiten werden zukünftig als »Herstellung von Waren« im Sinne des Verarbeitenden Gewerbes klassifiziert.

Auch bei diesem Verfahren ist sehr deutlich geworden, wie unbekannt vielen Behörden unsere Tätigkeit ist und wie bedeutsam eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit für unseren Berufsstand und unsere Tätigkeit ist.
Während des Gesprächs mit den Vertretern des Statistischen Bundesamtes wurde ebenfalls die Möglichkeit erörtert, die Tätigkeit von Hörgeräte-Akustikern insgesamt in die europäische Klassifikation »Gesundheitswesen« umzusetzen. Für eine Revision der europäischen Klassifikation war es schon zu spät, da inzwischen die Arbeiten auf internationaler Ebene abgeschlossen waren. Für eine nächste Revision empfahl man uns, frühzeitig tätig zu werden, wobei sich der Zeithorizont auf ein bis zwei Jahrzehnte beziehe.

Der berufspolitische (Teil-)Erfolg wird allerdings nicht dazu führen, dass sich Hörgeräte-Akustiker dem Verfahren zur Heranziehung einer Handelsstatistik entziehen können. Diese bleibt eine staatsbürgerliche Pflicht. Abgrenzen sollten dann allerdings die Betriebe ihre Kenndaten hinsichtlich »Handel« und »Herstellung«, um nicht weiterhin ausschließlich als statistische Händler zu gelten.

Autor: Jakob Stephan Baschab

 

 

»Was gut ist für Deutschland …« (To be Insider in 4 Minute n)

Ergänzend zu unserer Delegiertenversammlung vom 16. Februar ist zu vermelden, dass viele deutsche Zeitungen über das Treffen des deutschen Kanzlers mit Kommissionspräsident Barroso am 15. Februar, bei dem auch die geplante Dienstleistungs-Richtlinie zur Sprache kam, berichteten.

Im »Handelsblatt« (15. 02. 2005) war zu lesen, dass »bei Lohn und Arbeitszeit die Mindeststandards des Landes gelten, in das sie (die Arbeitnehmer) entsendet werden« und »Pflegedienste und der Gesundheitssektor (…) inzwischen vom Herkunftsland-Prinzip ausgenommen werden« sollen.

»ZDH-Generalsekretär Hanns-Eberhard Schleyer warnte im 2DF-Morgenmagazin vor einem »Wettbewerb zwischen unterschiedlichen Rechtsordnungen« als Folge der Richtlinie. Im Zweifel werde sich dabei das »Recht mit den geringsten Anforderungen« durchsetzen. Dies könne aber weder im Interesse Deutschlands noch in dem der EU sein.« (junge Welt 16. 02. 2005)

Schröder: EU ist kompromissbereit

Netzeitung.de, 15. Februar, 19:59, ergänzt 21:04

Bundeskanzler Schröder hat bei einem Treffen mit EU-Kommissionschef Barroso seine Wünsche zum Arbeitnehmer-Schutz klar gemacht. Der Kanzler deutete im Gegenzug Kompromisse bei den Finanzen an.
Bundeskanzler Gerhard Schröder ist zuversichtlich, dass die EU-Kommission im Streit um die Liberalisierung des europäischen Dienstleistungs-Marktes Kompromisse macht. Nach dem Treffen mit EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso in Brüssel sagte der Kanzler, die Kommission habe erkennen lassen, »dass sie mit sich reden lassen wird«. Nach Schröders Worten steht die Diskussion über die Richtlinie aber noch am Anfang.
Schröder hatte in dem Gespräch die Position Deutschlands klar gemacht, dass bestimmte Branchen wie Gesundheitswesen oder die öffentlichen Versorger von einer völligen Liberalisierung ausgenommen werden müssten. Die Kommission will Dienstleistern erlauben, europaweit Dienste nach dem Recht ihres Heimatlandes anzubieten. Dieses sogenannte Herkunftslands-Prinzip stößt bei mehreren Mitgliedstaaten, vor allem aber in Frankreich und Deutschland, auf Kritik.
Der Bundeskanzler betonte, dass die Betroffenen vor Sozial- und Lohn-Dumping geschützt werden müssten. Grundsätzlich stellte sich Schröder aber hinter die Liberalisierungspläne der Kommission: »Wir brauchen nicht nur einen Binnenmarkt für Güter, sondern auch einen für Dienstleistungen.«
Kommissionspräsident Barroso äußerte sich nicht konkret zu dem Thema. Er sagte nach dem Treffen:

Was gut ist für Deutschland ist auch gut für Europa, und
was gut ist für Europa ist auch gut für Deutschland.

