Hört man auch auf dem Mond (To be Insider in 5 Minute n)?

Wer fragt, gewinnt:
Forum Besser Hören startet die Aktion »Erlebnis Hören – nachgefragt«

Wissen Sie, welches Tier ohne Ohren hört? Oder welcher berühmte Komponist schon mit 48 Jahren völlig taub war? Oder ob man auch auf dem Mond hört? Und wie? Spannende Fragen zum Thema Hören! Die Antworten: Schlange, Beethoven, nein. Aber die Antworten stehen nicht im Mittelpunkt der neuen Aktion »Erlebnis Hören – nachgefragt«, Das Forum Besser Hören sucht jetzt vor allem interessante, witzige, überraschende oder phantasievolle Fragen zum Hören.

Hören ist viel mehr als die reine Verarbeitung von Schall. Es ist ein Erlebnis, das in jeden Teil des Lebens hinein reicht, egal, ob es die Freizeit ist, das Berufsleben, Reisen, Natur, Kultur oder Familie. »Durch unsere Aktion wollen wir dazu anregen, mehr über die Bedeutung des Hörens und seine Verflechtung mit allen Bereichen des Lebens nachzudenken. Dadurch, dass sich die Teilnehmer selber Fragen überlegen, setzen sie sich noch mehr mit dem Thema auseinander, als wenn sie einfach vorgegebene Fragen beantworten. Wir sind gespannt auf eine ganze Bandbreite von interessanten Themen«, sagt Dr. Meike Schlutt vom Forum Besser Hören in Hamburg.

Welches Thema für ihn das spannendste ist, kann sich jeder Teilnehmer selbst überlegen. Medizinische und naturwissenschaftliche Fragen sind genau so willkommen wie Fragen zur Musik oder Literatur. Und auch in der Geschichte gibt es viele interessante Aspekte zum Thema. So hatte zum Beispiel Wallenstein besonders kitzlige Ohren und Friedrich der Große spielte perfekt Flöte. »Die Fragen müssen auch nicht unbedingt besonders tiefschürfend sein«, so Meike Schlutt. »Wir freuen uns auch über Fragen wie:
›Was hört der Lauscher an der Wand?‹ oder
›Weswegen flog die Verkleidung des bösen Wolfs in ,Rotkäppchen’ auf?‹

Jeder, der eine oder mehrere Fragen einsendet, nimmt automatisch an einem Gewinnspiel teil, bei dem es DiscMen und CD-Gutscheine im Gesamtwert von mehreren tausend Euro zu gewinnen gibt. Fragen können ab sofort geschickt werden an das Forum Besser Hören, Erlebnis Hören – nachgefragt, Spadenteich 1, D-20099 Hamburg. Auch unter www.forumbesserhoeren.de können Fragen eingereicht werden. Auf der Internetseite können die Teilnehmer außerdem sehen, was ihre Mitspieler schon für Beiträge geschickt haben.

Hörgeräte-Akustiker können beim Forum Besser Hören für ihre Filialen kostenlose Gewinnspiel-Flyer und Plakate (Format DIN A2) zur Aktion bestellen: per Telefon unter +49 (0)40/ 2840 1350 und per eMail unter info@forumbesserhoeren.de »Erlebnis Hören – nachgefragt« endet am 30. September 2004.

Autorin: Birgit Doeubler

 

 

Ruf den Wald an (To be Insider in <1 Minute)!

Ein Tipp für Stressgeplagte: Ruf den Wald an! Der österreichische Künstler Ila hat die Aktion »Call Wood« ins Leben gerufen und im steirischen Wald ein Handy installiert. Wer in Österreich die Nummer +43 (0) 664 / 485 72 00 wählt, bekommt nichts als die Stille des Waldes zu hören.

Quelle: red

 

 

 

Goldener Akustikus für Rufus Beck (To be Insider in 8 Minute n)

Das Ohr sagt uns die emotionale Wahrheit.