Kommissionspräsident José Manuel Barroso

Autor: Jakob Stephan Baschab

 

 

 

Deutsche Berufsausbildung in Europa nicht unter Wert verkaufen (To be Insider in 3 Minute n)

Vor einer Abwertung deutscher Berufsabschlüsse warnen der Deutsche Industrie- und Handelskammer – Tag (DIHK), der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und die Bundesvereinigung der Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA). Anlass war die Abstimmung des Europäischen Parlaments über die Richtlinie zur Anerkennung von Berufsqualifikationen am 10. Mai.

Hauptkritik-Punkt ist die darin vorgesehene Einstufung von Berufen in 5 Qualifikations-Niveaus. Danach würden die qualitativ hochwertigen deutschen Berufsabschlüsse mit ihrem starken Fokus auf berufliche Handlungsfähigkeit völlig ungerechtfertigt in das zweitniedrigste Niveau eingeordnet. Die Folge: der hochqualifizierte Handwerks-Meister würde faktisch einem EU-Arbeiter gleichgestellt, der nur über 2 Jahre Berufserfahrung verfügt.

Über den beschränkten Geltungsbereich dieser Richtine hinaus befürchten DIHK, ZDH und BDA eine negative Ausstrahlungs-Wirkung auf alle dualen Ausbildungs-Berufe. So könnte es dazu kommen, dass z.B. ein deutscher Mechatroniker in einem anderen EU-Mitgliedsstaat nur wie ein Angelernter eingestuft und bezahlt wird.

Die Verabschiedung einer aus den 80er Jahren stammenden, veralteten Niveaustufung, die ausschließlich auf formalen Abschlüssen und Zugangsberechtigungen basiert, wäre außerdem ein Griff in die bildungspolitische Mottenkiste. Nicht allein formale Zugangsregeln, wie z.B. das Abitur, sondern die tatsächlich vorhandenen Fähigkeiten müssen für die Qualität und die Einordnung von Abschlüssen entscheidend sein. Diesen Ansatz hat auch die EU-Kommission unlängst aufgegriffen, indem sie einen europäischen Qualifikationsrahmen zur Einordnung von erworbenen Kompetenzen entwickelt, der sowohl die berufliche wie universitäre Bildung umspannt. DIHK, ZDH und BDA unterstützen die EU-Kommission darin und wirken an der Ausgestaltung dieses richtungsweisenden und zukunftsfähigen Ansatzes des Qualifikationsrahmens aktiv mit.

DIHK, ZDH und BDA fordern das Europäische Parlament deshalb auf, das 5 Stufen-Schema in der jetzigen Form abzulehnen und stattdessen den notwendigen Paradigmenwechsel hin zu einem kompetenzorientierten Qualifikationsrahmen einzuleiten. Die deutsche Berufsausbildung darf in Europa nicht unter Wert verkauft werden.

Quelle: zg

 

 

 

 

»Schachmatt« den Ganoven dank Hörbrille (To be Insider in 2 Minute n)

Die Hörbrille AN-Evo 1 von GN Resound war heimlicher Star in der SAT.1 – Krimi-Komödie »Der Fuchs: Schachmatt« (Erstausstrahlung am 30. Mãrz): Dank eines Modells der volldigitalen Knochenleitungs-Hörbrille gelingt es Walter Sittler alias »Fuchs« Max Kerner und seinen MitstreiterInnen Sandra (Esther Schweins) und René (Dieter Landuris), den Ganoven Krix (Michael Schiller) im Schachspiel zu besiegen und zu überführen. Die HighTech-Brille, die als Spezialanfertigung in altmodisch-skurrilem Design zum Einsatz kam, wurde von ReSound kostenlos zur Verfügung gestellt. Im Film wird sie von Dieter Landuris getragen.
»Natürlich sollte man noch mal betonen, dass die AN-Evo 1 im Original-Design viel schicker ist als das skurrile Modell, dass Herr Landuris im Film trägt«, erklärt Andreas Lindackers von ReSound.

 

 

Maria da Palma und das Wunder von Nordhorn (To be Insider in 10 Minute n)

Das außergewöhnliche Engagement einer Hörgeschädigten

Maria Almeida Casimiro da Palma Casqueiro ist bekannt. In Nordhorn zumindest kennt sie fast jeder – aus ihrer Zeit beim Betriebsrat der Textil- Fabrik Nino, als engagierte Frau, die sich stark macht für allein erziehende Mütter, für ausländische Familien oder die Schulen der Kommune, und die deshalb sogar ein Bundesverdienstkreuz bekam.

Unser Autor Martin Schaarschmidt traf Maria da Palma und notierte die Geschichte einer außergewöhnlichen Frau, die einst aus Portugal nach Deutschland kam und drei Jahrzehnte lang mit Hörproblemen lebte – eine Geschichte mit Happy End.

»Wir waren eine große Familie damals in Almada«, erzählt Maria da Palma und lächelt: »Mein Vater arbeitete in der Backfabrik ›Confeitaria Nacional‹. Mutter war mit mir und meinen vier Brüdern zu Hause. Ein einfaches Leben. Wir mussten nicht hungern. Aber wir waren arm – und trotzdem glücklich.«

Gerne erinnert sich die heute 60-jährige an ihre Kindheit in der kleinen Hafenstadt nahe Lissabon: »Of spielten wir am Meer, sammelten Austern und Krebse, badeten und tobten. Als kleines Mädchen mit vier wilden Brüdern hatte ich es nicht immer leicht. Die Jungen fingen mich gern. Sie trugen mich an Händen und Füßen und dann – 1, 2, 3 – im hohen Bogen ins Wasser… Das machte mir Spaß bis zu dem Tag, als das mit meinem Ohr passierte.

Stürzend schlug das Mädchen so unglücklich auf eine Welle, dass es sich ernsthaft verletzte. »Mein rechtes Ohr schmerzte. Ich musste zum Arzt. Doch in Portugal gab es damals keine weitergehende Diagnostik oder Therapie. Meiner Mutter blieb nur, mich zu trösten und mir Wärmflaschen aufzulegen. Bald begann mein Hörvermögen rechts deutlich nachzulassen. Insgesamt quälte mich diese Mittelohr-Entzündung 10 Jahre, eine unglaublich lange Zeit.«

Maria da Palma lernte, mit einem Handicap zu leben. Als junge Frau machte sie eine Lehre als Herrenschneiderin. Sie verliebte sich, heiratete und folgte bald darauf ihrem Mann nach Deutschland, wo es gut bezahlte Arbeit gab und wo man händeringend qualifizierte Arbeitskräfte suchte.

»An unsere Ankunft erinnere ich mich, als wäre es heute: Der 17. Februar 1966. Wir standen in Köln auf dem Bahnsteig. Es war bitterkalt. Auf einmal waren wir umringt von verkleideten Menschen. Die sangen laut, griffen sich unsere Koffer und marschierten mit uns durch den Bahnhof. Ich wusste nicht, wie mir geschah, verstand kein Wort. Wir hatten doch keine Ahnung, wie es hier beim Karneval ist…«

Deutschland war fremd und die Eingewöhnungszeit hart. Die Familie wohnte in einem Vorort von Nordhorn. Maria da Palma fand eine Anstellung in der Textilfabrik Nino. Sie verdiente gut. Doch die gelernte Schneiderin litt unter der eintönigen Akkord-Arbeit in der Spulerei, und wenn sie früh mit dem Bus zur Fabrik fuhr, war es dunkel und kalt. – »Immer Regen oder Schnee. Ich hatte nie zuvor Schnee gesehen. Und dann erst das deutsche Essen. Das schmeckte überhaupt nicht. Und portugiesisch kochen konnte ich nicht, weil die Gewürze fehlten. Im Laden bekam man damals nur Paprika, Pfeffer und Salz.«

Sie arrangierte sich dennoch: Trotz der fortschreitenden Schwerhörigkeit und ganz ohne Unterricht lernte Maria da Palma die neue Sprache, wo immer es ging. – »Deutsch reden mit Nachbarn, in der Fabrik, auf der Straße, das war meine Rettung. Auf die Leute zugehen. Uns Portugiesen liegt das im Blut. Bald fielen meine Sprachkenntnisse in der Firma auf. Ich bekam neue Aufgaben, übersetzte, betreute die portugiesischen Arbeiter, erklärte ihnen, wie man Textilien färbt, Chemikalien verwendet oder die Maschinen einrichtet.«

Schritt für Schritt errang die junge Frau ihren Platz in der neuen Heimat. Ein Sohn und drei Töchter kamen zur Welt. Die Familie zog in die Stadt. Die Kinder kamen in Kindergarten und Schule. Und Frau da Palma engagierte sich vielfältig, vertrat im Elternrat die Interessen der portugiesischen Eltern, genoss das Vertrauen der Arbeiter, die sie 1974 in ihren Betriebsrat wählten – als einzige Frau neben 26 Männern.