Rufus Beck

Der Schauspieler Rufus Beck (*1959) lebt mit seiner Familie in München. Spätestens seit dem Kinofilm »Der bewegte Mann« ist Rufus Beck dem breiten Publikum bekannt. Er arbeitet für Theater, Fernsehen, Rundfunk und schreibt Stücke. Im Moment ist er als Magier mit dem Musical-Märchen »Tabaluga und das verschenkte Glück« auf Tournee. Hierbei führt er auch Regie. Zwischenzeitlich begeistert er sein Publikum mit Lesungen. Mehrfach mit Goldenen und Platin-Schallplatten ausgezeichnet wurde Beck für die Harry PotterHörbücher, die er in unvergleichlicher Genialität interpretiert hat. Da wird Zuhören zum Erlebnis und Genuss – für Kinder und Erwachsene. Aus diesem Grund wird Rufus Beck am 8. Mai mit dem Goldenen Akustikus der Fördergemeinschaft Gutes Hören ausgezeichnet. Martina Stein-Lesniak nutzte die Gelegenheit zu einem Gespräch mit dem Preisträger.

Martina Stein-Lesniak: Herr Beck, Sie haben wesentlich dazu beigetragen, dass Hörbücher seit einigen Jahren so erfolgreich geworden sind. Der Anspruch, den Sie an Ihre Lesungen stellen, ist hoch. Sie haben gesagt »Vorlesen soll Kino für die Ohren sein.« Sie lesen ein Buch nicht vor, Sie machen ein Ein-Mann – Hörspiel daraus. Was hat Sie dazu inspiriert? Gibt es Vorbilder?

Rufus Beck: Helmut Qualtinger ist für mich natürlich ein großes Vorbild. In »Die letzten Tage der Menschheit« hat er ja auch 60, 70 verschiedene Figuren gespielt. Das war ein geniales Sprechkunstwerk. Ansonsten haben mich immer die orientalischen Geschichtenerzähler fasziniert, die auf den Marktplätzen stehen und erzählen und gleichzeitig die Figuren spielen. Aus diesen beiden Quellen speist sich meine Faszination für das Lesen oder das Geschichtenerzählen. Ich empfinde mich als Geschichtenerzähler.

Martina Stein-Lesniak: Sie haben die Menschen für das Hören und Zuhören begeistert. Das ist viel in unserer visuellen Welt. Stellt das Zuhören für Sie einen besonderen Wert dar?

Rufus Beck: Zuhören braucht eine große Hingabe und Konzentration. Zumal das Ohr ja nicht so betrogen werden kann wie das Auge. Das Auge kann zum Beispiel nicht feststellen, aus welchen Komplementärfarben eine Farbe zusammengesetzt wird. Aber ein Ohr kann durchaus unterscheiden zwischen Einzelstimme und Akkord und beides gleichzeitig hören. Das Ohr ist das differenziertere Organ. Es sagt uns sozusagen die emotionale Wahrheit.

Martina Stein-Lesniak: Wie erklären Sie sich den Erfolg der Hörbücher insgesamt?

Rufus Beck: Durch die Mobilität verlieren wir heute viel Zeit mit Reisen. Zeitunglesen ist auf Dauer unbefriedigend. Man kommt aber nicht dazu, Bücher zu lesen. Viele merken dann, dass die Zeit im Flieger, im Zug oder im Auto eine wunderbare Zeit ist, sich vorlesen oder vortragen zu lassen. Auch Menschen, die eintönige manuelle Arbeit machen, und nicht immer nur Musik hören wollen, greifen zu Hörbüchern.

Das Lesen ist zugleich eine Interpretation für den Zuhörer. Wie klingt etwas? Derjenige, der liest, muss es interpretieren. Ein Inhalt ist nur dann vermittelbar, wenn er gut erzählt wird.
Nur wenn ich bereit bin, meine Sinne zu öffnen, bin ich bereit für den Inhalt. Die Aufbereitung ist die Kunst.
Deshalb glaube ich, dass Hörbücher dazu beitragen, dass man wieder hört und zuhört. Dazu braucht man eine innere Ruhe. Man kann sich ins Ohr, nach innen, zurücklehnen. Das hat etwas Kontemplatives.

Martina Stein-Lesniak: Bei einem anderen Interview sagten Sie, dass Sie am besten entspannen können beim Lesen, beim Sport und beim Hören. Welches Hören meinten Sie damit?

Rufus Beck: Auch ich bin viel unterwegs und höre Hörbücher. Manchmal entdecke ich dadurch Romane, die ich mir nicht gekauft hätte und die wunderbar interpretiert wurden. Letztlich glaube ich: Wer sich für das Hörbuch begeistert, greift früher oder später auch zum Original, zum Buch. Die Konzentration beim Hören braucht genau so eine Ruhe wie das Selberlesen.

Martina Stein-Lesniak: Haben Sie selbst Erfahrungen gemacht mit Hörproblemen? Kennen Sie jemanden, der nicht gut hört?

Rufus Beck: Ja, ich habe mich mit hörgeschädigten Kindern beschäftigt. Das Problem ist ja die Früherkennung, gerade bei Säuglingen. Man erkennt es oft sehr spät, dass Kinder Hörprobleme haben und dadurch auch sehr gereizt auf die Umwelt reagieren. Sie sind gereizt, weil sie ihre Umwelt akustisch nicht richtig wahrnehmen. Wir orientieren uns so stark über das Ohr, dass es uns wirklich von der Welt abschneidet, wenn wir nichts hören.

Martina Stein-Lesniak: Haben Sie schon einmal einen Hörtest gemacht?

Rufus Beck: Ja klar, mehrfach. Bei schweren Erkältungen habe ich Hörtests machen lassen. Dann war bei mir das Trommelfell schon mal gerissen. Ich kenne die Problematik.

Martina Stein-Lesniak: Ihre Kinder sind [derzeit] 11, 13 und 21 Jahre alt. Da ist laute Musik sicherlich ein Thema. Wie gehen Sie damit um?

Rufus Beck: Bei uns wird Musik nicht laut gehört. Aber wenn ich beruflich mit Tabaluga unterwegs bin, treten wir in großen Hallen auf. Diese Hallen kann man nicht leise beschallen. In der Nähe der Haupt-PA [Public Address = Mischpult, Verstärker, Lautsprecher] sind die Bässe und hohen Töne sehr laut, damit sie an anderen Plätzen in der Halle ganz normal, moderat gehört werden können. Das ist natürlich ein Problem. Doch davor kann man sich schützen. Manchmal kommen Eltern mit kleinen Kindern. Kleinkinder brauchen da einen Gehörschutz. Das sollte den Eltern klar sein.
Ich selbst trage auf der Bühne In-Ear – Monitoring, damit ich mich besser hören kann.

Martina Stein-Lesniak: Vielen Dank Herr Beck, dass Sie sich für dieses Gespräch Zeit genommen haben!

Autorin: Martina Stein-Lesniak

 

 

Wenn es blubbert… (To be Insider in 2 Minute n)

Wenn es unter Wasser blubbert, kann es sein, dass ein Schwarm Heringe sich gerade zum Plauderstündchen trifft. Genau wissen es allerdings nicht mal die Meeresforscher. Vermutlich unterhalten sich die Fische irgendwie, indem sie gezielt Luft aus ihrem After perlen lassen, meinen Wissenschaftler vom Bamfield Marine Science Center (Kanada).
Sie hatten die Fische gefangen und in großen, mit Infrarot-Kameras und Unterwasser-Mikrofonen ausgestatteten Tanks beobachtet. Als besonders »gesprächig« erwiesen sich die Heringe in der Nacht. Ob die zwischen einer halben und 7.5 Sekunden langen Töne es den riesigen Heringsschwärmen ermöglichen, auch in der Nacht beieinander zu bleiben? Oder machen sie blubbernd untereinander auf Feinde aufmerksam?
Falls sich die Heringe tatsächlich miteinander unterhalten, wirft dies ein neues Licht auf den Lärm, den der Mensch im Meer verursache, so die Forscher.

Quelle: red

 

 

 

Rüdiger Nehberg live (To be Insider in 15 Minute n)

»Lerne klagen, ohne zu leiden…«

Rüdiger Nehberg, vielen bekannt als »SIR VIVAL®«,  d e r  Survival-Trainer Deutschlands, kam im Dezember 2003 […] ins DAI Heidelberg – Deutsch-Amerikanisches-Institut. Sein Dia-Vortrag mit dem Thema »Querschnitt durch ein aufregendes Leben!« versprach schon viel, aber das Programm, das er absolvierte, war dann, vor allem für eine junge Journalistin mit gehöriger Wissbegier, ein einmaliges Erlebnis.