Die Leute von Nino kamen gern zu ihr – bei Schwierigkeiten mit dem Meister, bei Fragen zum Urlaubsrecht oder zu Möglichkeiten einer Qualifizierung. Anwaltskanzlei, Sozialgericht, der undurchschaubare Blätterwald der Anträge und Formulare… – wer nicht weiter wusste, wusste immer noch, dass es Maria gibt. Sie half Frauen mit kleinen Kindern, portugiesischen Arbeitern, die kaum Deutsch sprachen, und ebenso den Deutschen. Sie wurde Sozialarbeiterin, Ratgeberin und Vertrauensperson; blieb das auch nach Feierabend, am Wochenende – und immer ehrenamtlich, »so nebenbei.«

»Wenn jemand in Not ist, muss ich helfen, so gut ich kann. Und Ungerechtigkeit ist für mich unerträglich«, erklärt Maria da Palma ein wenig verlegen, wenn man sie auf ihr Bundesverdienstkreuz anspricht. Das bekam sie 1990 für ihr »langjähriges Engagement bei der Integration ausländischer Mitbürger in die deutsche Gesellschaft.«

»Eines Tages lag der Brief vom Bundespräsidialamt in meinem Kasten. Stellen Sie sich vor: Da fuhr ich nach Bonn, ging einfach so in die Villa Hammerschmidt, an den Soldaten vorbei, und war mitten unter all diesen Leuten: Wissenschaftler, Schauspieler, Tänzer; Wim Wenders war da und. der Verleger Klaus Wagenbach. Ich wurde ganz klein, als mein Name aufgerufen wurde und ich nach vorne zu Richard von Weizsäcker musste.«

Doch wichtiger als alle Ehre ist es für Maria da Palma, die Welt um sich herum mit zu gestalten. Auch heute noch, nach ihrem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben, engagiert sie sich im autonomen Frauenkreis, in der Kommunalpolitik, am runden Tisch für Ausländerfragen. Sie macht sich stark für neue Schulräume, für ausländische Frauen, Asylbewerber. Und ihr Einsatz erstaunt umso mehr, wenn man weiß, wie sehr die Hörschädigung ihr Leben seit drei Jahrzehnten beeinträchtigte.

»Mein Gehör hat sich all die Jahre immer mehr verschlechtert. Ich war bei Ärzten, sogar in einer Universitätsklinik. Aber die konnten nichts machen. Ich verstand immer weniger, musste nachfragen und die anderen bitten, lauter zu sprechen. Irgendwann hörte ich rechts gar nicht mehr. Auch Hörgeräte waren keine Lösung. Ich probierte die tollsten Geräte und war absolut unzufrieden. Die saßen ja nicht mal, fielen beim Kauen heraus. Da blieb ich weiter halbtaub.«

Die Hörschädigung belastete ihre tägliche Arbeit. – »Und sie störte das Leben in unserer Familie«, ergänzt Maria da Palma: »Wissen Sie, ich habe sechs Enkelkinder. Es ist so schlimm, wenn man seine Enkel nicht richtig verstehen kann! Das ist, als wäre man vom Leben abgeschnitten.«

Aber den Kopf in den Sand stecken? – Für Maria da Palma galt das noch nie! Vor einigen Monaten las sie in den »Grafschafter Nachrichten« von einer neuen Technologie, die Hörgeräte-Hersteller GN ReSound zur Fertigung von ImOhr-Hörsystemen entwickelt hat. Und wirklich: Dank dieser Technologie zur digitalen Fertigung von Hörgeräte-Schalen konnten die Spezialisten von Hörgeräte Steenweg in Nordhorn ihr endlich zu einer akzeptablen Hör-Lösung verhelfen.

»Frau da Palma bekam von uns ImOhr-Hörsysteme der Marke Canta 7. Die sind so winzig, dass sie fast vollständig im Ohr verschwinden«, erläuet auf Nachfrage Hörgerate-Akustiker – Meisterin Stefanie Steenweg: »Für die Fertigung solcher Systeme, die man in unserem Haus auch kostenlos testen kann, nehmen wir individuelle Abdrücke des Gehörgangs. Aus denen stellt GN ReSound die Gehäuseschalen her.«

Die sogenannte AutoShell-Technologie ermöglicht erstmals, ImOhr- Hörsysteme vollständig am Computer zu gestalten. Die Abdrücke werden Punkt für Punkt virtualisiert. Mit einem speziellen 3D-Drucker werden die Gehäuse erzeugt. Ein Verfahren, das dem Hörgeschädigten einen optimalen Sitz der Hörsysteme garantiert.

»Erst fürchtete ich, dass die neuen Systeme auch gleich wieder rausfallen; aber schon nach einer Woche war ich so an sie gewöhnt, dass mir was fehlte, wenn ich sie nicht im Ohr hatte«, berichtet Maria da Palma: »Es ist ein Wunder. Nach über 30 Jahren kann ich wieder richtig hören. Ich kann mit meinen Enkeln plauschen oder Musik genießen. Ich liebe Fado, diese wunderschöne portugiesische Nationalmusik. Und erst meine soziale Arbeit! Ich kann diskutieren wie nie zuvor. Und ich habe mit meinen Hörsystemen noch so viel vor.«

Autor: Martin Schaarschmidt