Ein Eigenbrödler?

Rüdiger Nehberg ist ein Mann, bei dem man angesichts seiner Vita vermuten könnte, er sei vielleicht ein menschenscheuer Einzelgänger, ja ein Eigenbrödler, der die Menschen en masse zu meiden sucht. Doch weit gefehlt – er ist schon vor Beginn seines Vortrages umringt von vielen Besuchern. So bedient er den Büchertisch, der neben der Bühne aufgebaut ist, selbst. Man findet auf ihm zum Verkauf eine Auswahl seiner selbst verfassten Bücher. Jeder stellt sich geduldig in der Reihe auf, um mit ihm persönlich zu reden und ihm Fragen stellen zu können. Er signiert fleißig und schreibt auf Wunsch auch individuelle Widmungen in seine Werke.

Kurz vor Beginn seines Vortrages betritt Nehberg die Bühne und weist darauf hin, dass der Vortrag ausverkauft sei, aber etliche Zuhörer hinter der Glaswand zuschauen werden. Und tatsächlich: Die Vorhänge im Saal-Hintergrund werden zurückgezogen und der Blick auf eine gehörige Anzahl weiterer Besucher hinter den gläsernen Raumtrennern wird frei (insgesamt wurden 330 Karten verkauft! Anm. d. [Heidelberger] Red.). Wie kommt es, dass ein einzelner Mann mit einem vermeintlich absonderlichen Thema so viele Zuschauer anlockt? Vor allem aus so verschiedenen Altersklassen, denn von 5 bis 80 Jahren ist alles vertreten. Nach Nehberg´s Referat wundert man sich nicht mehr. Er schafft es, einen von der ersten Sekunde an in seinen Bann zu ziehen! Hier eine kleine Zusammenfassung seiner 90 Minuten – »Lebensgeschichte«, illustriert durch zahlreiche Dias.

»Querschnitt durch ein aufregendes Leben«

So der Titel seines Vortrages, den er mit seiner Ausbildung zum Konditor beginnt, untermalt mit eher komisch wirkenden Bildern, die ihn, mit Seilen an der Decke hängend, zeigen. Dazu fehlt nicht die hinlänglich bekannte Anmerkung, dass es in Hamburg nun mal leider keine Alpen gebe und er doch trainieren musste. Damit hatte er die Besucher in seinen Bann gezogen.

Und schockierte einige Besucherinnen sogleich, als er Bilder von Schmalzfliegen zeigte, die sich in einem verletzten Bein eingenistet hatten. Dazu seine lapidare Erklärung, dass es von Vorteil sei, bei einer Survival-Tour einen derart geplagten Begleiter dabei zu haben, weil man dann – mit Hilfe eines rostigen Nagels – immer etwas zu essen dabei habe!

Nach den diversen »Ihh«´s aus Zuhörerkreisen erzählt er von seinem 1’000 Kilometer – Lauf von Hamburg nach Oberstdorf, wohlgemerkt ohne irgendwelche Nahrung mitzunehmen, nur zu essen, was er findet, ohne zu betteln oder zu stehlen. Dementsprechend purzelten seine Kilos, aber er merkte an, dass dieser Lauf für seine späteren Dschungelerfahrungen und die notwendige Selbstdisziplin noch sehr wichtig wurde.

»Lerne leiden, ohne zu klagen!«

Diesen Spruch lernt er bei den Kampfschwimmer:innen der Bundeswehr kennen. Er meldet sich bei ihnen, um die Gefahren, die ihm auf See widerfahren könnten, einschätzen zu lernen und um sich bei Seenot richtig zu verhalten. Mit viel Witz berichtet er über diese Zeit und dass er sich beim Abschied seinen eigenen Leitspruch „Lerne Klagen, ohne zu leiden« ausdachte.

Nun war er soweit, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen: per Tretboot über den Atlantik. Nur mit Übelkeit hatte er nun zu kämpfen und so kaufte er sich ein Pflaster, das er hinter das Ohr, direkt auf das Gleichgewichts-Organ, kleben musste. Es hat funktioniert.

Riten und Bräuche

Auf seinen Reisen lernt Nehberg die Bräuche und Riten der Eingeborenen kennen. So auch im Inneren Äthiopiens. Doch bis der erste Kontakt stattfindet dauert es Tage. Er ging unbekleidet in den Dschungel und wartete darauf, dass man ihn aufforderte, ins Dorf mitzukommen. Er hat eine Mundharmonika dabei, um auf ihr sanfte, beruhigende Melodien zu spielen. Damit möchte er die scheuen Ureinwohner anlocken und sie wohlgesonnen stimmen. Es funktioniert. Als ein Eingeborener kommt, sagt Nehberg in dessen Sprache die einzigen zwei Sätze, die er bis dahin gelernt hat: »Bitte nicht schießen. Ich bin ein Freund.« Wie er es sich erhofft hatte, lud man ihn ins Dorf ein.
Nehberg zeigte nun per Dia die verschiedenen »Verschönerungen« bei den einzelnen Stämmen. So sieht man die berühmten Frauen mit den »Tellern in der Unterlippe«. Er erklärt, wie der Medizinmann diese Prozedur vollführt. Man lockert die vorderen 4 Zähne aus dem Unterkiefer mit einem Stein, um diese anschließend mit der Hand herauszuziehen. Dann durchbohrt man die Lippe so, dass ein Pflock hindurchpasst. Weitere Beispiele folgten, wobei der kritische Besucher an manche folterartigen Mode-Torheiten unserer Breiten erinnert wurde…

Yanomami-Projekt

Als nächstes lenkte Nehberg die Aufmerksamkeit auf sein Haupt-Augenmerk: die Yanomami-Indianer. Ein ganzes Volk wird in seiner Existenz bedroht durch Goldsucher, die den Urwald abroden in der Hoffnung, Gold zu finden. Man sieht auf seinen Bildern das erschreckende Ausmaß dieser Zerstörung. Um diesen Kampf, der um Leben und Tod geht zu demonstrieren, zeigte er auch schonungslos die Leichen der Indianer. Wie er aber anmerkte, werden diese Toten selten gefunden. Die Angehörigen verbrennen sie und die Asche wird in Bananensauce gegeben, die die Indianer dann essen. Anschließend wird nicht mehr von den Toten gesprochen. Nehberg erklärt, die Goldsucher versuchten, die Indianer auszurotten, um deren Gebiet offiziell kaufen zu können. Als die Öffentlichkeit sensibilisiert war und die Goldsucher endlich das Land verlassen mussten, hinterließen sie Zerstörung, die weit über jede Abholzung hinaus gingen. Denn die Indianer litten plötzlich an Krankheiten, die vorher nie in diesen Gebieten bekannt waren, wie z.B. Grippe, Malaria etc. Aus diesem Grund baute Nehberg mit Hilfe von Spenden ein Krankenhaus, in dem sich die Ureinwohner Rat sowie Medizin besorgen können. Aber auch eine Schule wird gebaut. In dieser Schule lernen sie erstmals ihre eigene Sprache als Schriftsprache kennen.

The Tree

So lautet der Name seines Bootes, mit welchem Nehberg im Jahre 2000 in See sticht. Zum 500. Geburtstag Brasiliens möchte er nochmals seine Aufmerksamkeit auf die Yanomami-Indianer lenken. Das Boot wird aus einer Weißtanne – aus der Schweiz – gebaut. Die Fahrt dauert 43 Tage und er ist mutterseelenallein auf dieser Tour. Doch das stört ihn nicht weiter, denn in dieser Zeit bringt er sein neuestes Werk zu Stande, sein Buch »Echt verrückt«. In ihm kann man außergewöhnliche Geschichten finden, die ihm in den letzten Jahren passiert sind.

Hilfsorganisation TARGET e.V.

Unter anderem, um der schauderhaften rituellen Beschneidung junger Frauen in vielen Ländern ein Ende zu setzen, hat Nehberg für Aufklärungs- Zwecke die Hilfsorganisation TARGET gegründet. Auf die Frage aus dem Auditorium, wie man Mitglied werden könne, erklärt Nehberg, dass er keine Mitglieder möchte, weil man ohne bürokratische Prozeduren schneller, unkonventioneller, flexibler und unabhängig von Endlos-Diskussionen sei. Aber man kann Förderer werden. Er merkt an, dass man einen Jahresbeitrag von 15 € zahlen, aber selbstverständlich auch eine einmalige Spende überweisen könne. Alle Informationen hierzu finden Sie auf der Internet Seite www.target-human-rights.com
Auch Nehberg selbst hat eine eigene Homepage unter www.ruediger-nehberg.de Hier lesen Sie unter anderem seinen Lebenslauf, können seine Bücher bestellen und finden ebenso weitere Veranstaltungstermine.

Ansturm

Nehberg bedankte sich für die Aufmerksamkeit und das gezeigte Interesse. Der Raum tobt. Die Zuhörer klatschen stehend Beifall angesichts seines Engagements. Als er die Bühne verlässt, beginnt erneut der Ansturm auf seine ausgestellten Bücher. Jeder, der am Anfang kein Autogramm bekam oder noch kein gemeinsames Bild mit Nehberg hat, kann dies nun nachholen. Und alles passiert mit einer derartigen Unaufgeregtheit, Ausgeglichenheit, dass es wirklich Spaß macht dies zu beobachten.
Als der letzte Gast gegangen ist, hat er sogar noch Zeit für uns, sich ein paar Fragen zum Thema Hörgerät zu stellen:

4 Fragen an Rüdiger Nehberg

Hörakustik: Wie kam es, dass Sie Hörgeräte brauchen? Hatten Sie einen Hörsturz?

Nehberg: Nein. Mein Vater benutzte auch schon Hörgeräte. Vielleicht habe ich die Schwerhörigkeit geerbt. Der Hörverlust kam schleichend. Ich habe immer schlechter gehört. Am Anfang war es mir nicht so bewusst, bis ich merkte, die anderen hören mehr als ich. Nun benutze ich schon seit 15 Jahren Hörhilfen. Ich brauche jetzt Hinter-dem-Ohr – Geräte, da Im-Ohr – Geräte nicht mehr ausreichen.

Hörakustik: Haben die Hörgeräte Sie jemals im Urwald im Stich gelassen?

Nehberg: Nein. Sie haben mich nie im Stich gelassen. Ich habe Sie herausgenommen, da ich Angst hatte, wenn ich kentere, dass ich sie dann verliere oder dass sie ruiniert werden, und da ich sie in der Zivilisation brauche, sollten sie mir im Wasser nicht kaputt gehen. Ich habe mich dadurch noch mehr auf meine Augen verlassen müssen. Ich habe die Hörgeräte in der Zeit auch nicht sehr vermisst, da niemand bei mir war, mit dem ich hätte sprechen können.

Hörakustik: Wie reinigen Sie die Hörgeräte bei Ihren Reisen?

Nehberg: Ich hatte nur die Öse mitgenommen, um Cerumen zu entfernen. Ich hatte aber keine Cerumen-Probleme. Wenn ich zu Hause bin, reinige ich Sie mit Alkohol oder gehe zwecks Wartung zu meinem Hörakustiker.

Hörakustik: Wie reagierten die Indianerstämme auf Ihre Hörgeräte?

Nehberg: Dadurch, dass ich keine Haare über den Ohren habe, fiel ihnen sofort auf, dass ich etwas im Ohr habe. Sie kennen Hörgeräte nicht, haben diese auch noch nie gesehen, ich erklärte ihnen dann, es sei wie eine Brille, ein Hilfsmittel, denn Brillen kannten manche schon oder hatten zumindest von ihnen irgendwann mal gehört.
Die Kinder haben schnell entdeckt, dass es, wenn man mit den Händen die Ohren umschließt und dann ganz langsam wieder mit der Hand weggeht, ein Pfeifen ergibt. Somit war ich deren Musikinstrument.

Hörakustik: Vielen lieben Dank, Herr Nehberg, für das Interview und die Zeit, die Sie sich für uns genommen haben.

Autorin: Anja Werner